Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose
ich es der sich sofort aufs Telefon stürzt, ich hatte es praktisch seit dem Vorabend bewacht, hatte sogar im Sessel daneben geschlafen oder besser gesagt gedöst. Auch wenn mein Verstand mir das Gegenteil sagt, hofft ein Teil von mir immer noch auf einen Ausweg. „Ich konnte mich natürlich nur oberflächlich informieren, unsere Aufmerksamkeit ist ja eher auf die Umgebung unseres Stützpunktes gerichtet. Aber soweit ich es beurteilen kann, sind die New Yorker Vampire wohl eher außerhalb ihres Wohngebietes tätig oder sie mögen die Stadt einfach nicht. Ich konnte jedenfalls keine konkreten Fälle finden. Was aber nicht heißt, dass es keine gibt.“ So weit zu meinem Rettungsanker, ich seufze auf, unvorsichtiger Weise, denn das entgeht ihr natürlich nicht, ich bin wirklich nicht in Bestform. „Eric was zum Teufel ist eigentlich bei dir los? Ich dachte das wären gute Nachrichten für deine Schutzbefohlenen.“ „Natürlich, ich bin nur müde, es war eine anstrengende Woche.“ „Eric ich bin nicht blöd, was ist los?“ „Nichts, wirklich, bitte mach dir keine Sorgen.“ „Und ob ich mir die mache, irgendetwas stimmt nicht mit dir, und ich lasse einen meiner Besten nicht im Stich, ich komme morgen zu dir.“ Ich bin schlagartig völlig wach, trotz des Schlafmangels, panisch suche ich nach einem Ausweg, „Aber warum denn? Hör mal Janet, du hast selbst gesagt New York hat kein Vampirproblem, warum willst du dann herkommen?“ „Weil du offensichtlich ein Problem hast, und notfalls werde ich dein ganzes Leben auf den Kopf stellen, um es zu finden. Ich hatte gehofft du kriegst dich wieder ein und kommst zurück, sobald es dir besser geht, aber es geht dir offenbar eher schlechter. Ich bin morgen bei dir, und notfalls schleife ich dich an den Haaren zurück.“ Hatte ich die Lage bis eben als mies eingeschätzt, war sie gerade desaströs geworden, sie holt mich aus meinen panischen Überlegungen zurück, als sie ungewohnt sanft hinzufügt: „Eric wir brauchen dich, bitte lass dir helfen.“ Dann legt sie auf, und ich hätte am liebsten das verdammte Telefon an die Wand geworfen. Warum hatte ich sie bloß angerufen, jetzt habe ich im Prinzip keine Wahl mehr, ich muss Rose freilassen und hoffen, dass sie es ehrlich meint. Denn wenn Janet sie finden sollte, und das würde sie, wenn sie herkommt und in meinem Leben herumschnüffelt, ist Rose so gut wie tot. Das wollte ich zum einen wegen Rose nicht, und zum anderen, wenn sie mit ihrer Theorie recht hat, würden wir ihren Tod bitter bereuen. Oh ja das Schicksal hat wirklich Humor, entweder ich lasse eine Vampirin frei, und riskiere, dass sie doch eine Mörderin ist, oder ich halte sie fest, verschulde ihren Tod und riskiere das der ganze Mist uns allen auf den Kopf fällt, hinreißende Auswahl. Und dass mir als Erstes die Sorge um Rose in den Kopf kommt und dann erst die Sicherheit der Menschheit, sagt mehr als deutlich wie tief ich in diesem Schlammassel stecke.
6.Kapitel
Rose
Am liebsten wäre ich auf und ab gelaufen, das Warten treibt mich in den Wahnsinn. Allein der Gedanke, dass der Stoff in den Fußfesseln verrutschen könnte, hält mich davon ab. Ich habe keine Ahnung, was er tun wird, und er wohl auch nicht, denn er ist die ganze Nacht nicht zurückgekommen. Mir war klar gewesen, wie verzweifelt der Plan war, aber dieser kleine dumme Teil von mir, der darauf bestand Eric zu mögen, hatte damit gerechnet, dass er mir glaubt. Tja ich war wieder einmal von der Realität eingeholt worden, eigentlich sollte man irgendwann klüger werden, aber meine Fähigkeit weise zu werden war offenbar mit meinem Alterungsprozess entfernt worden. Meine Selbstironie hält mich aufrecht, denn sonst wäre ich zusammengebrochen. Nachdem ich nun seine andere Seite zu Gesicht bekommen habe, wird mir erst richtig klar, dass ich vermutlich hier unten verrotten werde. Wie zum Teufel soll ich ihm jemals beweisen, dass ich mich im Griff habe, wenn er das Offensichtliche nicht sehen kann? Ich habe versucht ihn zu verführen, ergebnislos, ich habe versucht ihm die Wahrheit zu sagen, auch ergebnislos, und zur Flucht gibt es keine Chance, so vorsichtig, wie er ist. Wut steigt in mir hoch und schwemmt die Verzweiflung weg, ich greife nach einem der dämlichen Jugendbücher und schleudere es mit aller Kraft gegen die Wand. Das Buch zerfleddert dabei, aber die Wand hat nicht mal einen Sprung, wütend schnappe ich mir das nächste Buch und schmeiße es an dieselbe Stelle. Vielleicht
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