Die Catilina Verschwörung
sich.«
»Crassus hat sich doch unlängst mit deiner Sippe verbunden«, bemerkte Catilina.
»Wie ich bereits sagte, es gibt jede Menge Meteller, und wir erfreuen uns nicht alle derselben Wertschätzung von Crassus, der mich vielmehr für seinen persönlichen Feind hält.« In diesen Tagen des Ersten Bürgers haben die Leute vielleicht vergessen, was für ein großer Mann Crassus damals war. Es reicht wohl, wenn ich sage, dass es für einen bloßen Quaestor der Gipfel der Anmaßung war zu glauben, Crassus werde überhaupt Notiz von seiner Existenz nehmen.
»Und zu Pompeius kannst du wohl schlecht gehen«, sagte Laeca, »wenn die Gerüchte von vor ein paar Jahren wahr sind. Er hat dich ins Exil geschickt.«
»Ich hielt es für ratsam, die Stadt auf ein oder zwei Jahre zu verlassen«, meinte ich. Was für Crassus galt, galt erst recht für Pompeius. Er hatte Wichtigeres im Sinn.
»Deine Familie«, fuhr Laeca fort, »hat sich, obwohl sie wegen ihrer gemäßigten Haltung bekannt ist, den Ambitionen Pompeius’ meistens widersetzt. Und doch ist dein Vetter Metellus Nepos sein treuer Legat. Er ist für das kommende Jahr als Volkstribun gewählt worden und wird mit seinen Gesetzesvorhaben die ehrgeizigen Pläne des großen Generals weiter fördern.«
»Eine kluge Familie hat in jedem Lager ein paar Mitglieder«, sagte ich. »Auf diese Weise verliert man nichts, wenn man die falsche Seite unterstützt hat. Außerdem wird Nepos als Tribun nicht allzu viel erreichen, weil Cato jedes Gesetz, das Nepos zugunsten von Pompeius einbringt, blockieren wird. Cato hat sich doch nur aus Opposition gegen Nepos um das Amt des Tribunen beworben.«
»Es gibt ja immer noch Lucullus«, nahm Cethegus wieder das Wort.
»Lucullus und ich sind uns nie in die Quere gekommen«, entgegnete ich, »aber ich würde ihn trotzdem um nichts bitten. Er ist mit einer Schwester von Clodius verheiratet, und Clodius hasst mich noch mehr als Pompeius und Crassus zusammen.«
»Du hast ein seltenes Talent, dir Feinde zu machen«, sagte Catilina lachend. Auf sein Stichwort hin lachten auch die anderen, nur Aurelia nicht. »Nun, jeder Mann, den Clodius hasst, ist ein Freund von mir. Also musstest du dich an die professionellen Geldverleiher wenden?«
»Warum dieses Interesse an meinen finanziellen Angelegenheiten?» fragte ich.
»Jeder ehrgeizige Mann, der nicht von Geburt aus reich ist, ist per definitionem verschuldet«, erwiderte Catilina, »aber jeder, der bei einem der drei Genannten verschuldet ist, steckt in der Börse dieses Mannes, und man kann ihm nicht vertrauen.«
»Vertrauen?« fragte ich. »Inwiefern?«
»Wir sind alle ehrgeizige Männer«, murmelte Catilina, »und wir wissen, wer zwischen uns und der Macht steht, die auszuüben wir geeignet sind, und der Ehre, die uns gebührt. Sie kungeln jedes hohe Amt und jedes Kommando unter sich aus, während die besseren Männer von der Last ihrer Schulden erdrückt werden. Du hältst es doch gewiß nicht für einen Zufall, dass die Kosten, ein Amt zu bekleiden, in den letzten zwanzig Jahren so ungeheuer gestiegen sind?« Sein Gesicht wurde röter. »Ist es vielleicht ein Zufall, dass wir in die Hände der Geldverleiher getrieben werden? Wie kommt es, dass hochgeborene Männer, aus deren Familien jahrhundertelang Roms Konsuln und Generäle hervorgegangen sind, Geldsäcken niedrigster Herkunft ausgeliefert sind, die unsere Vorfahren nicht einmal für wert befunden hätten, auf sie herabzuspucken?«
»Die meisten von ihnen sind Freigelassene«, meinte Cethegus, »Männer, die besser Sklaven geblieben wären, selbst wenn sie heute so tun, als wären sie Bürger und Equites.«
»Das ist sehr bequem für die hochrangigen Amtsinhaber«, gab ich zu.
»Es ist mehr als bequem«, beharrte Catilina. »Es ist das Ergebnis einer Intrige einer winzigen Clique mächtiger Männer, die ihre Macht nie freiwillig abtreten werden. Wer von uns kann solche Niedertracht hinnehmen und sich guten Gewissens einen Mann nennen?« Er redete sich langsam warm, und die anderen hingen an seinen Lippen.
Ich warf einen Seitenblick auf Aurelia, und auch sie betrachtete ihn voller Bewunderung. Aber da war noch etwas anderes in ihrem Blick. Spott vielleicht?
»Und welche Männer«, fuhr Catilina fort, »haben jetzt die Führung Roms an sich gerissen? Marcus Tullius Cicero! Ein Rechtsanwalt! Ein Mann, der über keinerlei Eignung für das Amt verfügt außer seiner Fähigkeit, Worte in seinem Sinne zu verdrehen. Und von seiner Sorte
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