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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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blicken lassen. Wir werden uns irgendwo weit weg von hier verbergen, im Norden oder im Süden. Ich werde mich bis dahin äußerlich verändert haben und sie ebenfalls. Dort in Amerika wird mir ein Arzt eine falsche Warze machen, auf so etwas müssen sie sich als Mechaniker ja verstehen. Oder ich steche mit ein Auge aus und lasse mir den Bart eine Elle lang wachsen, er wird ganz grau aussehen, denn vor Sehnsucht nach Rußland werde ich ergrauen – und dann wird mich wohl niemand erkennen. Wenn sie mich aber doch erkennen, dann sollen sie mich nach Sibirien schicken, ganz egal, dann ist das eben mein Schicksal! Hier werden wir ebenfalls irgendwo in einer abgelegenen Gegend die Erde pflügen, und ich werde mein ganzes Leben lang als Amerikaner auftreten. So werden wir wenigstens auf heimischer Erde sterben. Das ist mein Plan, und der ist unabänderlich. Billigst du ihn?«
    »Ja, ich billige ihn«, antwortete Aljoscha, der ihm nicht widersprechen wollte.
    Mitja schwieg einen Augenblick und sagte dann plötzlich: »Aber wie kunstvoll sie das alles bei der Gerichtsverhandlung arrangiert hatten ! Ganz erstaunlich!«
    »Auch wenn sie das nicht getan hätten, wärst du doch verurteilt worden«, sagte Aljoscha mit einem Seufzer.
    »Ja, ich war dem hiesigen Publikum zuwider geworden! Gott verzeihe es ihnen – aber es ist schwer zu ertragen«, sagte Mitja gequält.
    Sie schwiegen wieder eine Weile.
    »Aljoscha, töte mich lieber gleich!« rief Mitja plötzlich. »Wird sie kommen oder nicht? Sprich! Was hat sie gesagt? Wie hat sie es gesagt?«
    »Sie sagte, sie würde kommen. Ich weiß aber nicht, ob heute. Es fällt ihr schwer!« antwortete Aljoscha und blickte den Bruder schüchtern an.
    »Na, wie sollte es ihr auch nicht schwerfallen! Aljoscha, ich werde darüber den Verstand verlieren ... Gruscha sieht mich immer so an. Sie begreift etwas. Du mein Gott und Herr, gib mir Ruhe! Wonach verlangt es mich? Nach Katja verlangt es mich! Verstehe ich auch, wonach mich verlangt? Das ist das verfluchte Karamasowsche Ungestüm! Nein, zum Leiden bin ich nicht fähig! Ein Schuft bin ich: Damit ist alles gesagt!«
    »Da ist sie!« rief Aljoscha.
    Katja war auf der Schwelle erschienen. Einen Augenblick blieb sie stehen und sah Mitja fassungslos an. Mitja sprang eilig auf, sein Gesicht drückte Schrecken aus, er wurde blaß. Doch sogleich trat ein schüchternes, flehendes Lächeln auf seine Lippen, und er streckte plötzlich Katja beide Hände entgegen. Als Katja das sah, stürzte sie schnell zu ihm. Sie ergriff seine Hände, zwang ihn fast, sich auf das Bett zu setzen, setzte sich selbst neben ihn und drückte ihm fest und krampfhaft die Hände, die sie noch immer festhielt. Mehrere Male versuchten beide, etwas zu sagen, aber jedesmal hielten sie inne und blickten sich wieder schweigend und regungslos mit einem seltsamen Lächeln an. So vergingen mehrere Minuten.
    »Hast du mir verziehen?« stammelte Mitja endlich, wandte sich im gleichen Moment an Aljoscha und rief ihm mit vor Freude ganz entstelltem Gesicht zu: »Hörst du, was ich frage? Hörst du?«
    »Deswegen habe ich dich ja auch geliebt, weil du ein großmütiges Herz hast!« sagte Katja; diese Worte entfuhren ihr offenbar unwillkürlich. »Du brauchst aber nicht meine Verzeihung, sondern ich deine. Magst du mir nun verzeihen oder nicht – du wirst für das ganze Leben eine schmerzende Wunde in meiner Seele bleiben und ich in deiner. Anders kann es nicht sein ...«
    Sie schwieg, um Atem zu schöpfen.
    »Wozu bin ich hergekommen?« begann sie von neuem, jetzt hastig und hingerissen. »Um deine Füße zu umarmen, um dir die Hände zu drücken, siehst du, so, bis es weh tut, erinnerst du dich, wie ich sie dir in Moskau gedrückt habe? Um dir wieder zu sagen, daß du mein Gott bist, meine Freude, um dir zu sagen, daß ich dich sinnlos liebe!« stöhnte sie qualvoll und preßte auf einmal leidenschaftlich ihre Lippen auf seine Hand. Tränen traten ihr in die Augen.
    Aljoscha stand schweigend und verwirrt da; was er jetzt sah, hatte er in keiner Weise erwartet.
    »Die Liebe ist vergangen, Mitja«, begann Katja wieder. »Aber teuer, schmerzlich teuer ist mir das Vergangene! Das sollst du wissen fürs ganze Leben! Aber jetzt, für einen kurzen Augenblick, mag das sein, was hätte sein können«, stammelte sie mit schmerzerfülltem Lächeln und sah ihm wieder froh in die Augen. »Du liebst jetzt eine andere, und ich liebe einen anderen. Trotzdem werde ich dich mein Leben lang lieben –

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