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Die Brüder Löwenherz

Die Brüder Löwenherz

Titel: Die Brüder Löwenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Tengil schickt seine Soldaten meistens diesen Weg.«
    »Aber sie brauchen ja nicht gerade hier zu halten«, sagte ich. Darin gab Jonathan mir recht.
    »Nein, ich möchte wirklich nicht, daß sie mich zu sehen bekommen und Appetit auf Löwenherz kriegen«, sagte er. Sechs Mann zählte ich oben auf dem Steilhang.
    Sie redeten aufgeregt über irgend etwas und zeigten auf das Wasser, aber man konnte sie nicht hören. Plötzlich machte sich einer von ihnen daran, sein Pferd die Böschung hinunter zum Fluß zu treiben: Er kam geradewegs auf uns zugeritten, und ich war heilfroh, daß wir in der Baumkrone so gut versteckt saßen. Die anderen schrien ihm nach: »Laß das. Park! Du ersäufst mitsamt dem Gaul!«
    Doch er - den sie Park nannten - lachte nur und schrie zurück: »Ich werd’s euch zeigen! Komm ich nicht lebend zur Klippe und wieder zurück, dann spendier ich
    ‘ne Lage Bier, Ehrenwort!«
    Uns wurde klar, was er vorhatte.
    Draußen im Fluß lag eine Klippe. Die Strömung brach sich daran, und nur ein Stück davon war über Wasser sichtbar. Park hatte sie wohl im Vorüberreiten gesehen und wollte sich nun wichtig tun.
    »Dieser Einfaltspinsel!« sagte Jonathan. »Glaubt er wirklich, das Pferd kann bis dorthin gegen den Strom schwimmen?« Aber schon hatte Park Helm, Umhang und Stiefel abgelegt und saß nur in Hemd und Hosen auf dem Pferderücken. Jetzt wollte er das Pferd in den Fluß zwingen, eine hübsche kleine schwarze Stute war es.
    Park schrie und tobte und trieb sie an, doch die Stute wollte nicht. Sie hatte Angst, und da schlug er sie. Eine Reitpeitsche hatte er nicht. Er schlug ihr mit geballten Fäusten auf den Kopf, und ich hörte Jonathan aufschluchzen, genau wie damals auf dem Marktplatz.
    Schließlich setzte Park seinen Willen durch. Die Stute wieherte und war ganz außer sich vor Angst, stürzte sich aber, nur weil dieser Wahnsinnige es wollte, in den Fluß. Es war schrecklich mit anzusehen, wie sie kämpfte, als die Strömung sie ergriff.
    »Sie wird abgetrieben werden, gerade auf uns zu«, sagte Jonathan. »Park kann tun, was er will - bis zur Klippe kriegt er sie nie!«
    Selbst Park begriff endlich, daß es sein Leben galt. Nun wollte er zurück ans Ufer, merkte aber bald, daß es nicht ging. Nein, denn die Strömung wollte nicht wie er!
    Sie wollte ihn in den Karmafall zwingen, und das verdiente er auch. Aber die Stute tat mir so leid. Sie war völlig hilflos. Jetzt kamen Roß und Reiter auf uns zugetrieben, genau wie Jonathan es vorausgesagt hatte, gleich würden sie an uns vorbeigleiten und verschwinden. Ich sah den Schrecken in Parks Augen, er wußte, wohin er trieb.
    Ich drehte mich zu Jonathan um und schrie auf. Er hing baumelnd über dem Wasser, so weit draußen, wie es nur möglich war. Mit dem Kopf nach unten, die Beine um den Baumstamm geschlungen, hing er da, und in der Sekunde, als Park unter ihm war, packte er ihn an den Haaren und zog ihn hoch, so daß er an einem Ast Halt finden konnte.
    Dann rief er die Stute: »Komm, mein Pferdchen, komm her!« Sie war schon vorbeigetrieben, machte nun aber einen verzweifelten Versuch, zu ihm zu kommen. Obwohl sie nicht mehr diesen Tölpel Park auf dem Rücken trug, war sie nahe daran, zu versinken. Aber irgendwie gelang es Jonathan, ihren Zügel zu fassen, und er zog aus Leibeskräften. Es wurde ein Ringen auf Leben und Tod, denn der Fluß wollte sein Opfer nicht freigeben, er wollte die Stute und wollte auch Jonathan. Ich geriet ganz außer mir und schrie Park an: »Hilf doch, du Ochse, hilf doch mit!«
    Er war inzwischen auf den Baum gekrochen und saß dort sicher und gut und dicht neben Jonathan, aber das einzige, was dieses Rindvieh tat, war, daß er sich vorbeugte und brüllte: »Laß den Gaul doch los! Oben im Wald streunen zwei andere herum, davon nehm’ ich mir einen! Laß einfach los!« Der Zorn verleiht einem Kräfte, das hatte ich schon immer gehört, und so kann man vielleicht sagen, daß Park Jonathan doch half, die Stute an Land zu ziehen.
    Aber danach fauchte er Park an: »Du Hornochse, glaubst du, ich rette dir das Leben, damit du mir mein Pferd stiehlst? Schämst du dich nicht?«
    Vielleicht schämte sich Park, ich weiß es nicht. Er sagte kein Wort, fragte auch nicht, wer wir seien oder sonstwas. Er stapfte mit seiner armen Stute einfach davon, mühsam den Hang hinauf, und bald darauf war er mit dem ganzen Trupp verschwunden.
    Am Abend machten wir uns oberhalb des Karmafalles ein Lagerfeuer. Und ich bin sicher, daß zu keiner

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