Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
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D
er Einsatzbus des SWAT-Teams fiel in der Wohnsiedlung sicherlich auf, denn er setzte inmitten der Grautöne definitiv Akzente. Aber weder Josy noch ihr Team bemühten sich um Unauffälligkeit, schließlich würde dieser Fall hier und heute beendet werden.
Als leitende Beamtin saß Josy zusammen mit ihrem Team auf einer der Rücksitzbänke, in voller Ausrüstung. Schwarzer Einsatzoverall, Vollvisierhelm, darunter eine Sturmhaube, um die Identität des jeweiligen Beamten zu verbergen, eine ballistische Weste, Stahlkappenschuhe und bewaffnet mit einer 9-mm-Glock.
Josy starrte auf den Boden, konzentrierte sich auf ihre Atmung und bereitete sich auf die bevorstehende Situation vor. So wie sie es in solchen Momenten immer tat, um sich von den Wogen ihrer Emotionen nicht überrollen zu lassen. Äußerlich blieb sie reglos, während es unter der Oberfläche heftig brodelte. Adrenalin, gepaart mit ungeduldiger Erwartung, raste durch ihre Venen. Sie spürte dieses Kribbeln bis in die Fingerspitzen. Es war, als säße sie in einem Flugzeug und wartete voller Spannung auf ihren Sprung in die Tiefe, die Schnur des Fallschirms in Reichweite, die Sicherheit des unversehrten Aufkommens im hintersten Winkel ihres Verstandes.
Während die Einsatztruppe wartete – ihre Waffen und ihr Innerstes bereit für den Einsatz – hätte man das Geräusch einer fallenden Stecknadel wahrnehmen können.
Die Vorgehensweise stand seit der Einsatzbesprechung, die in der Zentrale stattgefunden hatte, fest. Man wusste jedoch nie, was sich ergeben, oder wie die Lage sich verändern würde. Zwar konnte man vieles planen, aber ob die Realität sich an den Plan hielt, war immer auch ein Glücksspiel. Also musste sie auf ihr Urteilsvermögen zählen können, das in wenigen Sekunden den gesamten Verlauf des Einsatzes entscheiden konnte, und auf ihr für diese Einsätze eigens ausgebildetes Team vertrauen, das jedoch für seine Kompetenz bekannt war.
Je näher sie dem Ziel kamen, desto deutlicher spürte man die Anspannung. Die Minuten vor dem Einsatz waren eine der mühsamsten Belastungen. Vor allem die Wartezeit ohne aktive Handlungen zerrte an jedermanns Nervenkostüm. Josy öffnete sich für ihre Aufgabe, ließ ihre Sinne schweifen und suchte nach dem Geist des Täters – einem Menschen mit perfiden Gedanken und Gelüsten, der sich Befriedigung verschaffte, indem er sich der Lust, seine Opfer leiden zu sehen, hingab. Er quälte, misshandelte und tötete seine Opfer auf bizarre Art. Josy hatte schon viele bestialische Morde gesehen. Sie war der Meinung, dass sie nichts mehr überraschen oder erschüttern konnte, doch sie wurde in diesem Fall eines Besseren belehrt.
Sie war in ihrem Element. Innerlich lächelte sie bereits, denn sie würde diesen Psychopathen in wenigen Minuten zu fassen bekommen. Das Wissen, dass sie heute durch den Einsatz ihrer Gabe einen weiteren Schandfleck der Gesellschaft beseitigen würde, verschaffte ihr nicht nur persönliche Genugtuung, sondern sie würde wieder einmal beweisen, dass sie in der beruflichen Männerdomäne als Frau bestehen konnte.
Gedanklich hatte sie die Szene schon einige Male durchgespielt. Sie wusste, wie sie vor ihn treten und ihm das Handwerk legen würde. Der Gedanke an das bevorstehende Kräftemessen ließ sie vor Erwartung schaudern. Ihre Andersartigkeit war der Schlüssel, um einen weiteren Mörder zur Rechenschaft ziehen zu können.
Wenn er dabei spielen wollte, na gut, er hatte eine würdige Gegnerin gewählt. Wie es schien, war die Herausforderung bereits ausgesprochen, der Fehdehandschuh geworfen, und sie war mehr als bereit, ihn aufzuheben, zumal ihr dieser Dreckskerl bereits zweimal entwischt war. Noch nie hatte sie sich in der Lage befunden, einem Täter eine zweite Chance eingeräumt zu haben. Bis zum heutigen Einsatz lieferte sie sich mit jedem genau zwei Runden. In der ersten war er ihr voraus. Doch während er sich noch in seinem Triumph sonnte, stöberte sie bereits durch die Reste seiner Tat, nahm seine Spur auf, und prägte sich seine geistige Signatur ein. In der zweiten Runde hatte sie entscheidende Vorteile dem Täter gegenüber. Er hatte keine Chance ihr zu entkommen. Bis dieser hier aufgetaucht war und sie herausgefordert hatte.
Die Kratzer an ihrem Ego waren nichts im Vergleich zu dem Druck, den sie sich für diesen Einsatz auferlegt hatte. Durch ihre Gabe war es ihr immer leichtgefallen, ihre Kontrahenten zur Strecke zu bringen. Vermutlich zu leicht. Dieser hier
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