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Die Delegation

Die Delegation

Titel: Die Delegation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Erler
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Auflösung lieb gewordener theologischer Vorstellungen? Fürchtet die Kirche, daß Fragen auf sie zukommen werden – Fragen, die so oder so gestellt werden müssen? – Fragen nach Sinn und Geltungsbereich des Erlösungswerkes?
    Je ein Karfreitag für jeden einzelnen dieser Millionen oder Milliarden belebter Planeten?«
    Eben noch souverän und gelassen, springt Mitterer auf, geht um seinen Schreibtisch herum. Mit verhaltener Aggression: »Ja, ja, ja! Das haben Sie sich fein ausgedacht: Sie überfallen einen wehrlosen Theologen und erbeuten bei ihm eine persönliche Meinung, die Sie dann als eine offizielle Stellungnahme der Kirche verkaufen! Nein, da haben Sie Pech bei mir!
    Schalten Sie diese Apparate ab, und wir diskutieren. Glauben Sie allen Ernstes, ich schüttle Ihnen eine druckreife Antwort auf solche Tragen aus dem Ärmel? Schlagen Sie nach bei meinem Ordensbruder Teilhard de Chardin: ›Wahre Intelligenz ist mit allen Räumender Ewigkeit verbundene Teilhard erwartet eine wechselseitige Bereicherung‹ der Zivilisationen.
    Er denkt positiver als ich. Und er wurde nicht von Ihnen mit ›gewissen Beweisen‹ provoziert.«
    Mitterer wendet sich ab. Roczinski winkt der Kamera, abzuschalten, einmal, noch einmal, ohne Erfolg. Er wird deutlich. Das Bild wird schwarz.

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    Noch Rolle sechs:
    Silbernes Gitterwerk überspannt den Himmel. Eine parabolische Schafe, Durchmesser über einhundert Meter, richtet sich auf, dreht sich, peilt schließlich direkt über den Horizont. Riesenspielzeug. Ein Radioteleskop. Ein gewaltiges, elektronisches Ohr lauscht hinaus in den Kosmos. Roczinski steht unter dem Schirm, entfaltet eine Zeitung: »In diesem Zusammenhang ein Zitat: ›Sinn und Zweck der Raumfahrt liegt unter anderem darin, daß sie uns in die Lage versetzt, das EVANGELIUM hinauszutragen in das Universum‹…«
    Ohne weiteren Kommentar steckt Roczinski das Zeitungsblatt in die Außentasche seines Jacketts. Das ironische Lächeln verfliegt, er fährt fort.
    »Nun – im Augenblick sind wir weder in der Lage zu missionieren, noch missioniert zu werden. Wir sind nicht vorbereitet auf den Kontakt mit fremder Intelligenz. Es gibt keine Verständigungsmöglichkeiten. Selbst die Wissenschaftler des Projektes OZMA, die hier im National Radio Astronomy Observatory in Green Bank, Westvirginia seit Jahren den Kosmos – unter anderem – auch nach Signalen abtasten, die von intelligenten Lebewesen stammen könnten, selbst diese Leute werden den Besuchern vom anderen Stern hilflos gegenübertreten, wenn diese morgen hier an dieser Stelle landen sollten.« Der Empfängerraum des Observatoriums ist angefüllt mit Computern. Hier werden die Impulse, kosmische Radiowellen, kurzwellige Strahlung, aufgezeichnet und ausgewertet. Ein Amerikaner chinesischer Abstammung referiert vor Roczinskis Kamera und Mikrophon:
    »We know nothing at all! Wir wissen nichts, gar nichts! Wir stehen am Anfang – oder sogar noch davor. Wir wissen nicht, wo wir nach intelligenten Signalen suchen sollen, wir wissen nicht, auf welcher Frequenz wir Signale empfangen können, auf welcher Bandbreite. Wir wissen nichts! Unser normales Forschungsprogramm können wir für diese spezielle Suche nicht unterbrechen. Wir sind dem Zufall ausgeliefert. Und es ist noch die Frage, ob unsere Technik hier für den Empfang, also für eine Kontaktaufnahme mit Hilfe von Radiowellen, überhaupt ausreicht. Heute schon ausreicht.
    Wir haben viele Programme – sehen Sie hier: Sterne strahlen ja nicht nur sichtbares Licht aus, das man mit optischen Fernrohren wahrnehmen kann, sondern auch unsichtbare Radiowellen. Und diese kurzwellige Strahlung registrieren wir hier und erhalten so gewissermaßen ›Bilder‹ des Universums – nicht wie das Auge den Sternenhimmel sieht, sondern wie unsere Radioteleskope ihn wahrnehmen.«
    Ein Computer druckt Karten: Verschiedene Symbole, dicht oder weit gesetzt, ergänzen sich zu Mustern, zu Linien, Strukturen.
    »Das sind Porträts unserer Milchstraße im Bereich ihres Zentrums um Sagittarius. Wir untersuchen gerade die 21,1-cm-Welle, also die Emission des interstellaren Wasserstoffgases.
    Auf dieser Frequenz von 1420,4 Megahertz bekommen wir natürlich niemals Signale intelligenter Lebewesen mit herein, ich erwarte auch keine auf diesen Frequenzen, die würden vom kosmischen Rauschen einfach totgedrückt. Die kosmischen Energien sind stärker als jeder mögliche Sender. Aber es gibt günstige Wellenlängen. Bei etwa 10 cm liegt ein

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