Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
Langsam ging er ein paar Schritte rückwärts und zog unsicher sein eigenes Schwert. Der Goblin auf der anderen Seite zog sich ebenfalls zurück. Die beiden Menschen entpuppten sich als gute und disziplinierte Kämpfer. Immer wieder führten sie gekonnte Finten durch, versuchten die Deckung der Orks zu durchbrechen und Treffer zu setzen. Einer der Orks blutete bereits aus einer Schnittwunde am Arm. Die Orks ihrerseits verließen sich mehr auf ihre unbändige Kraft und Ausdauer. Hieb auf Hieb prasselte auf die Menschen ein. Immer wieder mussten sie ihre Schwerter hochreißen, um die herabsausenden Äxte abwehren zu können. Das kostete Kraft. Als wieder ein schwerer Hieb auf ihn hernieder fuhr, duckte sich einer der Leibwächter gekonnt unter seinem Gegner hindurch und riss zugleich sein Schwert nach oben. Die Spitze zielte direkt auf die Kehle des verdutzten Orks. Siegesgewiss stieß er zu. Aber die massige Gestalt erwies sich als wesentlich geschickter, als es den Anschein erweckte. Im letzten Moment drehte der Ork ruckartig seinen Oberkörper zur Seite und der Schwertstreich ging knapp daneben. Panik stand in den Augen des Leibwächters. Der Ork befand sich jetzt genau über ihm. Ein widerlicher fauliger Geruch drang ihm in die Nase: Ork-Atem. Begleitet von einem lauten Grunzen zog der Ork sein Knie an und rammte es dem Menschen direkt in die Weichteile. Es knirschte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht brach der Leibwächter zusammen. Doch noch bevor er auf dem Boden aufschlug, hatte der Ork bereits seinen Kopf mit einem gekonnten Axthieb von den Schultern abgetrennt.
Dem jungen Anführer wurde es schlecht. Panik stieg in ihm auf. Seine Hand schloss sich fest um das erst erhaltene Amulett und er wandte sich eilig um. ‚Bloß weg hier!’ So schnell es in der Dunkelheit ging, rannte er davon. Hinter sich hörte er noch für eine kurze Zeit den Kampflärm. Dann einen gurgelnden Schrei. Eindeutig ein Mensch. Schlagartig herrschte Stille. Er lief weiter. Die Schatten der Bäume umtanzten ihn. Kurz darauf erreichte er die Lichtung, wo sie zuvor ihre Pferde angebunden hatten. Der junge Mann atmete tief durch und lief hastig auf seinen Hengst zu. Doch schon stellte sich ihm die kleine Gestalt des Goblins entgegen. Wie kam der so schnell hier her? Nun gut, dann würde er doch noch dran glauben müssen. Mit einem Goblin konnte er es ja wohl locker aufnehmen. Mit gezogenem Schwert hielt der Jüngling auf den Goblin zu. Aber der schaute den Menschen nur mitleidig an, schüttelte ganz langsam seinen Kopf und hob seine rechte Hand. Etwas blitzte metallisch auf. Urplötzlich gab es einen lauten Knall. Fast gleichzeitig schlug irgendetwas hart gegen die Stirn des jungen Mannes und durchdrang sie ohne Schwierigkeiten. Der Mensch sah noch, wie der Goblin hämisch grinste. Dann wurde es für immer dunkel um ihn.
Kapitel 1
Als Nogg und Rabb, die beiden Orks, auf die Lichtung traten, durchsuchte Snipgutt gerade den toten Menschen fachmännisch. Mit einer knappen Geste winkte er sie zu sich heran, musterte sie aufmerksam und stellte fest, dass sie lediglich ein paar kleinere Blessuren davongetragen hatten. Beruhigt setzte Snipgutt seine Arbeit fort. Das Amulett hatte er vorher schon sichergestellt, es wieder in dem Päckchen verwahrt und in seinen Mantel zurück gesteckt. Wenn Leute dafür töten würden, dann schien es wohl mehr wert zu sein, als er ursprünglich gedacht hatte. Auch wenn das Opfer `nur` ein Goblin war. Mal schauen, was für einen Preis er dafür herausholen konnte. Die weitere Durchsuchung förderte noch eine Reihe weiterer Wertgegenstände ans Tageslicht. Vor allem Münzen, aber auch Schmuck und ein kostbar verziertes Familiensiegel. All diese Dinge beäugte Snipgutt sehr genau durch sein Monokel. Und wie so oft, musste er dabei unwillkürlich grinsen. Was hatte ihm dieses merkwürdige Ding nicht schon alles für Dienste geleistet!
Es war schon etliche Jahre her. Der Stamm des Schwarzen Bären hatte wieder einmal eine erfolgreiche Schlacht geschlagen. Viele Menschen waren den tapferen Orkkriegern zum Opfer gefallen. Und nun schwärmten sie wieder aus: die schwachen und ungeschickten Goblins, denen es am nötigen Geschick zum Kämpfen fehlte. Das Schlachtfeld erstreckte sich vor ihnen, übersät mit zahllosen Leichen und geschundenen Körpern. Obwohl der Kampf erst kurz vorüber war, stank es bereits nach Verwesung, ganz zu schweigen vom üblichen Geruch nach Blut und Urin. Vorneweg gingen größere Goblins, die
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