Die Brüder Karamasow
einmal in Mitjas Hand ein Päckchen Papiergeld; die Hauptsache aber war, daß Mitja dieses Päckchen hielt und mit ihm hereinkam, wie kein Mensch Geld hält und mit Geld hereinkommt: alle Banknoten trug er wie zur Schau in der rechten Hand, die er steif vor sich her hielt. Pjotr Iljitschs junger Diener, der Mitja im Vorzimmer empfangen hatte, sagte später aus, er sei so, mit dem Geld in der Hand, auch ins Vorzimmer hereingekommen, er mußte es also auch schon auf der Straße so vor sich her getragen haben. Es waren lauter regenbogenfarbene Hundertrubelscheine, die er in seinen blutbefleckten Fingern hielt. Als Pjotr Iljitsch später von interessierten Personen befragt wurde, wie viel Geld es gewesen sei, erklärte er, das habe sich damals nach dem Augenschein schwer beurteilen lassen, vielleicht zweitausend Rubel, vielleicht dreitausend; jedenfalls sei es ein großes, »kompaktes« Päckchen gewesen. »Dmitri Fjodorowitsch selbst«, sagte der Beamte später ebenfalls aus, »machte den Eindruck, als sei er nicht bei Sinnen. Er war jedoch nicht betrunken, sondern befand sich in einer gewissen Verzückung, er war sehr zerstreut, zugleich aber auch in sich gekehrt, als ob er über etwas nachdächte und sich klarzuwerden suchte, aber zu keinem Entschluß kommen könnte. Er hatte es sehr eilig, antwortete kurz und in seltsamem Ton; und manchmal schien er ganz und gar nicht traurig, sondern eher vergnügt zu sein.«
»Was ist denn mit Ihnen los? Was ist Ihnen denn passiert?« rief Pjotr Iljitsch wieder und betrachtete scheu seinen Gast. »Wie haben Sie sich denn so blutig gemacht? Sind Sie gefallen? Sehen Sie nur!«
Er faßte ihn am Ellenbogen und stellte ihn vor den Spiegel.
Als Mitja sein blutbeflecktes Gesicht sah, zuckte er zusammen und runzelte ärgerlich die Augenbrauen.
»Pfui Teufel! Das fehlte noch!« murmelte er zornig, nahm schnell die Banknoten aus der rechten Hand in die linke und zog mit einer krampfhaften Bewegung sein Taschentuch aus der Tasche. Aber auch das Tuch war ganz voll Blut, denn mit ihm hatte er Grigori den Kopf und das Gesicht abgewischt, fast kein einziges Fleckchen war weiß geblieben, und das Tuch war nicht nur getrocknet, sondern hatte sich zu einem Ballen verhärtet und wollte sich nicht auseinanderfalten lassen.
Mitja schleuderte es wütend auf den Fußboden.
»Zum Teufel! Haben Sie nicht irgendeinen Lappen, damit ich mich abwischen kann?«
»Also haben Sie sich nur beschmiert und sind gar nicht verwundet? Dann waschen Sie sich doch lieber!« antwortete Pjotr Iljitsch. »Da ist der Waschtisch, ich werde Ihnen behilflich sein.«
»Der Waschtisch? Ja, das ist gut ... Aber wo soll ich denn hiermit hin?« fragte er, deutete dabei in seltsamer Ratlosigkeit auf sein Päckchen Hundertrubelscheine und blickte Pjotr Iljitsch fragend an, als ob der zu entscheiden hätte, wo Mitja sein eigenes Geld lassen sollte.
»Stecken Sie es doch in die Tasche, oder legen Sie es hier auf den Tisch, es wird nicht fortkommen.«
»In die Tasche? Ja, in die Tasche. Das ist gut ... Ach, wissen Sie, das ist ja alles dummes Zeug!« rief er, als streifte er auf einmal seine Zerstreutheit ab. »Sehen Sie, wir wollen erst dieses Geschäft erledigen. Das mit den Pistolen, meine ich. Geben Sie sie mir zurück, da ist Ihr Geld. . . Ich brauche sie sehr, sehr dringend ... Und ich habe nicht eine Minute Zeit ...«
Er nahm den obersten Hundertrubelschein von dem Päckchen und reichte ihn dem Beamten.
»Aber ich werde nicht herausgeben können«, bemerkte der. »Haben Sie kein kleineres Geld?«
»Nein«, antwortete Mitja, wobei er wieder das Päckchen ansah. Dann blätterte er mit den Fingern die obersten zwei oder drei Scheine durch, als ob er seinem eigenen Wort nicht traute. »Nein, alles dieselbe Sorte«, fügte er hinzu und blickte wieder Pjotr Iljitsch fragend an.
»Woher sind Sie denn so reich geworden?« fragte der Beamte. »Warten Sie, ich werde meinen Burschen zu den Plotnikows schicken. Die schließen ihr Geschäft erst spät und werden wohl wechseln können. He, Mischa!« rief er ins Vorzimmer.
»Zum Laden von Plotnikow – das ist ja herrlich!« rief Mitja. Ein neuer Gedanke schien ihn erleuchtet zu haben. »Mischa!«
sagte er zu dem Burschen. »Weißt du was, lauf doch mal zu Plotnikows und sag, Dmitri Fjodorowitsch läßt grüßen und kommt gleich selber hin. Und noch etwas. Sie sollen, bis ich dort bin, Champagner bereitstellen, so etwa drei Dutzend Flaschen, und sie so einpacken wie damals, als
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