Die Chronik der Verborgenen 01 - Geliebte Blutrose
beginnen immer mehr Sinn zu ergeben. Wenn Vampire Menschen in ihrer Nähe hatten, die ihnen freiwillig dienten, ohne über sie herzufallen, könnte auch alles andere stimmen, auch ihre Theorie bezüglich der großen Katastrophe. Mir ist klar, Janet wird mir keine Details verraten, aber ich muss soviel wie möglich herausfinden, „diese Quelle, deren Name du nicht nennen kannst, könnte ich mit ihm sprechen?“ „Tut mir leid, aber er muss geheim bleiben“, „sogar vor deinen eigenen Leuten, du sagtest ich bin dein bester Mann, und doch vertraust du mir nicht genug, um mich ihm vorzustellen?“ „Ich könnte es tun, wenn du wieder zurückkommen würdest.“ „Warum ist das so wichtig für dich? Wenn es doch auch hier Vampire gibt, sollte ich doch besser hierbleiben, findest du nicht?“ „Natürlich sind auch die Menschen in New York wichtig, aber wir sollten unsere Kräfte nicht aufteilen.“ „Tut mir leid, ich kann hier nicht weg, aber du solltest wieder abreisen, da ihr ja offenbar so dringend Leute braucht.“ Sie glaubt mir nicht, ich kann es deutlich in ihren Augen sehen, sie wird nicht aufgeben, aber ich auch nicht, ich erwidere ihren kalten Blick jetzt ebenso unnachgiebig. „Sturer Mistkerl, dann tu doch, was du willst, aber komm nicht mehr zu mir, wenn du Hilfe brauchst“, faucht sie mich an und stürmt die Treppe runter. Ich bin kein Narr, sie wird mir folgen, ich kann nicht ansatzweise daran denken jetzt zu Rose zu gehen. In aller Seelenruhe gehe ich in die Wohnung, schiebe den Riegel vor und mache es mir gemütlich. Trotz dem Ernst der Lage stiehlt sich ein feines Lächeln auf meine Lippen, das Warten wird sie wahnsinnig machen, bis sie unvorsichtig wird. Ich sollte diese furchtbare Lage nicht genießen, aber ich muss zugeben, ich habe den Jäger mehr vermisst als ich dachte, Janet wird bald daran erinnert werden, warum ich ihr bester Mann bin.
Rose
Er hatte mir nicht gesagt, wo mein Kerker sich befindet, aber kaum, dass ich die Kellertreppe verlasse und ins Freie trete erkenne ich die Gegend. Unwillkürlich steigt ein ironisches Lachen in meiner Kehle hoch, das baufällige Haus, zu dem der Keller gehört liegt keine zwei Straßen von meinem Jagdrevier entfernt. Aber ich habe keine Zeit in Ironie zu schwelgen, ich muss Maurice finden und ihm von der ganzen Misere erzählen. Da ich nicht weiß, wo er sich im Moment aufhält, eile ich zu seinem Haus, denn dorthin muss er ja früher oder später zurückkommen.
Maurice ist nicht nur alt, er ist auch reich, sein Domizil liegt am Stadtrand, es ist eine prunkvolle Villa. Er hat sie extra bauen lassen, sie passt nicht im geringsten ins Stadtbild, man hätte solch ein Gebäude eher im ländlichen Frankreich erwartet, im Frankreich der Renaissance, aber so ist Maurice, auffallen um jeden Preis, wenn auch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Einem Unbefugten hätte ich nicht geraten ohne Einladung einzutreten, er hat höllisch gefährliche Fallen eingebaut, aber ich habe immer Zutritt, also gehe ich durch den pingelig gepflegten Vorgarten direkt zum Haus und läute dort. Wie erwartet ist es Dominic, der mir die Tür aufmacht, der junge Mann ist Maurice Diener und kümmert sich um die Tagesgeschäfte meines Freundes. Ich kann ihn recht gut leiden, auch wenn er wie alle gut aussehenden Männer in meinem Leben kein sexuelles Interesse an mir zeigt. Für gewöhnlich hätte der Anblick seines sportlichen Körpers nur in Fitnesskleidung mir ein sehnsüchtiges Seufzen entlockt, aber heute berührt es mich nicht, ich habe einfach nur noch Eric im Kopf. Aber Dominic reißt mich abrupt aus meinen Gedanken, als er mir stürmisch um den Hals fällt, „Gott sei Dank du lebst, wir hatten schon das Schlimmste befürchtet. Komm rein, ich rufe sofort Maurice an, damit er die Suche einstellen kann“, sprudelt er hervor. Ich drücke ihn kurz aber herzlich, ehe ich antworte: „Tu das, es ist dringend, wir haben ein Problem, und zwar ein gewaltiges.“
Ich sitze auf seiner bequemen Couch, Verzeihung seinem Chaiselongue, als Maurice hereinstürmt. Wie sein Diener vor ihm, umarmt er mich heftig, wobei er mich praktisch ins Stehen hochreißt, er flüstert bewegt: „Ach Cherie, ich hatte das Schlimmste befürchtet, aber zum Glück geht es dir gut, wo warst du bloß, ich dachte schon der Jäger hat dich erwischt.“ Ich löse mich vorsichtig von ihm und erwidere vorsichtig: „Nun das hat er eigentlich auch, aber er ist, wie soll ich sagen außergewöhnlich.“
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