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Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose

Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose

Titel: Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Blieberger
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heruntergelassenen Hosen erwischte, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Er war gerade dabei gewesen, mich im Hinterzimmer mit einer Mitschülerin von uns zu betrügen. Und zwar wie ich mich noch immer wütend erinnere, mit einer die nicht über zu wenig Oberweite klagen konnte. Während ich in der warmen Nacht stand, und noch überlegte, wie ich es den Beiden heimzahlen könnte, kam sie auf mich zu. Lady Florence, die meine zweite Mutter, meine Schöpferin werden sollte. Mit ihren unverkennbar teuren Kleidern und dem vornehmen Gebaren passte sie nicht in diese Gasse. Nun genau genommen passte sie nicht mal in jene Zeit. So teuer ihre Kleidung auch war, sie wirkte unmodern, viel zu steif, zu nun ja damenhaft, sie erinnerte mich an eine dieser vornehmen Damen, die man in den alten Filmen zu sehen bekam. Trotz der unvorteilhaften Aufmachung war sie nur als wunderschön zu bezeichnen. Sie war etwas größer als ich mit meinen ein Meter sechzig, aber sehr weiblich an den richtigen Stellen. Ihr Haar hatte eine tiefrote Farbe, nicht so schreiend wie die Färbemittel, sondern einen natürlichen Ton. Ihr Gesicht wurde von grünen Augen beherrscht und einem vollen sinnlichen Mund. Die Frau hätte den perfekten Vamp abgegeben, was für ein Witz, wo sie doch im wahrsten Sinn des Wortes einer ist. Aber trotz ihres perfekten Aussehens wirkte sie eher wie eine besorgte Lehrerin, als eine Femme fatal, während sie auf mich zukam. Sie hatte mein dickes Make-up, den Minirock und das enge Top missbilligend gemustert, ehe sie sagte: „Kind was für furchtbare Eltern musst du haben, dass sie dich so aus dem Haus gehen lassen, und noch dazu um diese Zeit.“ Mir war für einen Moment die Sprache weggeblieben, ehe ich patzig erwidert hatte: „Von wegen Kind, ich bin sechzehn, und sie geht das wohl gar nichts an.“ Die Empörung war in mir hochgekocht, ich mochte ja nicht so üppig sein wie sie oder die dumme Tussi da drinnen, aber ich hatte doch wohl deutlich mehr Rundungen als ein Kind, also bitte. Sie hatte mich schlichtweg ignoriert, war mit einer Geschwindigkeit, die beim besten Willen nicht als menschlich zu bezeichnen war, zu mir gekommen, und hatte mich in ihre Arme gezogen. Dabei hatte sie lächelnd gesagt: „Aber mach dir keine Sorgen, ich werde ab heute deine Mama sein. Ich werde mich immer um dich kümmern.“ Noch ehe ich in irgendeiner Form hatte reagieren können, blitzten ihre Reißzähne auf, und sie biss mich. Ich hatte mich natürlich nach Kräften gewehrt, aber he, wenn ein Mythos über uns stimmt, dann der mit der überlegenen Körperkraft, ich hatte keine Chance. Sie hatte erst von mir abgelassen, als mir schon die Sinne schwanden. Dann ritzte sie sich die Ader an ihrem Handgelenk auf, und presste es auf meinen Mund. Ich musste schlucken, ob ich wollte oder nicht. An die Stunden danach habe ich keine Erinnerung. Aber als ich wieder zu mir kam, war ich kein Mensch mehr gewesen.
    Mein zweites Leben begann in einem großen vornehmen Anwesen, außerhalb der Stadt. Lady Florence, ich weigere mich bis heute hartnäckig sie wie gewünscht Mama zu nennen, ist tatsächlich steinreich. Sie ist eine der ältesten Vampire, die kenne. Sie ist bereits an die 400 Jahre alt, geboren wurde sie im Frankreich der Revolution. Eine unerfreuliche Zeit für die europäischen Vampire. Ist Köpfen doch eine der wenigen Methoden, die uns tatsächlich für immer auslöschen. Also hatte sie damals beschlossen das Weite zu suchen, und war in die neue Welt ausgewandert. Zu ihrem Glück war es damals wohl noch erheblich leichter, sich immer wieder umzubenennen und mit ein paar kleinen unfeinen Vampirtricks Geld anzuhäufen. Aber ich schweife ab, in der Vampirgesellschaft gibt es Regeln, und es ist nicht ratsam, sich dagegen aufzulehnen. Sagen wir einfach mal, wir können uns nicht über einen zu milden Strafvollzug beschweren. Eine davon lautet: Wenn du einen Vampir erschaffst, bist du die ersten zehn Jahre für ihn verantwortlich, und hast die Pflicht und das Recht völlig über ihn zu verfügen. Im Regelfall ist das eine sehr vernünftige Vorschrift, denn es ist bitter notwendig seine neuen Bedürfnisse, Fähigkeiten und die besagten Regeln zu lernen. Hat man allerdings eine Schöpferin mit Macke, so wie ich, ist es die Hölle. Ich, die in meinem menschlichen Leben, alle nur erdenklichen Freiheiten genossen hatte, wurde plötzlich wie ein Kind behandelt. Sie drillte mich auf damenhafte Verhaltensweisen, als ob irgendjemand heute Wert auf so

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