Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
die Ãrmel ihres Kleides wie Fahnen flattern. Wäre da nicht der letzte Dornenwichtel gewesen, der sich verdorrt und verschrumpelt und dem Ende seines kurzen Lebens nah an ihre FüÃe schmiegte, wäre sie ein Abbild perfekter Schönheit gewesen.
»Ich habe die Seeriesen hergerufen, Umber«, sagte die Hexe und berührte einen Schmuckanhänger an ihrem Hals. Es war einer der Talismane, die die Dornenwichtel ihr gebracht hatten. »Diese Waffen und diese Kriegsschiffe waren abscheulich. Sie hätten das Ende allen Lebens gebracht. Und meines noch dazu. Diese Gefahr musste beseitigt werden, bevor sie sich ausbreiten konnte.«
Umber schaute sie mit fest zusammengepressten Lippen an und hielt die Arme steif an seinen Körper gepresst.
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich freilassen, Umber«, sagte sie. »Ich habe dich vor dieser Bedrohung gewarnt. Und ich hätte ihr vielleicht eher ein Ende bereiten können. Aber du hast mich aus Angst in dieser Zelle festgehalten.«
Umber erwiderte zunächst gar nichts. Andere Geräusche erfüllten die Luft: das Splittern von Holz und das Kreischen von Metall. In einem der brennenden Gebäude ereignete sich eine Explosion. Männer schrien, doch ihre Schreie wurden hinweggeweht. »Wirst du jetzt hier regieren, Turiana?«, fragte Umber bitter. »So wie du Kurahaven regiert hast, nachdem die Riesen die Stadt zerstört hatten?«
Turianas rote Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Vielleicht. Ich weiÃ, was du denkst, Umber. Du erwartest das Schlimmste von mir. Aber begreifst du nicht, dass ich die Seeriesen auch zuerst nach Aerie hätte schicken können? Und dass ich dich verhexen und dadurch zwingen könnte, mich zu lieben? Ist das nicht Beweis genug, dass ich die bösen Taten hinter mir gelassen habe?«
Umbers Mund zuckte und seine Stimme war heiser vor Kummer. »Bei deiner Flucht ist jemand gestorben, der mir sehr wichtig war. Dank deiner Helfer.« Er zeigte mit einem Finger auf die klägliche Kreatur zu Turianas FüÃen.
Die Hexe reckte das Kinn hoch. »Du meinst, meine Wärterin, Lady Truden? An ihrem Schicksal bist du selbst schuld. Du hättest mich eben freilassen sollen.«
Umber schloss die Augen und flüsterte: »Bring mich nach Hause, Hap. Bring mich hier weg.«
Hap wartete, bis die Hexe sich umdrehte, um die Zerstörung zu beobachten. Dann schlüpften er und Umber zurück ins Wedernoch.
»Das ist nicht mein Zuhause. Wo sind wir?«, sagte Umber vor Kälte bibbernd. »Warte, ich weià es! Das ist die Stelle, an der mein neues Leben begann, an der ich in diese Welt eingetreten bin.«
»Ja, stimmt«, sagte Hap.
Sie standen auf der StraÃe, die den langen, mit Ãckern überzogenen Berghang hinab zu der prächtigen Küstenstadt Kurahaven führte. Umber lief hin und her und zeigte auf eine Stelle. »Genau hier bin ich aufgewacht. Und dann â da drüben fuhr Balfour mit seinem Pferdekarren vorbei!« Umbers Miene sah nach der Begegnung mit der Hexe und dem Anblick der wütenden Seeriesen noch immer gequält aus, doch nun zauberte die Nostalgie ein Lächeln in sein Gesicht. »Aber warum sind wir hier, Hap?«
»Dies ist die Stelle, an der ich mich verabschiede«, sagte Hap.
Die Worte trafen Umber wie ein Schlag. »Verabschieden? Jetzt?« Er setzte sich in das Gras neben der StraÃe und zog die Knie an seine Brust. »Ich nehme an, es gibt einen Grund dafür, dass du jetzt gehen musst.«
»In einer anderen Welt stehen eine Milliarde Leben auf dem Spiel. Ich habe versprochen, sie für Sie zu retten.«
»Eine Milliarde und eins«, erinnerte Umber ihn.
»Ich werde beide Versprechen halten. So sind die Fädenzieher.«
»Wenigstens eine gute Eigenschaft«, sagte Umber. »Versprichst du mir noch etwas? Nämlich noch einen Tag zu bleiben und dich von deinen alten Freunden zu verabschieden?«
Hap schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.«
»Warum? Liegt es an diesem Vollstrecker? Verfolgt er dich?«
»Nein, er ist nicht der Grund«, antwortete Hap. »Sie sind es, Lord Umber. Und Sophie. Und Balfour und die anderen.«
Umber schaute ihn mit offenem Mund an und schüttelte den Kopf.
»Verstehen Sie denn nicht?«, fragte Hap. »Die Freundschaft hat mich an diese Welt gefesselt und verhindert, dass ich zu dem wurde, was ich werden musste. Und noch immer
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