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Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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schaukeln. Aber es war kein Platz, um Schwung zu holen, nichts gab nach. Es war nicht ganz so erschreckend, wie in einem Sarg eingeschlossen zu sein, aber weitaus unbequemer. Ich atmete flach, damit der Schmerz im Rücken und in den Armen nachließ, und machte Spiele, um mich zu beschäftigen: Ich stellte mir vor, ich sei ein Vogel und könne fliegen, ich sei ein feuerspeiender Drache, ich malte mir sogar aus, dass ich Cello spielen könne, obwohl ich nicht mal wusste, wie ein Cello klang.
    Und plötzlich drang ein schwacher, schmaler Lichtstreifen in meine Kiste. Ich wurde ganz still und lauschte mit jeder Faser meines Körpers. Jemand hatte Licht gemacht. Vielleicht war es auch Tageslicht. Oder ich fuhr in den Himmel auf. Ich hörte unterdrückte Geräusche und Männerstimmen, dann klopfte es laut an einer Tür. Ich öffnete den Mund, wollte um Hilfe rufen, doch bevor ich es tun konnte, ging die Kiste auf. Ich fiel heraus, in Rangers Arme.
    Er war genauso perplex wie ich. Er umklammerte meine Arme wie ein Schraubstock, damit ich nicht umkippte. Seine Augen waren groß und schwarz, seine Lippen zusammengekniffen. »Du lagst da drin, und ich dachte, du bist tot«, sagte er.
    »Ist schon gut. Bin nur verkrampft.«
    Ich hatte in einem der leeren Schränke über der Küchentheke gelegen. Wie Con mich dort hineinbekommen hatte, war mir ein Rätsel. Wahrscheinlich fand man die Kraft, wenn man es unbedingt wollte.
    Ranger war mit Tank und Hal gekommen. Tank war hinter meinem Rücken mit dem Handschellenschlüssel beschäftigt, Tank bearbeitete meine Fußfesseln.
    »Es ist gar nicht Spiro«, sagte ich. »Es ist Con, er kommt gleich zurück und will mich umbringen. Wenn wir hierbleiben, läuft er uns in die Falle.«
    Ranger hob mein wundgescheuertes, blutiges Handgelenk an seine Lippen und küsste es. »Tut mir leid, wenn ich das sage, aber jetzt ist nichts mit ›wir‹. Ich habe dich gerade sechs furchtbare Stunden lang gesucht. Ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist. Und das bist du nicht, wenn du in diesem Haus sitzt und auf einen blutrünstigen Leichenbestatter wartest.« Er schloss die Handschelle um mein Gelenk. »Du hast heute schon genug Spaß gehabt«, sagte er. Zack, schloss sich die andere Schelle um Tanks Handgelenk.
    »Was soll denn …?«, fragte Tank überrascht.
    »Bring sie zurück ins Büro, da soll Ella ihre Hände verarzten. Danach fährst du sie zu Morelli«, befahl Ranger.
    Ich stemmte mich gegen ihn. »Auf gar keinen Fall!«
    Ranger sah Tank an. »Wie du es machst, ist mir egal. Trag sie hin, schlepp sie, mach irgendwas. Bring sie bloß hier raus und in Sicherheit. Und diese Handschellen kommen erst ab, wenn du sie Morelli übergibst – das gilt für euch beide!«
    Wütend funkelte ich Tank an. »Ich bleibe hier.«
    Tank blickte Ranger fragend an. Vielleicht überlegte er, vor wem er mehr Angst haben musste.
    Ranger sah mir in die Augen. »Bitte«, sagte er.
    Tank und Hal fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Bitte« kannten sie nicht. Ich auch nicht. Aber es gefiel mir.
    »Gut«, sagte ich. »Aber sei vorsichtig! Der Kerl hat sie nicht mehr alle.«
    Hal saß am Steuer des Explorers, Tank und ich auf der Rückbank. Tank sah aus, als gefalle ihm nicht, mich als Anhängsel zu haben. Er machte den Eindruck, als wolle er etwas sagen, doch als fiele ihm zum Verrecken nichts ein. Schließlich beschloss ich, ihm Hilfestellung zu geben.
    »Wie habt ihr mich gefunden?«, fragte ich.
    »Das war Ranger.«
    Mehr nicht. Drei Worte. Ich wusste, dass Tank sprechen konnte. Mit Ranger redete er ständig.
    Hal mischte sich vom Fahrersitz aus ein. »Das war toll. Ranger hat so eine alte Frau aus dem Bett geholt, die musste ins Archiv und im Kataster nachgucken. Er hat ihr die Pistole an die Schläfe gesetzt.«
    »Du liebe Güte!«
    »Junge, der war vielleicht drauf«, sagte Hal. »Alle Leute von RangeMan und zwanzig freie Mitarbeiter haben nach dir gesucht. Wir wussten, dass du bei Stiva verschwunden bist, weil ich dein Motorrad auf dem Bildschirm hatte. Tank und ich haben dich schon gesucht, bevor Ranger überhaupt gelandet war. Du hattest zu mir gesagt, du wärst bald wieder zurück, da habe ich mir Sorgen gemacht.«
    »Du hast dir Sorgen um mich gemacht?«
    »Nein«, sagte Hal. »Ich hatte Angst, dass Ranger mich umbringt, wenn ich dich nicht finde.« Er warf mir über den Rückspiegel einen Blick zu. »Na ja. Vielleicht habe ich mir auch ein bisschen Sorgen um dich gemacht.«
    »Ich hatte Angst um dich«,

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