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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Den Bäumen beim Wachsen zusehen
Eins
    Oxford, England, A. D. 1832
    Falls ich in dieser Nacht geträumt habe, dann hatte ich es in demselben Moment wieder vergessen, als mich dieses verdammte Telefon mit seinem schrillen Zwei-Töne-Geplärre weckte. Im Dunkeln tastete ich nach der Nachttischlampe, während Myriam neben mir auf der Matratze unruhig wurde und stöhnte. Sie war im siebten Monat schwanger mit unserem Kind und hatte für die Anrufe, die ich zu den unseligsten Zeiten erhielt, inzwischen nur noch wenig Verständnis. Ich fand das kleine, von der Lampe herabbaumelnde Kettchen, zog daran und hob den schwarzen Bakelithörer ab.
    Ich war nicht überrascht, als mir die vollen Vokale von Francis Haughton Raleigh über die knackende Verbindung ins Ohr drangen. Der alte missus dominicus der Familie war mein unmittelbarer Vorgesetzter. Nur wenige außer ihm würden es wagen, durch einen nächtlichen Anruf meinen Unmut zu wecken.
    »Edward, mein Junge«, knurrte er. »Es tut mir furchtbar leid, Sie zu so unchristlicher Stunde wecken zu müssen.«
    Ich warf einen Blick auf die Messinguhr auf der Kommode; ihr Leuchtziffernblatt zeigte eine Viertelstunde nach Mitternacht an. »Ist schon in Ordnung, Sir. Ich hab’ noch nicht geschlafen.«
    Myriam wälzte sich zu mir herum und sah mich mit spöttischem Blick an.
    »Bitte, lassen wir doch das ›Sir‹. Die Sache ist die, Edward, wir haben ein kleines Problem.«
    »Wo?«
    »Hier in der Stadt, ist das zu fassen? Es sind wirklich abscheuliche Neuigkeiten. Ein Student ist tot. Die Polizei scheint von Mord auszugehen.«
    Ich hörte mit dem Herumgezappel auf und war plötzlich hellwach. Mord, eine Konzeption, die ebenso erschreckend wie schwer zu begreifen war. Was für ein vorimperialer Barbar konnte einem anderen Menschen so etwas antun? »Jemand von Unseren?«
    »Scheint so. Jedenfalls ein Raleigh. Eine offizielle Bestätigung dafür steht allerdings noch aus.«
    »Ich verstehe.« Ich setzte mich aufrecht, und die Flanelldecke rutschte mir von den Schultern. Myriam runzelte jetzt die Stirn, mehr beunruhigt als verwirrt.
    »Können wir diese Bestätigung bekommen?«, fragte ich.
    »Durchaus. Und noch einiges mehr. Ich fürchte, Ihnen und mir wurde in diesem Fall die familiäre Zuständigkeit übertragen. Ich hole Sie in zehn Minuten ab.« In dem Hörer setzte ein Summen ein, als die Verbindung abbrach.
    Ich beugte mich zu Myriam herunter und küsste sie sanft. »Ich muss noch mal weg.«
    »Was ist los? Was ist passiert?«
    In ihrem Gesicht spiegelte sich Sorge. So sehr, dass ich es nicht über mich brachte, ihr die Wahrheit zu sagen. Nicht, dass sie nicht stark genug gewesen wäre. Myriam war ausgebildete Krankenschwester und im städtischen Hospital tagtäglich mit Elend und Leid konfrontiert – ohne Zweifel hatte sie in ihrem Leben schon wesentlich mehr Leichen gesehen als ich. Aber diese Art von Neuigkeiten auszuplaudern, widerstrebte all meinen Instinkten. Vage hatte ich das Gefühl, als versuchte ich unser Ungeborenes zu beschützen. Ich wollte einfach nicht, dass mein Kind in eine Welt hineingeboren wurde, in der solche Gräuel möglich waren.
    Mord .
    Unwillkürlich erschauerte ich, während ich mein Hemd überstreifte und mit kalten Fingern ungeschickt die kleinenPerlmuttknöpfe schloss. »Irgendein Unfall, nehmen wir an. Francis und ich sollen die Angelegenheit untersuchen. Ich erzähl’s dir morgen.«
    Wenn sich, so die Jungfrau Maria wollte, alles möglicherweise als schrecklicher Irrtum herausgestellt haben würde.
    Mein Lederaktenkoffer befand sich im Arbeitszimmer; er war ein Geschenk meiner Mutter zum bestandenen juristischen Examen. Ich hatte ihn bisher kaum benutzt; einige der edlen Zubehörutensilien waren aus ihren Fächern und Schlaufen noch nie herausgenommen worden. Als wäre er eine Art Sicherheitsgarantie und sein wissenschaftlicher Inhalt ein Schild gegen die Unlogik dort draußen in der nächtlichen Stadt, schnappte ich ihn mir.
    Ich musste in der Lobby nicht lange warten, bis Francis’ großes schwarzes Auto am Bordstein vorfuhr und dessen Reifen die matschigen Überreste des Schneefalls der vergangenen Woche zerquetschten. Geduldig wartete der alte Mann, bis ich die Sicherheitsgurte um Brust und Schultern angelegt hatte, bevor er die Batterie einschaltete und den Getriebehebel umlegte. Leise glitten wir auf die kopfsteingepflasterte Straße, starke gelbe Scheinwerfer warfen einen weiten Lichtfächer voraus.
    Die Wohnung, die Myriam und ich

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