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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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folgte ein Schriftstück, ein Brief des Angeklagten an Fräulein Werchowzewa, den er zwei Tage vor dem Verbrechen geschrieben hat und worin er im voraus ein Programm des Verbrechens mit allen Einzelheiten entwirft. Nun, warum suchen wir da noch ein anderes Programm und andere Verfasser eines solchen? Ganz genau nach diesem Programm ist das Verbrechen begangen worden! Begangen von keinem anderen als dem Verfasser des Programms! Ja meine Herren Geschworenen, es ist so ausgeführt worden, wie es geschrieben stand! Und wir sind überhaupt nicht respektvoll und ängstlich vom Fenster des Vaters fortgelaufen, trotz der festen Überzeugung, daß in jenem Augenblick unsere Geliebte bei ihm war. Nein, das ist absurd und unglaublich. Er ist hineingegangen und hat die Sache zu Ende gebracht. Wahrscheinlich hat er den Totschlag in der Erregung begangen, vor Wut glühend, sobald er seinen Feind und Nebenbuhler erblickte; doch nachdem er ihn totgeschlagen hatte – was er vielleicht mit einem einzigen Schlag, mit einem einzigen Ausholen seines mit dem Messingstößel bewaffneten Arms vollbrachte – und nachdem er sich dann durch eingehende Untersuchung überzeugt hatte, daß sie nicht da war, da hat er allerdings nicht vergessen, die Hand unter das Kopfkissen zu schieben und das Kuvert mit den Banknoten hervorzuholen, das jetzt hier zerrissen auf dem Tisch mit den Beweisstücken liegt. Ich sage das, damit Sie auf einen meiner Ansicht nach sehr charakteristischen Umstand achten. Wäre es ein routinierter Mörder gewesen und besonders ein Mörder, mit der Absicht zu rauben, hätte er dann wohl das zerrissene Kuvert auf dem Fußboden liegenlassen, so wie wir es neben der Leiche gefunden haben? Wäre es zum Beispiel Smerdjakow gewesen, der den Mord um des Raubes willen begangen hätte, so hätte er doch einfach das Kuvert mitgenommen, ohne sich die Mühe zu machen, es neben der Leiche zu öffnen, da er genau wußte, daß in dem Kuvert Geld war: Es war ja vor seinen eigenen Augen hineingetan und versiegelt worden. Hätte er jedoch das Kuvert ganz mitgenommen, so hätte kein Mensch gewußt, ob ein Raub stattgefunden hatte. Ich frage Sie, meine Herren Geschworenen, wäre Smerdjakow wohl so verfahren? Hätte er das Kuvert auf dem Fußboden liegenlassen? Nein, so mußte ein Mörder verfahren, der außer sich war und nicht richtig zu überlegen vermochte, ein Mörder, der kein Dieb war und bisher noch nie etwas gestohlen hatte und auch jetzt nicht wie ein Dieb das Geld unter dem Kopfkissen hervorholte, sondern so, als nähme er sein Eigentum dem Dieb, der es ihm gestohlen hat, wieder weg. Gerade das war ja Dmitri Karamasows Auffassung von diesen dreitausend Rubeln, eine Auffassung, die bei ihm zur Manie geworden war. Und nachdem er sich des Kuverts bemächtigt hat, das er vorher nie gesehen hatte, reißt er es auf, um sich zu überzeugen, ob auch das Geld darin ist; dann läuft er mit dem Geld in der Tasche davon, ohne auch nur daran zu denken, daß er mit dem zerrissenen Kuvert ein außerordentlich starkes Beweisstück gegen sich auf dem Fußboden zurückläßt. Alles deswegen, weil es eben Karamasow war und nicht Smerdjakow, weil er nicht überlegte – und wie hätte er das auch gekonnt! Er läuft davon, er hört das Geschrei des Dieners, der Diener faßt ihn, hält ihn fest und stürzt, von dem Stößel getroffen, zu Boden. Der Angeklagte springt aus Mitleid zu ihm hinunter. Stellen Sie sich das vor: Er versichert uns auf einmal, er sei damals aus Bedauern, aus Mitleid hinuntergesprungen, um zu sehen, ob er ihm nicht irgendwie helfen konnte. Nun, war dieser Augenblick etwa dazu angetan, ein derartiges Mitleid zum Ausdruck zu bringen? Nein, er sprang vielmehr hinunter, um sich zu überzeugen, ob der einzige Zeuge seiner Untat noch am Leben war. Jedes andere Gefühl, jedes andere Motiv wäre unnatürlich gewesen! Beachten Sie auch dies: Er müht sich um Grigori ab, wischt ihm mit dem Taschentuch das Blut vom Kopf, und als er sicher zu sein glaubt, daß der andere tot ist, läuft er wie ein Unsinniger ganz blutbeschmiert wieder in das Haus seiner Geliebten – wie konnte er nicht daran denken, daß er ganz voll Blut war und ihn das sofort verraten mußte? Doch der Angeklagte versichert uns selbst, er habe gar nicht darauf geachtet, daß er voll Blut war. Das kann man ihm glauben, das ist sehr wohl möglich, das ist in solchen Momenten bei Verbrechern oft der Fall. Einerseits sind sie fähig zu einer teuflisch schlauen Berechnung,

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