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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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mich da draußen zu behaupten. Schaff sie raus. «
    In seinem Ohr ertönte die Stimme des technischen Leiters aus dem Kontrollraum. »Mist. Ist sie am Ausflippen?«
    »Kann man so sagen.« Rez scheuchte die Leute zurück. »Sie haben die Dame gehört. Alle raus.«
    Entsetzt deutete die Kosmetikerin auf Tasia. »Aber das geht doch nicht. Sie sieht ja aus, als wäre sie in den Buntstiftkasten gefallen.«
    Rez drängte sie nach hinten.
    Die Wachleute zogen finstere Gesichter. »Das verstößt gegen die Vorschriften.«
    »Kein Problem«, entgegnete Roz. »Diesen Stunt haben wir schon zehnmal gemacht.«
    Der Tontechniker schüttelte den Kopf. »Ihr Funkmikro, sie...«
    »Alles klar.« Rez bugsierte die letzten Nachzügler aus der Suite.

    Der Tontechniker rief über die Schulter. »Das geht auf deine Kappe, Mann.«
    »Ich bin der Stuntkoordinator. Es geht immer auf meine Kappe.« Rez schloss die Tür.
    »Sperr ab«, forderte Tasia.
    Rez legte den Riegel vor.
    Tasia stapfte durch den Raum, spähte in die Ecken und an die Decke, beäugte die Schatten. Die Rüschen wippten ihr nach wie das Federkleid eines Pfaus. »Früher hab ich immer geglaubt, dass der Ruhm ein Schutzschild ist. Aber er schützt mich nicht. Im Gegenteil, er hat mich zur Zielscheibe gemacht.«
    Rez schielte auf die Uhr. »Klar, Promis haben es schwer.«
    »Schwer? Sie haben lebenslänglich. Und das Leben ist gemein, es zieht dich rein, dann musst du sterben, was bleibt, sind Scherben.«
    Über das Funkgerät kam Andreyevs Stimme. »Drei Minuten. Zielflug läuft.«
    »Roger«, antwortete Rez.
    In drei Minuten war der Beginn eines Programms mit Spezialeffekten geplant, und Tasia sollte ihren großen Auftritt hinlegen, während die Helikopter über das Stadion donnerten. Und ausgerechnet jetzt brannten bei ihr die Sicherungen durch.
    »Ich bin weiß Gott nicht kamerascheu. Aber am Himmel ist ein Auge, das mich beobachtet. Satelliten, NSA, Paparazzi. Im Fernsehen, online, immer wenn ich ihnen den Rücken kehre. Haben mich im Visier. Gefangen wie ein Tier. Do, re, mi, fa, so leicht kann’s gehen, da hilft kein Flehen.«

    Sie stakste durch die Glastüren auf den Balkon und blickte hinab auf die vierzigtausend Besucher im Stadion. Der verzerrte Widerhall des Sternenbannerchors brandete gegen die Scheiben.
    Rez folgte ihr hinaus. »Wir müssen dich jetzt sichern. Das geht schon alles glatt. Ist ja nur ein Stunt.«
    Die Brise von der Bucht hob ihr Haar wie einen Wirbel aus karamellfarbenem Rauch. »Es war ein Stunt im Film. Aber im Film hat der Star es nicht gemacht. Und weißt du, warum?«
    Weil sie schlau ist. »Weil sie nicht du ist.«
    Weil dieser Star nicht so gierig wie Tasia McFarland darauf war, auf der Bühne zu erscheinen. Weil dieser Star nicht mutig oder wild genug war, um sich an ein Kabel zu hängen und zwölf Meter über den Köpfen der Menge fliegend den Titelsong des Films zu singen, während um sie herum ein Feuerwerk gezündet wurde.
    Bull’s-eye war der neueste aus einer Serie von Actionfilmen mit Kanonen und aufreizenden Frauen. Stuntspezialisten hatten ihre eigenen Namen dafür. Hals- und Beinbruchstreifen. Narren mit Knarren in Karren.
    Aber der Film war ein Hit, und das galt auch für den gleichnamigen Song. Tasia McFarland war die Nummer eins der Charts. Und wollte es auch bleiben.
    »Filmstars lassen sich nicht auf Stunts ein, weil sie keine Ahnung von Leben und Tod haben.« Ihre Augen leuchteten. Ihr Make-up sah aus wie das einer überreizten Sechsjährigen nach dem Blättern in einem Männermagazin.
    »Starr mich nicht so an«, blaffte sie. »Ich bin nüchtern. Ich bin clean.«

    Zu clean vielleicht?, s choss es Rez in den Sinn.
    Tasia musste ihm etwas angemerkt haben, denn sie schüttelte den Kopf. »Ich hab meine Medikamente nicht abgesetzt. Bin nur aufgekratzt. Also los.«
    »Super.« Rez zwang sich dazu, aufmunternd zu klingen. »Ist doch ein Kinderspiel. Wie in Denver und Washington.«
    »Du bist ein miserabler Lügner.« Ihr Lächeln wirkte nicht unbedingt glücklich. »Aber das gefällt mir an dir, Rez. Es sind die guten Lügner, auf die man reinfällt.«
    Andreyevs Stimme in seinem Ohr klang angespannter. »Zwei Minuten.«
    Tasias Blick wanderte von der leeren Suite zur Menschenmenge auf dem Feld. Sie wand sich in ihren engen Jeans. »Der Gurt fühlt sich irgendwie falsch an.« Sie zog daran. »Ich muss ihn neu einstellen.«
    In den Gurt war bereits ein Karabiner gehakt. Rez griff danach, aber sie klopfte ihm auf die Hand.

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