Die Company
enttarnen können.«
»Zum Beispiel?«
»Das genaue Datum, an dem er letzten Sommer in Stockholm Informationen weitergab. Das ungefähre Datum, an dem er letzten Winter in Zürich Informationen weitergab. Zwei Operationen, die seinetwegen aufflogen – bei einer war ein A gent beteiligt, bei der zweiten ging es um ein Mikrofon. Mit diesen Einzelheiten ist es ein Kinderspiel, ihn zu enttarnen.«
»Wie kommt es, dass Sie diese Informationen haben?«
»Ich war letzten Februar in Stockholm eingesetzt, als ein KGB-Offizier aus der Moskauer Zentrale auftauchte. Er war als Sportjournalist der Prawda getarnt. Er war ausschließlich wegen eines einmaligen Geheimkontakts gekommen. Er hat Informationen von einem schwedischen Staatsbürger bekommen, der diese wiederum von dem britischen Maulwurf hatte. Der KGB-Offizier war der Mann der Schwester meiner Frau. Wir haben ihn abends zum Essen eingeladen. Er hat sehr viel schwedischen Wodka getrunken. Er ist in meinem Alter und sehr ehrgeizig – er wollte Eindruck bei mir schinden. Er hat mit seiner Mission angegeben.«
»Wie heißt der KGB-Agent, der nach Stockholm gekommen ist?«
»Shitkin, Markel Sergejewitsch.«
Der Zauberer, jetzt ganz geschäftsmäßig, nahm wieder auf seinem Stuhl Platz, schlug sein Notizbuch auf, nahm einen Stift zur Hand und blickte den Russen an. »Okay, reden wir Tacheles.«
Im Sanktuarium des Zauberers, zwei Ebenen unter der Erde in einem Backsteinhaus an einer ruhigen Straße im vornehmen Berlin-Dahlem, saß Silvan II, die Augen rot vor Müdigkeit, auf einem Hocker und bewachte die gepanzerte Tür von Torritis Büro. Aus dem Innern drang der kratzige Klang einer ’78er-Schallplatte, die Björling-Arien plärrte; der Zauberer, der gern von sich behauptete, eine ausgemachte Paranoia vor richtigen Feinden entwickelt zu haben, ließ die »Victrola« mit voller Lautstärke laufen, für den Fall, dass es den Russen gelungen war, das Zimmer zu verwanzen. Die Wände auf beiden Seiten seines großen Schreibtisches waren von Ständern mit geladenen Gewehren und Maschinenpistolen gesäumt, die er im Laufe der Jahre »organisiert« hatte; eine Schreibtischschublade war voll mit Handfeuerwaffen, eine andere mit Munitionsschachteln. Auf drei großen Safes lag je eine Brandbombe, falls die Russen, die nur einen Granatenwurf entfernt waren, eindrangen und Akten schnellstens vernichtet werden mussten.
Der Zauberer saß über seinen Bericht für Washington gebeugt, als Jack hereinkam und sich auf die Couch fallen ließ. Torriti blickte Jack mit zusammengekniffenen Augen an, als wüsste er nicht mehr genau, wo er ihn einordnen sollte. Dann funkelten seine Augen. »Also, was hältst du von ihm, Kumpel?«, rief er über die Musik hinweg, während er mit dem Zeigefinger geistesabwesend das Eis in seinem Whiskey umrührte.
»Irgendwas stört mich an ihm, Harvey«, rief Jack zurück. »Ich finde, er hat ziemlich herumgedruckst, als du ihm auf den Zahn gefühlt hast. Zum Beispiel, als er die Straße beschreiben sollte, wo er während seines ersten KGB-Einsatzes in Brest-Litowsk gewohnt hat. Oder als du ihn nach den Namen der Ausbilder am Diplomatischen Institut des KGB in Moskau gefragt hast.«
»Wo bist du eigentlich aufgewachsen, Kumpel?«
»In Jonestown, einem Kaff in Pennsylvania. Zur High School bin ich im Nachbarort Lebanon gegangen.«
»Dann beschreib mir doch mal die Straße, an der deine High School lag.«
Jack strich mit dem Zeigefinger die Enden seines Kosakenschnurrbarts glatt. »Oh. Klar. Also, wenn ich mich recht erinnere, war sie von Bäumen gesäumt.«
»Was für Bäume? War es eine Einbahnstraße oder nicht? Was war an der Ecke, ein Stoppschild oder eine Ampel? Durfte auf der Straße geparkt werden? Was war auf der anderen Straßenseite gegenüber der Schule?«
Jack inspizierte die Zimmerdecke. »Auf der anderen Straßenseite standen Häuser. Nein, das muss gegenüber der Grundschule in Jonestown gewesen sein. Gegenüber von der High School in Lebanon lag ein Spielplatz. Oder war der hinter der Schule? Die Straße war –« Jack verzog das Gesicht. »Ich seh schon, worauf du hinauswillst, Harvey.«
Torriti nahm einen kräftigen Schluck Whiskey. »Nehmen wir nur mal an, Wischnewski soll uns falsche Informationen zuspielen. Als wir mit ihm seine Vita durchgegangen sind, hätte er doch alles lückenlos parat haben müssen, wie aus dem Effeff, ohne den Eindruck zu erwecken, er hätte es sich zurechtgelegt.«
»Woher willst du wissen, dass die
Weitere Kostenlose Bücher