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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Patron! Wenn sie uns hört, sind wir beide geliefert!«
    »Ach, um mich ist es doch schon längst geschehen. Seit ich sie zum ersten Mal erblickte!«
    »Schweigt und haltet endlich Euren Mund!« Als ob das eine nicht das andere wäre – Matutin sagte gern dasselbe mehrmals in unterschiedlichem Wortlaut.
    Die beiden waren hinter ein paar Säulen und hölzerne Rankpflanzengitter gehuscht, als die Baroness Meridienn den Dauren schwarz lodernd an ihnen vorüberschritt. Zweifelsohne war sie gerade wieder auf jemanden zornig. Tatsächlich: Sie hielt schnurstracks auf einen der höhergestellten Palastdiener zu und stauchte diesen wegen einer zerbrochenen Seifenschale zusammen, bis er am ganzen Leib zitterte.
    Faur Benesand und Eiber Matutin gehörten beide zum Koordinatorenstab der Baroness. Deshalb trugen sie beide dunkelblaue, borten- und knopfbesetzte Uniformen. Benesand, erst dreißig Jahre jung, mit stattlicher Haltung, einem weichlich hübschen Gesicht und schmalem Schnurrbart sowie langen, gepflegt zurückgekämmten blonden Haaren, war am Hofe der Baroness als Einnahmenkoordinator zuständig für das Eintreiben, Schützen und Verrechnen der Zehnten und anderen bäuer- und bürgerlichen Abgaben sowie für die Instandhaltung von Wegen, Feldern und Wäldern. Matutin dagegen war früher Koordinator für Festlichkeiten gewesen, bis die Baroness ihrem damaligen Heereskoordinator in einem möglicherweise zwischenmenschlich begründeten Wutanfall einen Dolch in die Brust gerammt hatte. In Ermangelung eines besser geeigneten Nachfolgers hatte sie kurzerhand den ältlichen, zur Dickleibigkeit neigenden Matutin zum obersten Heeresführer ernannt – wohl auch, um all die für so einen Posten weit besser geeignet scheinenden Untergebenen um sie herum zu ärgern, zu tadeln und zu überzeugenderen Leistungen anzustacheln. Matutin, der vor Furcht beinahe ohnmächtig wurde, hatte sie lediglich angefaucht: »Wer einen Festumzug organisieren kann, kann auch eine Heeresparade organisieren. Kriege gibt es doch ohnehin nicht mehr.« Matutin jedenfalls hielt sich auf dem morschen Sitz des Heereskoordinators nun schon seit drei Jahren, sicherlich auch, weil es in dieser Zeit für das stehende Heer tatsächlich nichts zu tun gegeben hatte, aber er betete weiterhin jede Nacht, dass es zu keinem irgendwie gearteten bewaffneten Konflikt mit einem anderen Baronat oder dem finsteren, nebelverhangenen Reich von Coldrin kommen würde.
    Die Baroness war eine zwar schnell in Zorn geratende, aber ausnehmend schöne Frau. Sie war vierzig Jahre alt, ihre Gesichtszüge waren streng und stark akzentuiert, die Wangenknochen schattig, die Augen groß, grausam und grün. Die schwarzen Haare trug sie lang und so hart im Nacken zusammengeschnürt, dass es ihr am Haaransatz Schmerzen bereiten musste. Überhaupt trug die Baroness gerne enge, unbequeme Kleidung, gerne mit Schnürungen und einschneidenden Gürteln, gerne auch von ölig glänzendem Material. Faur Benesand brachte ganze Nächte damit zu, in immer wieder neuen Variationen darüber nachzusinnen, wie die Baroness in ihrer prallen, luftundurchlässigen Kleidung bei jeder Bewegung schwitzte und roch und wie sie wohl schmecken würde, wenn sie es ihm eines Tages gestattete, ihren sinnlichen Leib von den Füßen bis zum Mund abzulecken.
    Sie wusste natürlich, was er für sie empfand. Es gelang ihm nie, das zu verbergen. Aber umso mehr strafte sie ihn mit Nichtachtung oder mit winzigen Bemerkungen, die nur er allein als anzügliche Schlüpfrigkeiten zu deuten verstand und die ihn in seinen einsamen Nächten immer neuen Variationen nachspüren ließen.
    Auch jetzt wieder biss er sich in den eigenen Handrücken. »Ich muss sie besitzen! Gott weiß, dass ich sie besitzen muss, und ermutigt mich, mein Ziel zu verfolgen! «, sagte er undeutlich.
    »Das wird Euch den Kopf kosten! Und nicht nur den Kopf!«
    »Oh, Matutin, Ihr alter, dem Leben abgewandter Schreibstubenstaubatmer! Ihr habt schon längst vergessen, dass es Dinge gibt, die das Sterben lohnen. Eine einzige Nacht mit der Baroness – und ich stürze mich freudetrunken und lachend in den Dämonenschlund!«
    »Erwähnt nicht den Dämonenschlund! Die verfluchten Seelen sind unruhig wie nie, melden meine Männer. Ich habe ihnen eigens eingeschärft, nicht zu nahe an den Rand zu gehen, damit kein Unglück geschieht.«
    »Wen schert's? Wem ist das auch nur einen einzigen Gedanken wert? Schaut sie an. Sie! Sie! « Er deutete auf die schimpfende Baroness,

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