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Die Brücke am Kwai

Die Brücke am Kwai

Titel: Die Brücke am Kwai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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wurde.
    Es war sein Erfolg, sein persönlicher Sieg. Seit sechs Monaten lebte er in einem Traum. Ein ungewöhnlich scharfsinniger Verstand hätte das an der Art und Weise erraten können, in der er über die Brücke stolzierte. Ich hatte ihn in meinem Fernglas, Sir… Wäre das Fernglas nur ein Gewehr gewesen…! Er hatte das glückselige Lächeln von Siegern auf den Lippen, ich erinnere mich gut… Ein bewundernswerter Typ eines energischen Mannes, Sir, wie man bei der >Force 316< zu sagen pflegt! Niemals vom Unglück umgeworfen, immer noch im letzten Augenblick sich wieder aufgerafft! Er hat die Japaner zu Hilfe gerufen!
    Dieses alte Rindvieh mit den strahlenden Augen hatte wahrscheinlich sein ganzes Leben davon geträumt, einen dauerhaften Bau auszuführen. Da er keine Stadt und keine Kathedrale zur Verfügung hatte, hat er sich auf die Brücke gestürzt. Und die sollte er zerstören lassen…? Diese alten Obersten unserer alten Armee, Sir! Ich bin sicher, daß er in seiner frühesten Jugend unseren ganzen Kipling gelesen hat, und ich wette mit Ihnen, daß ganze Sätze davon in seinem klapprigen Gehirn herumgeisterten, während sich das Bauwerk aus dem Wasser erhob. >Yours is the earth and everything that’s in it, and which is more, you’ll be a man, my son!< (Dein ist die Erde und alles, was darin ist, und was noch mehr ist, du wirst ein Mann werden, mein Sohn!) Ich höre ihn förmlich.
    Er besaß Pflichtgefühl und hatte Achtung vor der gut ausgeführten Arbeit… auch Liebe zur Tat… wie Sie, wie wir alle, Sir…! Die dumme Mystik der Tat, in der sich alle unsere kleinen Tippsen und großen Hauptleute finden …! Ich weiß nicht, wohin ich noch komme, wenn ich daran denke. Seit einem Monat denke ich daran, Sir. Vielleicht war dieser ungeheuerliche Idiot in Wirklichkeit hochachtbar? Vielleicht hatte er wirklich ein gültiges Ideal? . Ein ebenso heiliges wie wir…? Das gleiche wie wir? Vielleicht sind seine fixen Ideen auf dem gleichen Boden gewachsen, der unsere Antriebskräfte nährt .
    Dieser geheimnisvolle Äther, in dem die Leidenschaften kochen, die zu Taten drängen! Vielleicht hat dort das Endergebnis nicht die geringste Bedeutung, vielleicht zählt nur allein die innere Qualität der Leistung? Oder aber ist dieses Reich des Deliriums ein Teufelsreich, das alle in ihm entstehenden Gefühle vergiftet und sie zwangsläufig diesem scheußlichen Endresultat entgegentreibt…? Ich sage Ihnen, Sir, daß ich darüber seit einem Monat nachgedacht habe. Da kommen zum Beispiel wir in dieses Land, um den Asiaten beizubringen, wie man die Sprengmasse verwenden muß, um Züge zu zermalmen und Brücken in die Luft zu sprengen. Nun gut, wenn…«
    »Erzählen Sie mir den Ausgang der Geschichte«, unterbrach ihn die gesetzte Stimme des Obersten Green. »Nur die Tat zählt, sonst nichts.«
    »Nur die Tat zählt, sonst nichts, Sir. Den Blick von Joyce, als er aus seinem Versteck hervorkam, hätten Sie sehen sollen … Und er ist nicht schwach geworden. Er hat den Stich vorschriftsmäßig durchgeführt, ich war Zeuge. Er hätte nur noch ein bißchen mehr Urteilskraft haben müssen ... Der andere hat sich auf ihn mit einer derartigen Wut geworfen, daß sie beide die ganze Länge des Steilhanges zum Fluß hinunterrollten. Erst am Uferrand sind sie liegengeblieben. Mit bloßem Auge betrachtet, sah es aus, als seien sie leblos. Ich habe die Einzelheiten mit dem Fernglas gesehen. Der eine lag auf dem andern. Der uniformierte Körper war es, der den nackten, blutbefleckten Körper mit seinem ganzen Gewicht niederdrückte, während er ihm gleichzeitig mit zwei wütenden Händen die Kehle zudrückte . Ich sehe ihn noch sehr genau vor mir. Er lag, die Arme waagerecht von sich gestreckt, neben der Leiche, in der noch der Dolch steckte. In diesem Augenblick hat er seinen Irrtum begriffen, Sir, davon bin ich überzeugt.
    Er hat erkannt, das weiß ich – er hat erkannt, daß er sich in dem Oberst getäuscht hatte.
    Ich habe es gesehen. Seine Hand war ganz nah an dem Griff der Waffe. Er hat ihn umklammert. Er hat sich gestrafft. Ich erriet das Spiel seiner Muskeln. Einen Augenblick lang habe ich geglaubt, daß er sich entscheiden würde. Es war zu spät. Er hatte keine Kraft mehr. Er hatte alles von sich gegeben, was an Kräften in ihm war. Er hat es nicht mehr fertiggebracht. Oder aber – er hat es nicht gewollt. Der Feind, der ihm die Kehle zusammendrückte, hypnotisierte ihn. Er hat den Dolch losgelassen und sich aufgegeben. Es

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