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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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nun, daß das junge Mädchen mir zugetan war: Dieser Gedanke versetzte mein Herz in Glut. Später freilich merkte ich selbst, daß ich sie vielleicht gar nicht richtig geliebt, sondern mehr ihren Verstand und ihren edlen Charakter verehrt hatte, wie das ja auch nicht anders möglich war. Meine Selbstsucht hinderte mich jedoch daran, ihr damals meine Hand anzutragen; es erschien mir schrecklich, von den Verlockungen des ausschweifenden, freien Junggesellenlebens in so jungen Jahren und noch dazu mit etwas Geld in Händen Abschied zu nehmen. Andeutungen machte ich aber doch. Jedenfalls verschob ich alle entscheidenden Schritte für kurze Zeit. Da wurde ich plötzlich für zwei Monate in einen anderen Kreis abkommandiert. Als ich nach Ablauf der zwei Monate wieder zurückkam, erfuhr ich zu meiner Überraschung, daß das junge Mädchen bereits verheiratet war: mit einem reichen Gutsbesitzer aus der Nachbarschaft, der zwar älter war als ich, aber eben doch noch jung. Er hatte Beziehungen zur Hauptstadt und zur besten Gesellschaft, was bei mir nicht der Fall war, und er war ein sehr liebenswürdiger und überdies ein sehr gebildeter Mann, während mir jegliche Bildung fehlte. Dieses unerwartete Ereignis erschütterte mich dermaßen, daß sich sogar mein Verstand etwas trübte. Doch was die Hauptsache war: Ich erfuhr, dieser junge Gutsbesitzer war mit ihr schon lange heimlich verlobt gewesen! Ich war ihm zwar oft im Haus ihrer Eltern begegnet, hatte aber, durch meine eigenen Vorzüge verblendet, nichts gemerkt. Das war es nun, was mich besonders kränkte. Wie – fast alle hatten es gewußt, nur ich nicht?! Und mich packte ein unerträglicher Zorn. Mit Schamröte im Gesicht begann ich mir ins Gedächtnis zurückzurufen, wie oft ich ihr beinahe eine Liebeserklärung gemacht hätte. Und da sie mich nie unterbrochen hatte, so folgerte ich nun, mußte sie sich über mich lustig gemacht haben! Später habe ich mir allerdings überlegt und mich erinnert, daß sie sich keineswegs über mich lustig gemacht, sondern solche Gespräche immer von selbst scherzhaft abgebrochen und statt dessen andere begonnen hatte. Damals aber war ich solcher Überlegungen nicht fähig, die Rachsucht glühte in mir. Ich erinnere mich mit Erstaunen, daß diese Rachsucht und mein Zorn mir peinlich und widerwärtig waren, weil ich infolge meines leichtfertigen Charakters gar nicht imstande war, jemandem lange böse zu sein, und daß ich mich deshalb selbst künstlich aufhetzte und schließlich geradezu gemein und albern wurde. Ich wartete nun auf eine Gelegenheit. Eines Tages gelang es mir, meinen »Nebenbuhler« in einer großen Gesellschaft zu beleidigen, und zwar scheinbar aus ganz anderem Grunde: indem ich mich über eine Ansicht lustig machte, die er über ein wichtiges Ereignis jener Zeit, es war im Jahr sechsundzwanzig, geäußert hatte; das tat ich, wie die Leute sagten, recht witzig und geschickt. Darauf zwang ich ihn zu einer Aussprache und bei dieser Aussprache benahm ich mich so grob, daß er meine Forderung zum Duell annahm – trotz des gewaltigen Unterschiedes zwischen uns, denn ich war nicht nur jünger als er, sondern auch ein unbedeutender Mensch von geringem Rang. Später habe ich zuverlässig erfahren, daß auch er meine Forderung aus einem Gefühl der Eifersucht angenommen hatte. Er war auch schon früher ein bißchen eifersüchtig auf mich gewesen, als sie noch seine Braut war; jetzt aber glaubte er, wenn sie erfahren würde, daß er sich von mir hatte beleidigen lassen, ohne mich zum Duell zu fordern, müßte sie ihn verachten und in ihrer Liebe wankend werden. Einen Sekundanten fand ich rasch, einen Leutnant aus, unserem Regiment. Obwohl Duelle damals streng bestraft wurden, waren sie doch beim Militär geradezu Mode, so festgewurzelt sind manchmal veraltete rohe Bräuche. Es war Ende Juni, und unsere Begegnung sollte am folgenden Tage um sieben Uhr morgens vor der Stadt sein. Da passierte mir etwas, was in Wahrheit wie eine Fügung des Schicksals aussah. Als ich am Abend in wütender, widerwärtiger Stimmung nach Hause zurückkehrte, ärgerte ich mich über meinen Burschen Afanassi und schlug ihn mit voller Kraft zweimal ins Gesicht, daß er blutete. Er diente mir schon lange, und es war auch früher schon vorgekommen, daß ich ihn schlug, doch niemals so roh. Werdet ihr es glauben, liebe Freunde? Vierzig Jahre sind seitdem vergangen; trotzdem denke ich auch jetzt nur mit qualvoller Scham daran zurück! Ich legte mich ins Bett

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