Die Catilina Verschwoerung
mir«, sagte ich. »Es ist bloß, daß ich Pompeius verachte, aber das ist allgemein bekannt. Bitte sprich!«
Er blieb stehen, und wir sahen uns an.
»Decius, ich habe erfahren, daß du in etwas verwickelt bist, das nicht nur unehrenhaft ist, sondern auch gefährlich. Ich flehe dich an, davon abzulassen. Wenn du weitermachst wie bisher, wird man dich an einem Haken zum Tiber schleifen, und deine Familie muß Schimpf und Schande erleiden.«
Das erschütterte mich. Wenn Nepos von der Sache wußte, wer wußte sonst noch davon? Und wenn Nepos davon wußte, würde die Neuigkeit in ein paar Tagen auch bei Pompeius angekommen sein. Er konnte seine Männer und Schiffe zusammen ziehen und auf eine Nachricht vom Capitol warten, daß der Aufstand begonnen hatte. Das würde ihm kostbare Wochen ersparen in einer Jahreszeit, in der die Schiffahrt beschwerlich war.
»Ich werde dich nicht fragen, wie du an diese Information gekommen bist«, sagte ich, »und ich weiß deine Warnung zu schätzen. Nun höre meine. Komm mir nicht ins Gehege! Ich denke, du weißt, daß ich nichts tun würde, was Rom schaden könnte.«
»Was spielst du dann für ein Spiel, Decius?«
Ich dachte kurz darüber nach. »Ein Spiel mit präparierten Figuren«, antwortete ich.
»Was?«
»Quintus, gibt es noch jemanden in Rom, der nicht irgendein Spiel spielt? Senat und Volksversammlungen sind der Schleier geworden, hinter dem wir unsere Spiele spielen. Ich habe langsam den Eindruck, als sei Rom der Hauptpreis, der am Ende dem besten Spieler zufällt.«
Er sah mich fest an. »Ich glaube, du bist verrückt geworden, Decius.«
»Dann bin ich das Opfer einer Volksseuche geworden. Steh nicht so dicht neben mir, Quintus, es ist ansteckend.«
»Einen guten Tag noch«, sagte er und marschierte steif von dannen.
Meine Gedanken gingen in verschiedene Richtungen.
Offenbar wahrten die Verschwörer ihr Geheimnis etwa so gut, wie ein Korb Wasser hält. Wer hatte mich an Nepos verraten?
Dann fiel mir ein, daß der gewählte Tribun Bestia mit ihm zusammen gesehen worden war. Ich blieb wie angewurzelt stehen und schimpfte mich einen Idioten. Bestia war Pompeius' Spion unter den Verschwörern.
Das bedeutete, daß Pompeius wahrscheinlich von Anfang an über den Plan Bescheid gewußt hatte. Wenn Catilina mit seinem Aufstand ernst machte, würden die Tribunen Bestia und Nepos im Senat ein Gesetz einbringen, Pompeius, ausgestattet mit Notstandsvollmachten, aus dem Orient zurück zurufen. Damit würde Pompeius ein prokonsularisches Imperium über Italien erhalten, eine Defacto-Diktatur, die nur anders hieß.
Und dann stand uns, wie ich mit kaltem Schweiß auf der Stirn erkannte, eine Zeit ins Haus, in der es denkbar ungünstig war, als Feind von Gnaeus Pompeius Magnus zu gelten.
XI
Ich entschied mich dafür, daß Aurelia an allem schuld war.
Hätte sie mich nicht umgarnt, dann hätte mein Verstand ganz normal funktioniert. Welcher Mann kann schon vernünftig planen und intrigieren, wenn sich alle seine höheren Fähigkeiten und Körperfunktionen der von einer Frau geweckten Fleischeslust ergeben haben? So wahrte ich meinen Stolz, wie junge Männer es schon immer getan hatten. Doch das schwächte meine Gefühle für die Dame in keinster Weise ab. Ich träumte ständig von ihr und klammerte mich an die perverse Hoffnung, daß sie völlig unschuldig sei.
So verbrachte ich die beiden Tage nach dem Familientreffen in Unruhe, ohne von Catilina zu hören, und auch ohne eine Idee, was ich selbst als nächstes tun konnte. Als ich dann am Nachmittag des zweiten Tages den Tempel verließ, um die Bäder zu besuchen, sprach Valgius mich bemüht unauffällig an.
»Wir treffen uns heute abend in Laecas Haus«, sagte er, die Worte beinahe zischend. »Sei unmittelbar nach Einbruch der Dunkelheit dort. Die Zeit ist bald gekommen.«
Endlich. Catilina mußte auf jeden Fall bald etwas unternehmen, wenn die Verschwörung sich nicht in bloßem Gerede erschöpfen sollte. Und es hatte bereits zu viele Morde gegeben, als daß sich diese Männer nur auf Worte beschränken konnten. Ich ging weiter, als ob alles in Ordnung wäre, und nahm mir die Zeit, mich im besten Badehaus Roms zu aalen. Ich stieg zunächst in kalte, lauwarme und heiße Becken, bevor ich im Dampfraum schwitzte, dann wieder ins kalte Becken tauchte und mich zuletzt von einem Masseur durchkneten ließ. Ich wußte, daß es vielleicht sehr lange dauern würde, bis ich dieses ruhige Vergnügen wieder genießen konnte. Zu Hause
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