Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
ihm ebenfalls nicht einfallen. Alles, was er fühlte, war eine grenzenlose Leere.
Er sank neben Fi zu Boden und schloss die Lider Gilraens.
Nebeldämmerung
Im Kristallsaal des Feenpalastes herrschte erregtes Stimmengewirr. Um den langen Berat ungstisch herum saßen die Magier des Ordens von den vier Elementen, die ebenso wie die Feenkönigin mit Glaciakors Tod wieder aus ihrer eisigen Starre erwacht waren. Aufgebracht diskutierten sie mit der Schar Hexen, die ihnen gegenübersaß. Auf dem Tisch lagen das Liber nocturnus, das sie vom Grund der Schattenkluft geborgen hatten, sowie der Schattenkelch, über den hin und wieder blinkende Lichtreflexe huschten.
So wie Morgoya es gesagt hatte, waren im Norden des Kontinents die Heerscharen der Nebelkönigin eingefallen. Sie hatten die Leuchttürme eingerissen, deren magisches Feenlicht den Kontinent bisher vor Morgoyas Schattenmacht beschützt hatte. Dem Vormarsch ihres finsteren Heeres stand nun nichts mehr entgegen. Am Tage ruhten die Truppen Morgoyas, in der Nacht marschierte das Heer weiter nach Süden. Morgoyas Plan lag klar auf der Hand. Sie wollte so schnell wie möglich den Fluss Rhyn erreichen, um an der Grenze zu den Elfenwäldern entlang nach Colona vorzustoßen. Fiel die bedeutende Stadt, standen ihr alle Wege weiter in den Süden offen.
Und Hammaburg? Von dort hatten sie nur wenige Meldungen erreicht. Von heftigen Straßenkämpfen und einem neuen Stadtherrscher war die Rede gewesen. Und sie konnten sich auch schon denken, wer gemeint war: Schinnerkroog, der verräterische Oberste Rat der Stadt, den sie schon so lange verdächtigt hatten, der Nebelkönigin in die Hände zu spielen.
Was aus Koggs und seinen Schmugglern oder Doktorius Gischterweh, Magistra Wogendamm und Magister Chrysopras geworden war, wusste niemand zu sagen. Kai machte sich große Sorgen.
»Ruhe!«, donnerte die Stimme Eulertins durch den Kristallsaal. »Wenn wir hier weiterhin wild durcheinanderreden, kommen wir nie zu einem Ergebnis.« Magister Eulertin und Amabilia waren die Wortführer der seltsamen Runde. Die beiden saßen dicht nebeneinander auf winzigen Stühlen am Ende des Tisches und schritten jedes Mal scharf ein, sobald sich auch nur der Anflug eines Streits zwischen den beiden so unterschiedlichen Zauberergruppen abzeichnete. Es war das erste Mal seit tausend Jahren, dass Magier und Hexen so einträchtig zusammensaßen.
»Bitte, Magister Äschengrund, lasst uns alle an Euren Gedanken teilhaben«, bat der Däumlingsmagister, als endlich Ruhe eingekehrt war.
»Na ja«, sprach der ehemalige Zauberer und fasste sich an seine riesige Nase. »Ich meinte eben, dass der Krieg gegen Morgoya Unsummen verschlingen wird. Daher war mein Vorschlag, dass einige von uns dem Drachenhort Pelagors einen Besuch abstatten, um das Gold zu bergen und sinnvoll zu verwenden.«
»Und vielleicht«, fügte der Drakologe erfreut hinzu, »finden wir bei der Gelegenheit ja doch eine Lösung, wie wir diese Drachentöterklingen bergen können. Wie wir durch unseren geschätzten Magister Eulertin erfahren haben, kann man mit ihnen nicht nur Drachen, sondern auch Gargylen verletzen.«
Kriwa stob mit einem Mal durch die Saaltür in den Raum und ließ sich auf dem Tisch nieder.
»Die Nachrichten an Colona und Halla sind überbracht«, krächzte sie. »Der Stadtmagister von Halla erwartet von dir, Thadäus, dass du der Universität persönlich einen Besuch abstattest, um die Magierschaft über die neuesten Entwicklungen zu unterrichten. Er lässt aber ausrichten, dass er die Bleikammern mit den alten Zauberartefakten öffnen wird. Der Koboldsrat von Colona hingegen bittet uns verzweifelt um Hilfe. Innerhalb der Stadtmauern wütet seit Kurzem eine seltsame Seuche.«
»Sicher kein Zufall«, argwöhnte Amabilia. »Richte den Stadtvätern aus, dass wir die besten Heilerinnen zu ihnen entsenden werden.«
Kriwa krächzte und flog wieder zur Saaltür hinaus.
»Und was ist mit den Zwergen?«, wollte einer der Magier wissen.
»Das Gleiche wie mit allen anderen Städten der freien Königreiche«, meinte Eulertin seufzend. »Wir haben noch keine Nachricht. Doch von König Thalgrim wissen wir, dass das Zwergenvolk zum Kampf bereit ist. Unser Feind ist übermächtig und wir müssen alle Völker des Kontinents vereinigen, denn nur gemeinsam haben wir eine Chance zu bestehen. Aus diesem Grund«, er blickte kurz zu Amabilia und
Magister Äschengrund, »möchte ich den hier Versammelten einen Vorschlag unterbreiten. Wir,
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