Die Chronik der Drachenlanze 5 + 6
Erzmagier verbreitet. Vergeblich versuchten die Magier zu erklären, daß ihre Türme nur die Zentren des Lernens wären und daß jeder junge Magier, der sein Leben riskierte, dies freiwillig täte und den Sinn verstünde, der dahinter läge.Auch bewahrten die Magier in den Türmen ihre Zauberbücher und ihre Schriftrollen auf, ihr magisches Handwerkszeug. Aber niemand glaubte ihnen. Geschichten über seltsame Riten und Rituale und Opfer verbreiteten sich unter den Leuten, vom Königspriester und seinen Klerikern für seine eigenen Zwecke noch gefördert.
Und dann kam der Tag, an dem sich das Volk gegen die Magier erhob. Und zum zweiten Mal in der Geschichte des Ordens verbündeten sich die Roben. Das erste Mal war während der Schaffung der Kugeln der Drachen gewesen, die die Essenzen des Guten und des Bösen beinhalten, zusammengehalten durch den Ausgleich. Danach gingen sie ihrer Wege. Nun, aufgrund gemeinsamer Bedrohung kamen sie noch einmal zusammen, um sich zu schützen.
Die Magier zerstörten selbst zwei Türme, damit der Mob nicht in sie eindringen und sich mit Dingen einlassen würde, die über seinem Verstehen lägen. Durch die Zerstörung der beiden Türme wurde das umgebende Land verwüstet und folglich der Königspriester eingeschüchtert – denn es gab noch Türme der Erzmagier in Istar und in Palanthas. Um den dritten Turm, der im Wald von Wayreth liegt, sorgten sich die wenigsten, denn er befand sich weit entfernt von aller Zivilisation.
Und so trat der Königspriester mit Ehrfurcht an die Magier heran. Wenn sie die zwei Türme stehen ließen, würde er sie in Frieden ziehen lassen, so daß sie mit ihren Büchern, Schriftrollen und sonstigen Hilfsmitteln zum Turm der Erzmagier nach Wayreth gehen konnten. Bekümmert nahmen die Magier das Angebot an.«
»Aber warum haben sie nicht gekämpft?« unterbrach ihn Laurana. »Ich habe Raistlin und... und Fizban gesehen, wenn sie wütend waren! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie wahrhaft mächtig Zauberer sein müssen!«
»Ah, aber überdenkt das, Laurana. Euer junger Freund – Raistlin – war bereits erschöpft, wenn er nur einige wenige, relativ geringfügige Zauber geworfen hatte. Und wenn ein Zauber einmal geworfen ist, verschwindet er für immer aus dem Gedächtnis, bis der Magier wieder in seinem Zauberbuch liest und ihn von neuem auswendig lernt. Und das gilt auch für die mächtigsten Magier. Auf diese Weise beschützen uns die Götter vor jenen, die sonst zu mächtig werden und selbst nach der Göttlichkeit streben würden. Zauberer müssen schlafen, sie müssen sich konzentrieren können, sie müssen ihre Zeit mit täglichem Studium verbringen. Wie hätten sie durchhalten können, vom Pöbel belagert? Und wie hätten sie ihr eigenes Volk vernichten können?
Nein, sie meinten, das Angebot des Königspriesters annehmen zu müssen. Selbst die Schwarzen Roben, die sich kaum um die Bevölkerung kümmern, sahen ein, daß sie besiegt waren und daß die Magie aus der Welt verschwinden könnte. Sie zogen sich aus dem Turm der Erzmagier in Istar zurück – und fast unmittelbar danach zog der Königspriester ein, um ihn besetzt zu halten. Dann verließen sie auch den Turm hier in Palanthas. Und die Geschichte dieses Turms ist schrecklich.«
Astinus, der die ganze Zeit mit ausdrucksloser Stimme erzählt hatte, wurde plötzlich ernst, sein Gesicht verdüsterte sich.
»Ich erinnere mich gut an jenen Tag«, sagte er mehr zu sich als zu den am Tisch Versammelten. »Sie brachten mir ihre Bücher und Schriftrollen, um sie in meiner Bibliothek aufzubewahren. Denn es gab so viele Bücher und Schriftrollen in dem Turm, daß sie nicht alles nach Wayreth mitnehmen konnten. Sie wußten, daß ich sie aufbewahren und hüten würde. Viele der Zauberbücher waren sehr alt und konnten nicht mehr gelesen werden, da sie mit Schutzzaubern versehen waren, Zauber, zu denen der Schlüssel... verlorengegangen ist. Der Schlüssel. . .«
Astinus brach ab und versank in Nachdenken. Dann schob er mit einem Seufzer die dunklen Gedanken beiseite und fuhr fort.
»Das Volk von Palanthas versammelte sich um den Turm, als der Höchste des Ordens – der Zauberer der Weißen Roben – die schlanken goldenen Türme des Turms mit einem silbernen Schlüssel verschloß. Der Herrscher von Palanthas sah ihm gierig zu. Alle wußten, daß der Herrscher beabsichtigte, in den Turm zu ziehen, wie es sein Mentor, Istars Königspriester, getan hatte. Seine Augen weilten hungrig auf
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