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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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setzte ich ein Testament auf, etwas, das ich in Zeiten der Unsicherheit und außergewöhnlichen Belastung häufig tat. Nachdem ich meinen kaum nennenswerten Besitz verteilt hatte, bewaffnete ich mich und trat auf die dunkler werdende Straße. Einer der ärgerlichsten Begleitumstände einer Verschwörung ist die Tatsache, daß sie einen zwingt, nächtens auf Straßen herumzustolpern. Bei dem Versuch, das Haus von Laeca zu finden, verirrte ich mich mehrmals, und es ist immer peinlich, an fremde Türen zu klopfen und nach dem Weg zu fragen.
    Etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang fand ich das Haus.
    Thorius ließ mich ein. Offenbar hatte man die Sklaven für die Dauer des Treffens eingesperrt. Das schien so ziemlich die einzige Vorsichtsmaßnahme zu sein, die diese Leute trafen. Im Atrium drängten sich etwa fünfzehn Männer. Sie sahen erschöpft aus, als ob der Ernst dessen, was sie taten, ihnen schließlich doch noch bewußt geworden wäre. Sie sprachen murmelnd mit einander, als spürte jeder von ihnen eine würgende Hand an der Gurgel. Alle verfielen in Schweigen, als Catilina aus dem hinteren Teil des Hauses auftauchte.
    »Meine Freunde!« begann er, »Kameraden! Landsleute und Patrioten! Die Zeit zu handeln ist gekommen!« Er strahlte fast so etwas wie Ausgelassenheit aus. »Heute habe ich eine Nachricht an Gaius Manlius in Faesulae abgeschickt. Er soll seine Männer zusammen rufen und ohne Zögern die Rebellion beginnen.«
    Die Versammelten stießen einen heiseren Jubelschrei aus.
    »Dieselbe Nachricht«, sagte er, als wir wieder still waren, »ist an Nobilior in Bruttium gegangen.«
    Der Jubel, der diese Ankündigung begleitete, fiel etwas zurückhaltender aus. Wahrscheinlich teilten die anderen meine Meinung über die Bruttier.
    »Wenn die Nachricht von den Aufständen in Bruttium und Etrurien Rom erreicht, wird es im Senat eine Panik geben. Das wird der Zeitpunkt sein, zu dem wir uns hier in der Stadt erheben. Wir werden morden und brandschatzen und das Volk gegen seine Unterdrücker aufhetzen, gegen die Geldverleiher und dekadenten Aristokraten, die die hohen Staatsämter unter sich aufgeteilt haben. Wir werden wie ein reinigendes Feuer über Rom hinwegbrausen und die Republik in alter Reinheit wieder herstellen!«
    Irgend etwas an Catilinas flammenden Worten klang schrecklich falsch, seine fast hysterische Euphorie verzweifelt.
    Vorher war sein Selbstvertrauen echt gewesen, jetzt klang es gezwungen. Was mochte geschehen sein? Hatte er einen plötzlichen Anfall von Realitätssinn erlitten? Ich bezweifelte es.
    »Sobald wir uns hier in der Stadt erhoben haben«, fuhr Catilina fort, »werde ich losreiten, um unsere Truppen im Feld anzuführen. Denn Rom wird durch Kämpfe außerhalb der Stadtmauern gewonnen werden. Diejenigen, die auf dem Schlachtfeld Ruhm erringen wollen, können sich mir anschließen, während die anderen zurückbleiben, um die Stadt für mich zu halten, eine ebenso ehrenwerte Aufgabe.«
    Um mich herum sah ich nur Männer, deren Gesicht große Erleichterung ausdrückte. Straßenkämpfe waren ihnen durchaus vertraut, während ihnen der Mut fehlte, ihr Leben in offener Feldschlacht aufs Spiel zu setzen.
    Catilina schien an Selbstvertrauen zu gewinnen, so als sauge er es aus der Hingabe seiner Anhänger. Er begann einzelne Namen aufzurufen und Aufgaben zu verteilen. »Valgius und Thorius, haltet eure Brandstiftungskommandos bereit! Cethegus, vergewissere dich, daß die Waffen rasch an unsere Anhänger hier in der Stadt ausgegeben werden können! Junius, alarmiere deine Spione!« Dann wandte er sich mir zu. »Metellus -«
    »Ja, Konsul?« fragte ich mit bebenden Eingeweiden.
    »Bleib noch eine Weile hier, wenn die anderen gegangen sind. Ich habe besondere Aufgaben für dich vorgesehen.«
    »Wie mein Konsul befiehlt!« erwiderte ich ergeben und ein wenig erleichtert.
    »Dies ist ein bedeutender Tag für das Schicksal der Republik«, verkündete Catilina. »So bedeutend wie jener Tag vor fast siebenhundert Jahren, als unsere Vorfahren die Tarquinier vertrieben, Ausländer, die sich als Könige der Römer aufspielten!«
    Wieder Jubel.
    »Wenn in Zukunft die römischen Schüler von ihren Lehrern gefragt werden: >Wann wurde die Republik wiederhergestellt?<, werden sie antworten: >In der Nacht, in der sich die Anhänger des Konsuls Catilina im Hause von Laeca getroffen haben.< «
    Ohrenbetäubender Jubel brach aus.
    »Geht jetzt an eure Posten!« rief Catilina. »Jetzt ist nicht die Zeit der Worte,

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