Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
heraus, ihre Behauptungen zu begründen.
»Chennaults Helfershelfer waren ein früherer Söldner und eine weiße Rassistin. Er hatte ausführliche Dossiers über sie. Diese Informationen muss er aus Regierungsquellen bekommen haben.«
»Da müssen Sie sich schon etwas Besseres ausdenken.«
»Gleich zu Beginn des Überfalls auf die Kanzlei hat sich Lewicki merkwürdig benommen, aber ich hatte natürlich keine Zeit, mich genauer damit zu befassen. Die Rezeptionistin hat Ivorys Haare beschrieben - ›weiß wie Seife‹ hat sie gesagt. Und das war tatsächlich ein auffallendes Merkmal, wild und verrückt. Lewicki machte einen schockierten Eindruck. Bloß glaube ich jetzt, dass ihn nicht die bloße Beschreibung überrascht hat. Nein, er hat gewusst, wer das ist.«
McFarland nippte an seinem Glas, ohne sie aus den Augen zu lassen.
»Dann, als ich mich abgeseilt habe, hat Lewicki nicht nur einmal, sondern zweimal etwas getan, was mich fast das Leben gekostet hätte. Erstens hat er das Kabel losgelassen. Ich wäre beinah abgestürzt. Er hat sich aus dem Fenster gelehnt, und glauben Sie mir, er war entsetzt, als er mich sah. ›Ich dachte, Sie sind abgestürzt‹ - das hat er wortwörtlich zu mir gesagt. Zweitens hat er Dana Jean aus dem Fenster befördert, obwohl ich mehr als einmal raufgerufen hatte, dass ich noch nicht bereit bin, dass es gefährlich ist.«
»Panik.«
»Das hab ich auch geglaubt, bis ich mit Howell Waymire gesprochen habe.« Zittrig atmete Jo ein. »In der Notaufnahme hat er meine Hand genommen und gesagt: ›Ich wollte nur mit eigenen Augen sehen, dass Sie noch leben.‹ Und auf meine Antwort, dass ich Glück gehabt habe, meinte er: ›Nein, der Scheißkerl hat Sie absichtlich losgelassen.‹«
Jo beugte sich vor. »Lewicki hat versucht, mich umzubringen. Ich war die Einzige, die von Chennault und den Attentatsplänen gegen Sie wusste. Er hat mich aus dem
Fenster klettern lassen, um zu prüfen, ob das Kabel hält. Dann wollte er dafür sorgen, dass ich abstürze.« Sie stockte. »Als er gesehen hat, dass ich in Sicherheit bin … war er wütend. Unmittelbar darauf wurde ihm klar, dass er mich ohnehin braucht, weil nur ich ihn durchs Fenster ziehen kann. Aber da war es schon zu spät. Keyes hat ihn in die Tiefe gerissen.«
McFarland setzte sich und starrte auf seine Hände. Als er wieder aufblickte, wirkte er noch immer nicht überzeugt.
Jo gab nicht auf. »Waren Sie schon mal in Hoback, Wyoming?«
Seine Haltung wurde starr.
»Chennault hat Tasia und Noel Michael Petty Streichholzhefte von einer Fernfahrerkneipe in Hoback geschickt.«
Es dauerte lange, bis er sprach. »Kel hatte dort in der Nähe eine Berghütte.«
Jo ließ die Stille wirken. Als sie erneut das Wort ergriff, wurde sie von McFarland nicht unterbrochen. »Lewicki wollte Sie vernichten. Und er hat Sie gehasst, weil Tasia ihn um Ihretwillen verlassen hatte.« Sie neigte sich vor. »Lewickis Beteiligung erklärt, warum die Regierung die Ermittler eingeschüchtert hat, um die Untersuchung zu Tasias Tod zu unterdrücken. Er war der Drahtzieher.«
Reglos saß McFarland im gedämpften Licht. »Hat Ihnen Vienna noch mehr erzählt?«
Jo zögerte und trank ihr Glas leer, um Mut zu sammeln. »Tasia wurde schwanger, während Sie bei einem Einsatz in Übersee waren. Das Baby konnte nicht von Ihnen sein.«
Draußen hob ein Flugzeug ab.
»Das Kind war von Lewicki«, fügte sie hinzu.
Die drückende Stille in der Kabine war ein Eingeständnis, und mehr konnte sie nicht erwarten.
»Deswegen haben Sie Tasias Patientendaten versteckt.«
Sicher hatte er sich gefragt, mit wem ihn Tasia betrogen hatte. Dazu kam seine Angst vor der Möglichkeit, dass sie genau das in ihrer Autobiografie enthüllen könnte. Jo musste an Viennas Worte denken. Sie hat ihm das Herz gebrochen.
»Lewickis Feindseligkeit war nicht nur politischer, sondern zutiefst persönlicher Natur«, stellte sie fest.
Es war der stärkste Groll, den man sich vorstellen konnte. McFarland hatte Tasia dazu überredet, Lewickis Kind abzutreiben.
Jo sehnte sich nach mehr Scotch. Am besten gleich die ganze Flasche.
Eine volle Minute saß McFarland schweigend da. Dann stellte er sein Glas ab. »Natürlich muss Ihnen klar sein, dass unser Gespräch nie stattgefunden hat. Sollten Sie etwas darüber verlauten lassen, werde ich alles abstreiten.«
»Verstehe. Ich werde nichts davon in meinem Bericht erwähnen.«
Doch dann bewies er eine Großmut, die Jo nie erwartet hätte. »Aber
Weitere Kostenlose Bücher