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Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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Die Bilder von damals wurden vor seinem inneren Auge wieder lebendig, als wäre es gestern gewesen.
    Ukdugg war eine imposante Gestalt. Der alte Orkschamane galt selbst unter den Orks als hühnenhaft. Mächtige Hauer flankierten seinen Mund. Ein Auge fehlte ihm. In der leeren Augenhöhle steckte eine blauglänzende Glaskugel, die seine brutale Ausstrahlung noch verstärkte. In seinem Gesicht und überall an seinem Körper prangten Narben. Zahlreiche Schlachten und misslungene Zauber hatten ihn gezeichnet. Über seine breiten Schultern spannte sich das Fell eines weißen Löwen, den er eigenhändig und ohne Waffen erlegt haben sollte. Tätowierungen von Schlangen und magischen Runen zierten Brust, Arme und Beine. Die Schlangen wirkten so lebensecht, dass der eine oder andere sich die Frage stellte, ob sie sich nicht doch manchmal bewegten. Also hielten die Orks und erst recht die Goblins einen gehörigen Abstand von Ukdugg. Der Schamane galt in seinem Stamm als unberechenbar und verrückt, was für einen Ork schon etwas heißen wollte. Doch auf der anderen Seite brauchte der Stamm ihn. Denn ohne Schamanen könnten sie nicht die Hilfe der Götter anrufen und deren todbringende Magie entfesseln. Deshalb empfand es auch keiner als weiter tragisch, dass Ukduggs Verhältnis zu Buglug nicht zu den besten zählte. Um genau zu sein: Sie konnten einander nicht ausstehen und lagen ständig im Streit miteinander. Nur in der Schlacht zogen sie an einem Strang und führten ihren Stamm von einem Sieg zum nächsten.
    Als Ukdugg an diesem Morgen aus seinem Zelt trat, wehte eine Wolke übelriechender Luft hinter ihm her. Sein eines Auge wirkte glasig. Offenbar wirkte das Zeug noch, das er letzte Nacht geraucht hatte. Langsam streckte er seine muskulösen Glieder von sich und gab einige unappetitliche Geräusche von sich. Dann ging er auf die nahe liegenden Büsche zu, um dort seine Notdurft zu verrichten. Ja, auch Orks wissen manchmal, was sich gehört. Kurz darauf trat Snipgutt aus dem Zelt. Seit drei Monate stand er nun in Ukduggs Diensten. An das üble Kraut, das sein Herr und Meister zu rauchen pflegte, hatte er sich allerdings noch nicht gewöhnt. Demzufolge präsentierte sich seine Gesichtsfarbe im Moment noch grüner, als das ohnehin der Fall war. Irgendwann war ihm schlagartig klar geworden, dass das Augenglas und auch die Ringe etwas mit Magie zu tun haben mussten. Die Zeichen mussten magische Runen oder etwas in der Art sein. Und wenn er mehr darüber erfahren wollte, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als etwas über Magie zu lernen. Der einzige hier im Stamm, der mit Magie umgehen konnte – von beherrschen sollte man besser nicht reden – war Ukdugg. Deshalb ging er zu ihm. Nicht, um als Lehrling bei ihm anzufangen. Das wäre undenkbar gewesen. Zum einen galt Ukdugg als Einzelgänger, der gewiss keinen Lehrling ausbilden würde. Zum anderen stand es Goblins nicht zu, Magie zu erlernen. Gerüchte besagten zwar, dass es anderswo auch Goblinschamanen geben sollte – dort, wo reine Goblinstämme lebten -, bei den Orks allerdings leisteten die Goblins nur die niederen Dienste. Mehr nicht!
    Als Snipgutt zum Orkschamanen kam, eröffnete sich ihm eine komplett neue Welt. Ganz bewusst hatte er sein Monokel aufgesetzt. Schon beim Betreten des rauchigen Zelts, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. An allen Ecken und Enden funkelte es rötlich: mal heller, mal dunkler. Waffen, Rüstungen, Stäbe, Amulette und vieles mehr. Das Zelt war erfüllt von Magie – und das Monokel machte sie sichtbar. Nun wusste er, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Zuvor hatte er sich einen der beiden Ringe eingesteckt. Er sollte sein Antrittsgeschenk für den Schamanen sein. Der Ork zeigte sich überrascht und erfreut, vor allem, als Snip ihm sagte, dass er für ihn noch viel mehr magisches Zeugs organisieren könne. Danach brauchte es nicht lange, bis der alte Ork den jungen Goblin als seinen Diener und Mädchen für alles akzeptierte.

Kapitel 4
     
    Ihr Ritt dauerte nun schon mehrere Stunden. Snip hatte entschieden, dass sie zunächst einmal zu ihrem Unterschlupf zurückkehren sollten. Er brauchte eine Mütze voll Schlaf und etwas Zeit zum Nachdenken. Zu viel war passiert während des letzten Tages. Und jegliche Entscheidung wollte gut abgewogen werden. Den Grenzwald hatten sie vor einer Weile verlassen. Die dichten Laubbäume machten jetzt einer hügeligen Landschaft Platz. Vereinzelte Büsche und Sträucher sorgten für die einzige

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