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Die Bücherdiebin

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Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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sich, konnte sich aber nicht an die Namen erinnern.
    »Ich komme morgen vorbei«, sagte er, »und streiche dir die Tür neu an.« Was er tat.
    Das war der zweite Fehler.
    Den ersten beging er direkt nach dem eben beschriebenen Vorfall.
    Er kehrte dorthin zurück, woher er gekommen war, und schlug mit der Faust zuerst gegen die Tür und dann gegen das Fenster des NSDAP-Büros. Das Glas erschauerte, aber niemand antwortete. Alle waren schon nach Hause gegangen. Ein Mitglied ging gerade in die entgegengesetzte Richtung davon. Als er das Glas klirren hörte, kehrte er um und erkannte den Anstreicher.
    Er fragte, was los sei.
    »Ich kann nicht beitreten«, verkündete Hans. Der Mann war schockiert. »Warum nicht?«
    Hans betrachtete die Knöchel seiner rechten Hand und schluckte. Er konnte bereits jetzt seinen Fehler schmecken, wie eine Tablette aus Metall in seinem Mund. »Vergessen Sie's einfach.«
    Und damit ging er nach Hause.
    Worte folgten ihm nach.
    »Denken Sie nochmal darüber nach, Herr Hubermann. Lassen Sie uns wissen, wie Sie sich entscheiden.«
    Er beachtete sie nicht.
    Am folgenden Morgen stand er früher als gewöhnlich auf, aber nicht früh genug.
    Die Tür von Kleinmanns Bekleidungsgeschäft war noch feuc ht vom Tau. Hans versuchte sein Bestes. Er schaffte es, die ursprüngliche Farbe anzumischen, und verlieh der Tür einen anständigen Anstrich.
    Ein harmlos wirkender Mann ging vorbei.
    »Heil Hitler«, sagte er.
    »Heil Hitler«, erwiderte Hans.
    DREI KLEINE, ABER WESENTLICHE TATSACHEN
    1 . Der Mann, der da an Hans Hubermann vorbeiging, war Rolf Fischer, ein überzeugter Nazi.
    2. Innerhalb von sechzehn Stunden standen neue Hetzworte auf der Tür.
    3. Hans Hubermann wurde die Aufnahme in die NSDAP bis auf Weiteres verweigert.
    Im darauffolgenden Jahr war Hans froh, dass er seinen Mitgliedsantrag nicht offiziell zurückgezogen hatte. Während die Mehrzahl der Anträge umgehend bewilligt wurde, stand sein Name noch immer auf einer Warteliste, und er selbst wurde misstrauisch beobachtet. Gegen Ende des Jahres 1938, nachdem die Juden im Zuge der Kristallnacht endgültig vertrieben worden waren, erhielten die Hubermanns Besuch von der Gestapo. Sie durchsuchten das Haus, und als man nichts Verdächtiges fand, konnte Hans Hubermann sich glücklich schätzen.
    Er durfte bleiben.
    Möglicherweise rettete ihn die Tatsache, dass er immerhin einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt hatte und noch auf eine Entscheidung wartete. Aufgrund d essen - vielleicht auch, weil er ein guter Anstreicher war - wurde er geduldet.
    Dann war da noch sein anderer Retter.
    Es war das Akkordeon, das ihm vermutlich die Ächtung ersparte. Denn Anstreicher gab es überall in der Gegend, aber dank der kurzen Ausbildung, die Hans bei Erik Vandenburg genossen hatte, und dank zweier Jahrzehnte konsequenten Übens gab es in Molching niemanden, der so spielen konnte wie er. Es lag an seiner Art zu spielen - sie war nicht vollkommen, aber voller Wärme. In seinem Spiel vermittelten selbst falsche Noten ein gutes Gefühl.
    Er heilhitlerte, wenn es von ihm verlangt wurde, und er hisste an den entsprechenden Tagen die Hakenkreuzfahne. Er bereitete niemandem irgendwelche Schwierigkeiten.
    Dann, am 16. Juni 1939 (das Datum hatte sich in sein Gedächtnis zementiert), etwas mehr als sechs Monate nach Liesels Ankunft in der Himmelstraße, geschah etwas, das Hans Hubermanns Leben unwiderruflich veränderte.
    Es war ein Tag, an dem er Arbeit hatte.
    Er verließ das Haus um Punkt sieben Uhr morgens.
    Er zog seinen Karren mit den Farbeimern und seinem Werkzeug hinter sich her und ahnte nicht, dass er verfolgt wurde.
    Als er seine Arbeitsstelle erreichte, kam ein fremder junger Mann auf ihn zu. Er war blond und groß, und ernst.
    »Sind Sie Hans Hubermann?«
    Hans antwortete mit einem einsamen Nicken. Er griff nach einem Pinsel. »Der bin ich.« »Spielen Sie zufällig noch Akkordeon?«
    Diesmal hielt Hans in der Bewegung inne und ließ den Pinsel, wo er war. Wieder nickte er.
    Der Fremde rieb sich das Kinn, schaute sich um und sprach dann ganz leise, doch überdeutlich verständlich: »Und sind Sie ein Mann, der ein Versprechen hält?«
    Hans nahm zwei Farbeimer aus dem Karren und lud den Fremden ein, sich zu ihm zu setzen. Ehe er die Einladung annahm, streckte der junge Mann seine Hand aus und stellte sich vor. »Mein Name ist Walter Kugler. Ich komme aus Stuttgart.«
    Sie saßen etwa eine Viertelstunde lang da und unterhielten sich leise. Dann

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