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Der Bedrohung so nah (German Edition)

Der Bedrohung so nah (German Edition)

Titel: Der Bedrohung so nah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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PROLOG
    Erin McNeal liebte den Geschmack von Adrenalin. Doch als sie ihren Partner mit gefesselten Händen und einer Pistole im Nacken auf dem Boden liegen sah, bildete es tief in ihrem Hals einen bitter schmeckenden Kloß. Verdammt, wie ist er nur in diese Lage geraten? Und warum war sie auch noch dumm genug gewesen, ihm in diese gottverlassene Lagerhalle zu folgen? Offenbar hatten sie auch neun Jahre Polizeidienst nicht genügend Vorsicht gelehrt.
    Mit klopfendem Herzen zog sie ihren Dienstrevolver aus dem Halfter an ihrem Rücken und betete, dass sie ihn nicht brauchen würde. Auf einen Schusswechsel konnte sie gut verzichten. Die beiden Männer waren mit halbautomatischen Pistolen bewaffnet und würden nicht zögern, sie auch zu benutzen. Aber Erin war Polizistin. Sie würde nicht zusehen, wie ihr Partner erschossen wurde, nur weil sie in der Unterzahl war.
    Ohne die Männer aus den Augen zu lassen, spannte sie den Hahn mit dem Daumen. Die Verstärkung, die sie per Funk angefordert hatte, würde nicht rechtzeitig genug eintreffen, um das Unvermeidliche zu verhindern. Ihr Partner hatte höchstens noch eine Minute zu leben – wenn er Glück hatte. Damit blieben ihr ungefähr dreißig Sekunden, sich etwas einfallen zu lassen.
    „Entweder du sagst uns jetzt, wer dein Informant ist, Cop, oder wir prügeln es aus dir heraus“, sagte der Mann mit dem schlecht sitzenden Anzug.
    Erin war zu weit entfernt, um den Typen zu erkennen. Doch die Gelassenheit und seine ruhige Hand verrieten ihr, dass er ein Profi war. Dem erwartungsvollen Unterton in seiner Stimme nach zu urteilen, würde ihr Partner nicht der erste Mensch sein, den er umbrachte. Wo, zur Hölle, blieb die Verstärkung?
    „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit“, sagte der andere Mann. „Leg ihn um.“
    Der Mann im Anzug hob seine Waffe. „Letzte Chance, Cop.“
    Erin kam aus ihrer Deckung hinter dem Gabelstapler hervor, hob den Revolver und richtete ihn auf den Mann im Anzug. „Polizei! Waffen fallen lassen und die Hände über den Kopf!“
    Der Mann schwenkte herum, wobei er langsam die rechte Hand in sein Sakko gleiten ließ. „Was, zum Teufel …“
    Erin zielte auf den Mann, der nach seiner Waffe griff.
    „Keine Bewegung!“
    Die Männer blickten sich kurz an, und Erin überkam ein ungutes Gefühl. Sie schienen nicht vorzuhaben, sich kampflos zu ergeben. Schon gar nicht einer Frau.
    Langsam hob ihr Partner den Kopf. Sie sah die gleiche Angst in seinen Augen, die auch in ihrer Brust wie ein wildes Biest wütete. Sie war in der Unterzahl, das war offensichtlich. Keine gute Voraussetzung, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, geschweige denn, das von jemand anderem zu retten.
    Verdammt, so war das nicht geplant gewesen.
    Als Panik sie zu übermannen drohte, ging sie automatisch in ihre wieder und wieder trainierte Schusshaltung. Die Beine schulterbreit auseinander, den Hahn des Revolvers gespannt, die Waffe auf das Ziel gerichtet – doch keinesfalls, ohne zu zittern. „Waffen fallen lassen!“ rief sie. Das Blut rauschte so laut in ihren Ohren, dass sie sich selbst kaum hörte.
    Aus dem Augenwinkel nahm sie plötzlich eine Bewegung über sich wahr. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie die Gestalt auf dem Gerüst sah. Dunkle Kleidung. Getönte Brille. Ein flüchtiges Aufblitzen von blauem Stahl.
    Eine Mischung aus Angst und Adrenalin schoss durch ihren Körper. Sie schwenkte den Revolver nach oben und fühlte ihr Blut in den Adern gefrieren. Der Typ auf dem Gerüst war viel zu jung, um eine Waffe auf einen Cop zu richten. In ihrer Polizeiausbildung hatte sie gelernt, dass sie in solchen Situationen abdrücken musste, doch sie konnte nicht. Ihr Finger war wie erstarrt. Eine Sekunde später peitschte ein Schuss durch die Luft. Das Geräusch hallte in ihrem Kopf wider, als das Geschoss ihre Schulter mit der Kraft einer Kanonenkugel durchschlug. Sie begann rückwärts zu wanken. Ein gleißender Schmerz schoss ihr durch den Arm in die Fingerspitzen und zwang sie in die Knie.
    Benommen hob sie die Waffe und feuerte zweimal in rascher Folge. Die Gestalt fiel über das Geländer und kam mit einem abscheulich dumpfen Geräusch auf dem Boden auf.
    Ein weiterer Schuss peitschte durch die Lagerhalle. Erin schrie den Namen ihres Partners. Zu spät. Die Kugel hatte ihr Ziel bereits gefunden. Erin versuchte, sich aufzurichten, doch ihr versagten die Beine, und sie sank zurück auf den Betonboden. Ein beinah unmenschlicher Laut löste sich aus ihrer Kehle, und

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