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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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Bruder! Was kann kostbarer sein als das Leben? Nichts, nichts! Auf das Leben und auf die Königin der Königinnen!«
    »Trinken wir auf das Leben und meinetwegen auch auf deine Königin!«
    Jeder trank ein Glas. Mitja war hingerissen und redete allerlei durcheinander; dennoch war ihm eine gewisse Traurigkeit anzumerken, als ob eine unüberwindliche Sorge auf ihm lastete.
    »Mischa ... Dein Mischa ist gekommen ... Mischa, Täubchen, komm mal her und trink dieses Glas aus! Auf den morgigen goldlockigen Phöbus ...«
    »Warum gibst du ihm das?« rief Pjotr Iljitsch gereizt.
    »Erlaube es doch, ist ja nichts dabei! Ich möchte es gern.«
    Mischa trank das Glas aus, verbeugte sich und lief wieder weg.
    »Er wird lange daran denken«, bemerkte Mitja. »Ich liebe das Weib, das Weib! Was ist das Weib? Die Königin der Erde! Mir ist traurig zumute, Pjotr Iljitsch, traurig. Erinnerst du dich an Hamlet: ›Es ist mir so traurig zumute, Horatio, so traurig ... Ach, armer Yorick!‹ Ich bin vielleicht dieser arme Yorick. Jetzt bin ich Yorick, später jedoch ein Schädel.«
    Pjotr Iljitsch hörte zu und schwieg. Auch Mitja war ein Weilchen still.
    »Was ist das für ein Hündchen?« fragte er auf einmal zerstreut den Gehilfen, als er in einer Ecke einen hübschen kleinen Bologneserhund mit schwarzen Augen bemerkte.
    »Das ist das Hündchen von Warwara Alexejewna, der Hausherrin«, antwortete der Gehilfe. »Sie hat es vorhin mitgebracht und hier vergessen. Wir werden es ihr zurückbringen müssen.«
    »Ich habe schon einmal so einen Hund gesehen, beim Regiment ...«, sagte Mitja nachdenklich. »Nur hatte der ein gebrochenes Hinterbein ... Apropos, Pjotr Iljitsch, ich wollte dich fragen: Hast du in deinem Leben mal was gestohlen?«
    »Was ist das für eine Frage?«
    »Nun, ich frage nur so. Jemand anderem aus der Tasche, fremdes Eigentum? Ich rede nicht von der Staatskasse, die Staatskasse bestehlt ihr alle, und du natürlich auch ...«
    »Scher dich zum Teufel!«
    »Ich rede von fremdem Eigentum. Direkt aus der Tasche, aus dem Geldbeutel, verstehst du?«
    »Ich habe einmal meiner Mutter ein Zwanzigkopekenstück gestohlen, als ich neun Jahre alt war. Ich nahm es vom Tisch und hielt es in der zusammengedrückten Hand.«
    »Und dann?«
    »Weiter nichts. Ich behielt es drei Tage lang, dann schämte ich mich, gestand es und gab es zurück.«
    »Nun, und dann?«
    »Natürlich bekam ich Prügel. Aber warum fragst du danach? Hast du etwa selbst gestohlen?«
    »Ja, ich habe gestohlen«, antwortete Mitja und zwinkerte schlau mit den Augen.
    »Was hast du denn gestohlen?« erkundigte sich Pjotr Iljitsch neugierig.
    »Meiner Mutter ein Zwanzigkopekenstück, ich war neun Jahre alt, nach drei Tagen gab ich es zurück.«
    Nach diesen Worten erhob sich Mitja plötzlich von seinem Platz.
    »Dmitri Fjodorowitsch, täten wir nicht gut daran, uns zu beeilen?« rief auf einmal Andrej an der Ladentür.
    »Ist alles bereit? Dann wollen wir gehen!« versetzte Mitja, der zusammengefahren war. »Noch ein letztes Wort ... Und gebt Andrej schnell noch ein Glas Schnaps auf den Weg! Und ein Glas Kognak, außer dem Schnaps! »Er deutete auf den Pistolenkasten. »Diesen Kasten stellt mir unter den Sitz! Leb wohl, Pjotr Iljitsch! Gedenke meiner nicht im Bösen!«
    »Aber du kommst doch morgen zurück?«
    »Unbedingt.«
    »Belieben Sie jetzt die Rechnung zu begleichen?« fragte ein hinzueilender Gehilfe.
    »Ja, richtig, die Rechnung! Gewiß!«
    Er holte wieder das Päckchen Banknoten aus der Tasche, nahm drei Hundertrubelscheine, warf sie auf den Ladentisch und verließ eilig den Laden. Man begleitete ihn unter Verbeugungen, höflichen Worten und guten Wünschen hinaus. Andrej räusperte sich nach dem Kognak und sprang auf den Bock. Gerade wollte Mitja einsteigen, als völlig unerwartet Fenja außer Atem angelaufen kam. Sie faltete laut schreiend die Hände vor ihm und fiel ihm zu Füßen.
    »Väterchen, Dmitri Fjodorowitsch, Täubchen, bringen Sie das gnädige Fräulein nicht um! Ich, ich bin es ja gewesen, die Ihnen alles erzählt hat! ... Und bringen Sie auch ihn nicht um, er ist ja ihr Früherer! Jetzt will er Agrafena Alexandrowna heiraten, dazu ist er aus Sibirien zurückgekommen ... Väterchen, Dmitri Fjodorowitsch, vernichten Sie ein fremdes Leben nicht!«
    »Aha, so steht das! Na, du wirst ja jetzt etwas Schönes anrichten!« murmelte Pjotr Iljitsch vor sich hin. »Jetzt ist alles klar, wie sollte man das jetzt nicht verstehen? Dmitri Fjodorowitsch, gib

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