048 - Blut für Lukretia
Olivaro beugte sich vor. »Kadron«, sagte er leise. »Ich will, dass du für mich Coco Zamis und Dorian Hunter fängst. Sollte das nicht möglich sein, dann töte sie.«
Kadron lächelte. Das war ein Auftrag, der ganz nach seinem Geschmack war. In der Schwarzen Familie galt Kadron als ein schlauer Fuchs, ein Dämon, der tausende Tricks kannte und in den verschiedensten Masken auftrat.
»Ich würde mich ja selbst gern um die beiden kümmern«, sagte Olivaro, »aber im Augenblick habe ich wichtigere Dinge zu tun.«
»Das kann ich mir denken«, stellte Kadron fest.
Olivaro stand langsam auf. »Ich habe einige Schwierigkeiten mit ein paar Familien.«
Das ist wohl milde ausgedrückt , dachte Kadron. Doch ihm war es gleichgültig, wer der Herr der Finsternis war. Aus dem Machtkampf Olivaros, der sich selbst zum Herrn der Finsternis ernannt hatte, hielt er sich heraus. Er war es gewohnt, von verschiedenen Sippen der Schwarzen Familie Aufträge zu erhalten, die er immer zur vollen Zufriedenheit seiner Auftraggeber erledigt hatte.
»Ich glaube, dass du selbst Coco und den Dämonenkiller fangen wolltest, Olivaro.«
Olivaro blieb vor dem unscheinbaren Dämon stehen, und seine Miene verfinsterte sich. »Stimmt«, gab er zu. »Aber ich habe einen Fehler gemacht.«
Kadron war überrascht. In den vielen Jahren, die er Olivaro kannte, hatte der selbsternannte Herr der Schwarzen Familie noch nie einen Fehler zugegeben.
»Es war falsch, dass ich Tangaroa erweckte«, fuhr Olivaro fort.
Olivaro hatte das Monster geweckt, um der Schwarzen Familie einen Beweis seiner Macht zu geben, doch das war gründlich daneben gegangen. Sogar die mit ihm verbündeten Dämonenfamilien – an ihrer Spitze der mächtige Te-Ivi-o-Atea – waren entsetzt gewesen und hatten ihn bestürmt, das Monster zu töten. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, da das Ungeheuer immer mehr seiner Kontrolle entglitten war. Diesen Fehlschlag hätte er noch verschmerzen können. Aber noch mehr störte ihn, dass Coco und der Dämonenkiller im letzten Augenblick von einem Hubschrauber gerettet worden waren.
Kadron schwieg. Er kannte Olivaros Probleme. Einige der mächtigsten Sippen, die vor wenigen Tagen neutral gewesen waren, stellten sich nun offen gegen Olivaro. Und die wenigen Familien, die noch zu Olivaro hielten, waren unsicher geworden. So wie es im Augenblick aussah, war die Situation für Olivaro alles andere als rosig. Er würde sich etwas Besonderes einfallen lassen müssen, um dem Lauf der Dinge eine andere Richtung zu geben. Olivaro war es seinem Ruf schuldig, dass Coco Zamis und Dorian Hunter getötet wurden.
»Nimmst du den Auftrag an, Kadron?«
»Ja. Es ist eine Aufgabe, die mich reizt. Viele haben schon versucht, den Dämonenkiller unschädlich zu machen, doch keinem ist es bisher gelungen. Ich werde ihn und Coco gefangen nehmen.«
»Unterschätze Hunter nicht, Kadron!«
»Ich unterschätze meinen Gegner nie, Olivaro. Deshalb habe ich immer meine Aufträge erfüllt. Ich weiß, dass Hunter gefährlich ist. Und ich weiß auch, dass er in vielen Fällen Glück gehabt hat und nur deshalb am Leben geblieben ist. Asmodi machte auch den Fehler, dass er Hunter unterschätzte. Anfangs sah er belustigt zu, wie Hunter seine Brüder tötete. Das war ein großer Fehler. Er hätte sofort zuschlagen sollen, doch er hielt sich zurück. Und dann war es zu spät. Er selbst wurde durch einen von Hunters Tricks hereingelegt und fand dabei den Tod. Ich werde vorsichtig sein.«
»Hunter hat sich mit einigen Familien verbündet, die mir feindlich gegenüberstehen«, sagte Olivaro.
»Ich weiß«, meinte Kadron. »Ich werde nichts übereilen, sondern alles ganz genau prüfen und dann einen Plan entwickeln. Wo steckt Hunter im Augenblick?«
»In Thailand.«
»Was ist mit Coco?«
Olivaros Miene verdüsterte sich. Der Gedanke an Coco versetzte ihn in Wut. »Sie hat einige ihrer Fähigkeiten als Hexe zurückgewonnen.«
»Auch die Spezialität der Familie Zamis?«
»Du meinst den rascheren Zeitablauf?«
»Genau«, sagte Kadron.
Olivaro zuckte mit den Achseln. »Es gab Tage, da verfügte sie über ungewöhnliche Fähigkeiten. An anderen Tagen war sie mehr oder minder hilflos. Ich vermute, dass es etwas mit ihrer Schwangerschaft zu tun hat.«
»Das werde ich herausfinden.« Kadron stand auf. »Die Jagd auf Hunter und Coco kann beginnen.«
Die Luft flimmerte, und seine Gestalt wurde durchscheinend, dann löste sie sich auf.
Olivaro setzte sich und schloss
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