Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Hand deutete auf einen gemütlichen Sessel dem Schreibtisch gegenüber. Seufzend nahm der junge Mann Platz. Das Büro war ein wildes Durcheinander an Büchern. Riesige Stapel türmten sich im ganzen Raum – aber nicht, weil es keine Bücherregale gegeben hätte. Im Gegenteil. Die Wände des Zimmers bestanden aus nichts anderem.
Sir Fowler lächelte entschuldigend.
„Verzeihen Sie bitte die Unordnung hier. Na ja … ich gestehe, ich bin etwas aufgeschmissen, wenn es um das Aufräumen und Ablegen von Büchern geht. Vielleicht wird es ja doch mal Zeit, eine Sekretärin einzustellen. Ich werde mich noch heute darum kümmern ...“
Bei dem verschmitzten Zwinkern, das die Worte des Mannes begleitete, konnte auch Valerian unmöglich seinen Groll aufrechterhalten und seine Mundwinkel hoben sich leicht. Eines jedoch machte ihn stutzig: Wenn diese herrschsüchtige Person am Eingang keine Sekretärin gewesen war, was war sie dann?
Seine Gedanken wurden von Sir Fowler unterbrochen.
„Lieber Valerian, ich habe Sie herbitten lassen, weil ich Ihnen noch nicht den richtigen Willkommensbrief überreichen konnte. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht übel. Ich hätte lieber früher und auch ausführlicher mit Ihnen gesprochen, doch es dauerte – zu meinem Bedauern – sehr lange, bis wir Sie gefunden hatten.“
Mit diesen Worten wurde Valerian ein Schreiben überreicht. Das Design glich dem des Briefes, den er bereits bekommen hatte.
Er zog das Blatt näher zu sich heran und begann zu lesen:
„Willkommen in der Cromwell Hexenschule – für begabte Studenten!
Mit der Cromwell Hexenschule wurde ein Ort geschaffen, der allen jungen Begabten sowohl als Hafen als auch als Quelle des Wissens dienen soll.
Die Cromwell Hexenschule ist die erste ihrer Art, da sie ordens- und konventübergreifend gegründet wurde und betrieben wird. Das Kollegium setzt sich aus einzelnen Vertretern der jeweiligen Orden zusammen.
Studierenden soll die Möglichkeit geboten werden, in allen Bereichen der Magie Erfahrungen zu sammeln. So können sie später, dank dieses Wissens und ihrer persönlichen Begabung, eine überlegte Entscheidung für einen der magischen Schwerpunkte treffen.
Scientia potentia est!“
Er blinzelte und las noch einmal. Dann hob er langsam den Blick und sah den alten Mann stirnrunzelnd an.
„Hexenschule?“, fragte er und schüttelte ungläubig den Kopf.
Der Engländer nickte und lächelte freundlich.
„Ganz recht. Auch wenn ich gestehen muss, dass der Name sehr einseitig klingt. Wir beherbergen selbstverständlich nicht nur Hexen, sondern auch Magiebegabte, die für sich einen anderen Titel beanspruchen.“
Okay! Das war’s! April, April! Die Show ist vorbei!
Valerian seufzte. Er hatte gleich gewusst, dass an der ganzen Sache ein Haken sein musste. Zu schön, um wahr zu sein …
„Äh … ja … klar … Hexenschule. Ha, ha! Wo ist die Kamera?“
Seine gute Laune war schlagartig verflogen. Hielt der Alte ihn für bescheuert?
„Ich weiß, was Sie jetzt denken …“, begann Sir Fowler beschwichtigend.
Nein, weißt du sicher nicht, du Pappnase!
„Und ich kann Ihre Aufregung gut verstehen, selbst wenn ich mich selbst nicht als Pappnase bezeichnen würde“, fuhr der Mann in einem ruhigen Tonfall fort.
Valerian saß wie erstarrt da.
Zufall! Nur ruhig bleiben …
„Ich persönlich glaube ja nicht an Zufälle …“
Der Sessel fiel mit einem lauten Poltern nach hinten um, als Valerian ruckartig aufstand. „Ist das ein Trick?“, rief er aufgebracht.
„Nein, Valerian, das ist es nicht. Und ich muss um Entschuldigung bitten, dass ich so einfach ungefragt in Ihre Gedanken eingedrungen bin. Das ist sonst nicht meine Art, das versichere ich Ihnen. Ich habe in der Vergangenheit als Beweis meiner Fähigkeiten Gegenstände schweben lassen – bis eine Studentin ohnmächtig wurde. Da dachte ich, ich müsse etwas subtiler vorgehen.“
Er lächelte gequält.
Valerian starrte ihn fassungslos an. Wo war er hier reingeraten? Wollte der Kerl Experimente mit ihm machen? War er verschleppt worden? Abgeschieden von der Zivilisation?
Valerian hatte sowohl „FlashForward“ als auch „Heroes“ gesehen und kannte sich daher aus mit den kranken Plänen überengagierter Wissenschaftler. Er hatte genug! Es wurde Zeit zu verschwinden!
„Ach, bitte, nehmen Sie doch wieder Platz, ja? Es gäbe da noch ein paar Dinge, die ich gerne mit Ihnen besprechen würde, und wir haben heute einen straffen Zeitplan, wenn Sie verstehen
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