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Die denkenden Wälder

Die denkenden Wälder

Titel: Die denkenden Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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blickte auf, sah zweihundert Meter über sich einen Kreis von seltsamer Farbe. Ein blauer Flecken mit weißen Kumuluswölkchen darauf das unverdeckte Blau der Oberen Hölle.
    Und unten seine Hand krampfte sich um die Liane, daß die Knöchel weiß hervortraten, unten ebensoweit entfernt, irgendwo in der Fünften Etage lag ein strahlend blauer Gegenstand, der das Licht der Sonne wie die Axt widerspiegelte. Und in seiner Mitte war etwas, das noch heller glänzte, etwas, das Regenbogen erzeugte, eine ungleichmäßige Halbkugel aus einem Material wie die durchsichtigen Schwingen eines Glasblitzers. Und oben war die Halbkugel aufgerissen und offen. Schon hatten Lianen, Schlinggewächse, Kabbl, Tungtankel und andere Gewächse die glatten Flanken des entstandenen Schachtes zerfasert, schoben sich hervor, kämpften erbarmungslos um den unerwarteten Reichtum des Sonnenlichts.
    Born studierte die sich ausbreitenden Epiphyten und sonstigen Gewächse und schätzte, daß in höchstens zweimal Sieben Tagen die neue Vegetation das Loch völlig ausgefüllt haben würde. Dann würden sie diesen Ort eine Weile meiden müssen, bis sich dichtere und festere Gewächse eingestellt hatten.
    »Hier, Born!« rief eine Stimme.
    Er wandte sich um und sah Leser auf dem abgebrochenen Ast eines Säulenbaumes stehen. Er beugte sich so weit hinaus, wie er das wagte, und gestikulierte mit der Axt. In dem grünlichen Licht reflektierte sie die Sonnenstrahlen, daß sie wie ein Blitz wirkte. In wenigen Minuten hatten sich sämtliche Mitglieder des Suchtrupps auf dem meterbreiten abgebrochenen Zweig versammelt. Die Pelziger bildeten ein gewichtiges Grüppchen für sich und warteten ab, was die Menschen tun würden.
    »Es ist ganz gewiß ein Dämon, und er schläft«, begann einer der Zwillinge Talltree, wie Born feststellte. »Ich glaube immer noch nicht, daß es ein Dämon ist«, erwiderte Born entschieden. »Ich glaube, daß es ein Ding ist, ein Gegenstand, der künstlich hergestellt ist«, jetzt deutete er mit einer Kopfbewegung auf Leser, »wie die Axt.« Das war Blasphemie. Einige stießen erschreckte Rufe aus. Leser hob die Hand, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. »Leute, dies ist nicht der Ort für laute Geräusche.
    Die Dämonen der Oberen Hölle könnten durch das Loch zu uns kommen, das dieser größere Dämon gemacht hat. Wir werden weiter über diese Sache sprechen, aber ruhig.« Jetzt setzte sich die Unterhaltung im Flüsterton fort. »Also, Born«, fuhr Leser fort, »weshalb bist du so sicher, daß dieses blaue Ding unter uns nicht ein Dämon ist, sondern ein Gegenstand wie die Axt?« »Er sieht so aus«, erwiderte Born unbehaglich. »Seht doch, wie regelmäßig seine Umrisse sind und wie er das Licht zurückwirft.« »Könnte ein Dämon das nicht auch tun? Wirft die Haut der Cbiolen nicht auch das Licht zurück, bist du sicher, Born?«
    Born ertappte sich dabei, wie er den Blick abwandte. »Sicher kann man da nicht sein, Schamane, es sei denn . . .« und dabei starrte er den Älteren an »man würde hinuntergehen und es sich selbst ansehen.« »Aber wenn es ein Dämon ist?« fragte Drawn laut. »Und er schläft, und wir ihn wecken, wenn wir an ihm herumstochern?« Der Jäger erhob sich aus seiner hockenden Position und hielt seinen Bläser umfaßt. »Nein, Freund Born, ich respektiere deine Vermutungen und schätze deine Fähigkeiten, aber ich komme nicht mit. Ich habe eine Frau und zwei Kinder und ich bin nicht bereit, einem Dämon auf den Schädel zu klopfen, nur um zu sehen, ob jemand zu Hause ist. Nein, ich nicht.« Er hielt inne, überlegte. »Aber ich will überlegen, was der Schamane und meine Brüder sagen.«
    »Und was meinen die Jäger?« fragte Leser. Jetzt meldete sich der andere Zwilling zu Wort. »Wahrlich, es mag sein, wie Born es sagt. Aber wenn es ein gemachtes Ding ist, ohne Leben, dann scheint mir, bildet es keine Gefahr für den Heimbaum. Oder wenn es, wie Drawn sagt, ein schlafender Dämon ist, der nur darauf wartet, daß irgend jemand blindlings auf ihn tritt und ihn weckt. Wenn wir ihn in Frieden lassen, schläft er vielleicht in alle Ewigkeit oder geht wieder friedlich seiner Wege. Ich selbst glaube, daß es ein Dämon einer neuen Art ist, einer, der sich bei seinem Sturz aus der Oberen Hölle verletzt hat. Wir sollten hier weggehen und ihn nicht stören, sondern ihn in Frieden sterben lassen, auf daß er sich nicht in Wut und Ärger erhebe und uns alle vernichte.«
    Tailing und Talltree standen gemeinsam auf,

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