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Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Die Daemonen 01 - Die Daemonen

Titel: Die Daemonen 01 - Die Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Vorausschau
    Der König, der keine Augen hatte, streckte eine Hand aus nach dem Meer.
    Den Viermaster, der dort ankerte im unruhigen Wasser, dreihundert Schritt von dem auf dem Strand stehenden König entfernt, durchlief ein Zittern, obwohl kein Wind die Takelung zum Schwingen brachte.
    Weit im Hintergrund ballten sich Wolken, spuckten fahle Blitze von sich. Der Himmel tobte. Dunkelgrau wogte das Meer, weißlichen Schaum auf den gebleckten Zähnen.
    Wie die Zacken einer Gabel entfaltete der blinde König die Finger seiner Hand. An seinem Arm entlanghorchend, konnte er den Viermaster schaukeln hören in stärker werdender Dünung. Er schob die Finger vorwärts, als schaufele er sie unter das Schiff, und ballte die Hand dann zur Faust.
    Das riesige Schiff ächzte. Matrosen und Soldaten begannen auf dem Deck umherzulaufen wie Ameisen in einem von einem Stock durchbohrten Bau. Irgendetwasstimmte nicht. Widersprüchliche Kommandos wurden gebellt. Einige sprangen voller Ahnungen über Bord.
    Der König hob den Arm mit der geballten Faust langsam höher, den Wolken entgegen. Ehrfurchtgebietend, unter der Belastung ächzend wie ein algenbärtiger Riese, hob sich der Viermaster aus den Wellen, triefend, gischtend, gewaltig. Die Ankerkette zerriss mit einem scharfen, peitschenden Knall. Matrosen und Soldaten stürzten und kreischten, aber noch blieb das Deck einigermaßen waagerecht, sodass immerhin der Kapitän noch stehen konnte. Der Kapitän nun aber befahl nichts mehr. Er sah nur das Meer unter sich schwinden und das Krähennest des Ausgucks den Wolken näher kommen, und er murmelte zitternd ein unhörbares Gebet.
    Der König am Strand hob den Arm mit der geballten Faust hoch über den Kopf. Er musste nachfassen, so schwer war das Schiff. Erst mit einer zweiten Hand, dann mit einer dritten und vierten. Das Schiff stieg und stieg und kam näher, von unbarmherzigen Kräften gezogen und gerissen, bis es fünfzig Schritt über dem König innehielt. Altes Salzwasser regnete als feiner Sprüh herab. Der Geruch von Tang, Muscheln und Rogen. Das Schreien und Wehklagen der hilflosen Menschen dort oben. Einige sprangen noch immer über Bord und stürzten nun dumpf auf Sand.
    Dann ließ der König die Arme sinken, öffnete die Fäuste, formte aus den Fäusten Hände mit ausgestreckten Zeigefingern und deutete vierfach vor sich auf den Strand,wo eine Frau in goldener Rüstung auf ihn zugeritten kam, ganz alleine, ohne Eskorte.
    Der Viermaster schnellte wie ein von der Sehne gelassener Pfeil nach vorne und raste genau auf die Reiterin zu. Aus fünfzig Schritt Höhe rauschte er herab, den halben Strand mit seinem Schatten verdunkelnd, die Masten sich im Flugwind biegend, der teerige Kiel immer noch Salzwasser schwitzend, den Rammsporn voraus. Gleich würde er die Reiterin unter sich begraben, auf den Strand aufschlagen und in Tausende Tonnen von Trümmern auseinanderbersten.
    Die Frau jedoch hob beide Hände im Sattel und wehrte das fliegende Schiff zur Seite hin ab. Es kippte ­ Menschen stürzten über die absackende Reling wie abblätternde Farbe ­ und schlug mehrere hundert Schritt seewärts ins Wasser. Die Mastspitzen bohrten sich durch Wellen. Das Meer stieg protestierend hoch unter dieser Wucht, schnappte dann gierig nach dem schrägliegenden Koloss, auf den die Fluten des Aufschlags niedergingen wie ein Wolkenbruch. Soldaten wurden von rutschender Ladung unter Wasser gerissen und ertranken. Nur noch wenige schrien. Fern, wie Möwen.
    Es wurde stiller. Nur das Donnerrollen rumpelte gleich Kriegstrommeln. Der Tanz der Blitze zitterte wie weißglühende Spinnentiere.
    Die Reiterin blieb wenige Schritte vor dem König stehen und schwang sich aus dem Sattel.
    »Wir sollten diesen Unfug jetzt lassen, Gäus«, sagte sie. »Es sind kaum noch Menschen übrig, die man verbrauchen kann. Warum vergessen wir nicht unseren kindischen Pakt und tragen es aus wie zwei Dämonen?«
    »Ja, tragen wir es aus, Irathindur«, antwortete der König, der keine Augen hatte, und streifte seine Robe ab. Er war nackt darunter, untersetzt, schwarzhäutig und am ganzen Körper mit dunklen, glänzenden Stacheln bewehrt. Sechs Arme entfalteten sich seitlich seines breiten Leibes, drei Beine darunter. Langsam nahm er mit zweien seiner sechs Hände die Krone seiner Königswürde und warf sie in den feinen, weißen Sand.
    Die goldene Frau entledigte sich ebenfalls ihrer Rüstung. Abgesehen von ihrem schönen und unbarmherzigen Gesicht und ihrem langen, wie

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