Die Daemonin des Todes
kniff hinter seiner Sonnenbrille die Augen zusammen, um die Insel besser sehen zu können.
»Das musst du mir nicht sagen«, erklärte er seiner Frau. »Wir haben bereits die Hälfte deines Vorschusses ausgegeben, und ich habe meinen gesamten Jahresurlaub verbraucht. Aber das ist es wert gewesen, nicht wahr? Ich meine, diese Zeit mit dir war wahrscheinlich die schönste Zeit meines Lebens.«
Cheryl lächelte, schüttelte den Kopf und sah ihren Mann an. Sie griff nach seiner Hand, doch in diesem Moment wurde das Boot von einer Welle erfasst, und sie verlor das Gleichgewicht. Als sie nach Steuerbord kippte, hielt Steve sie fest, ging in die Knie und zog sie mit sich. Trotz der Angst, die für einen Augenblick in ihr hochstieg, musste Cheryl lachen.
»Weißt du, was ich gerade sagen wollte?«, fragte Steve. »Ertrinken würde alles kaputt machen.«
»Das lässt sich nicht bestreiten, oder?«, meinte sie nickend. »Was für ein Abenteuer.«
»Frank und Julie haben behauptet, wir würden uns ab dem dritten Tag gegenseitig auf die Nerven gehen«, erinnerte Steve sie. »Sieben Wochen, Schatz, und ich will noch immer nicht nach Hause. Ich wünschte, wir müssten nicht zurück.«
Cheryl nickte wehmütig. »Nun gut«, sagte sie, »ein weiteres kleines Abenteuer kann nicht schaden. Zum Teufel, wir sind jetzt einmal hier. Da können wir uns auch alles ansehen, was es zu sehen gibt.«
Steve wandte sich der Insel zu, und Cheryl rutschte herüber, setzte sich vor ihn und lehnte sich an seine Brust. Es fühlte sich so gut an, bei ihm zu sein. Und er hatte Recht: Sie hatten sich kaum gestritten. Diese Reise hatte ihnen auf wundervolle Weise vor Augen geführt, was sie füreinander sein konnten, wenn der Rest der Welt ihnen nicht in die Quere kam. Er war der Juniorpartner in einer kleinen, aber hoch angesehenen Anwaltskanzlei in Philadelphia. Cheryl hatte erst vor kurzem ihren Doktor in Anthropologie gemacht, in derselben Woche, in der sie den Vertrag für ihr erstes Buch unterschrieben hatte. Es sollte Mythen und Legenden Griechenlands: Von der Antike bis zur modernen Welt heißen, und sie hoffte, dass dies das erste von vielen weiteren sein würde.
Genau wie sie hoffte, dass dies das erste von vielen gemeinsamen Abenteuern mit ihrem Mann sein würde.
»Ich sehe etwas«, sagte Steve und zeigte in die entsprechende Richtung.
In der Tat erhob sich auf einem fast direkt vor ihnen liegenden Kliff eine Art Gebäude. Als Cheryl genauer hinsah, erkannte sie, dass es nicht das einzige war. Es gab noch eine Reihe anderer kleiner Häuser auf der Insel, alle von demselben blendenden Weiß wie das erste.
»Muss das Dorf sein«, vermutete Cheryl. »Bei dem größeren Gebäude könnte es sich um die Kirche handeln.« Noch während sie dies sagte, konnte sie oben auf der weißen Kuppel die Umrisse eines Kreuzes ausmachen.
»Sieht so aus«, nickte Steve. Er schwieg einen Moment und küsste sie dann auf den Kopf. »Eine unheimliche kleine Geschichte, sofern sie wahr ist.«
Cheryl konnte dem nur zustimmen. Einer Legende zufolge war die Insel Kefi vor über einem Jahrhundert von einem Bucolac - einem Vampir - heimgesucht worden. Die Inselbewohner waren bei Sonnenaufgang geflohen und hatten alles mitgenommen, was schwimmen konnte, sodass der Vampir auf der Insel gefangen war.
»Ich finde es faszinierend, wie sich diese Legende von den anderen Vampirmythen unterscheidet. Nicht nur von denen hier in Griechenland, sondern überall auf der Welt. Ich meine, wenn man einen Vampir für zehn oder zwölf Jahrzehnte allein auf einer Insel lässt, dann sollte man doch meinen, dass er verhungert, oder? Jedenfalls, wenn man Dimitri glauben kann, ist in der ganzen Zeit bis auf ein paar Tagesausflügler niemand hier gewesen. Okay, die Insel ist abgelegen, aber so abgelegen nun auch wieder nicht.«
Jetzt, wo sie näher darüber nachdachte, war Cheryl froh, dass sie hergekommen waren. Es war ein langer Weg für eine einzige Geschichte, aber diese seltsame Legende würde sich in ihrem Buch gut machen. Vor dieser Reise - um genau zu sein, bevor Dimitri, der Gelehrte, mit dem sie in Athen zusammengetroffen war, ihnen von Kefi erzählt hatte - hatte sie noch nie von der Insel gehört.
»Allerdings verstehe ich nicht«, sagte Steve, »warum der Vampir nicht einfach geschwommen ist.«
Cheryl drehte sich um und sah, dass er ein Lächeln unterdrückte. Sie lachte und boxte ihm spielerisch in die Rippen.
»Wieso?«, protestierte er. »Das ist eine berechtigte
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