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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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haben könnte. Born wich dem Blick aus.
    Dann schlössen sich etwas widerstrebend der Jäger Drawn und die Zwillinge Talltree und Tailing an. Am Ende hätten die anderen Jäger auch nachgegeben und sich gemeldet, aus Angst, feige zu erscheinen, aber Leser hob die Axt. »Genug. Ich gehe auch mit, obwohl ich dagegen bin. Es geziemt sich nicht, daß Menschen einen der Verdammten aufsuchen, ohne jemanden bei sich zu haben, der die Verdammten kennt.« »Das kann man wohl sagen«, murmelte jemand. Das Lachen, das darauf folgte, wirkte erlösend, lockerte das Feierliche der Versammlung. Sand legte die Hand über den Mund, um ein
    unhäuptlingshaftes Lachen zu überdecken. »Jetzt lasset uns beten«, dröhnte er würdevoll, »daß jene, die den Dämonen suchen gehen, ihn krank und schwach vorfinden oder ihn gar nicht finden, unversehrt und gesund zu uns zurückkehren.« Er hob beide Hände, senkte den Kopf und begann einen Gesang.
    Kein irdischer Theologe hätte jenen Gesang erkannt. Kein Pfarrer, Priester, Rabbiner oder Hexendoktor hätte seine Herkunft identifizieren können, wohl aber jeder
    Bioingenieur, aber keiner von ihnen hätte erklären können, weshalb gerade dieser Gesang hier unter dem dröhnenden Nachthimmel und dem Baldachin aus Blattleder so wirksam schien.
    Drei Augen glühten wie heiße Kohlen und spiegelten den Tanz des in der Ferne flackernden Feuers wider. Ruumahum lag in einer Astbeuge und starrte zweifelnd auf die versammelten Menschen hinunter. Seine Schnauze lag auf seinen gekreuzten Vorderpfoten. Jetzt war ein unsicheres Kratzen an dem Ast zu hören. Im nächsten Augenblick krachte ein Bündel aus Pelz und Fleisch in seine Flanke. Er knurrte gereizt und blickte sich um. Es war das Junge, das sich dem jungen Waisenmenschen Din angeschlossen hatte. »Alter«, fragte Muf leise, »warum ruhst du nicht wie die anderen Brüder?«
    Ruumahums Blick wanderte wieder zu dem fernen Baldachin und dann zurück zu den singenden Menschen.
    »Ich studiere Menschen«, murmelte er. »Geh schlafen, Junges.« Muf überlegte, kroch dann näher an den ausgewachsenen Pelziger heran und starrte ebenfalls auf das Feuer hinunter. Nach einer Weile blickte er fragend auf. »Was machen die?«
    »Das weiß ich auch nicht genau«, erwiderte Ruumahum. »Ich glaube, auf ihre Art versuchen sie den Brüdern gleich zu werden . . . wie wir.«
    »Wir? Wir?« Muf hustete komisch im Regen und setzte sich auf seine Hinterpfoten. »Aber ich dachte immer, wir versuchen den Menschen gleich zu werden?«
    »Ha. Das glauben viele. Und jetzt geh schlafen!« »Bitte, Alter, ich bin verwirrt. Wenn der Mensch versucht, uns gleich zu werden, und wir versuchen, dem Menschen gleich zu werden wer hat dann recht?«
    »Du stellst viele Fragen, Junges, Fragen, die du hoch nicht ganz begreifst. Wie kannst du dir einbilden, daß du die Antwort verstehen würdest? Die Antwort ist... das was gesucht wird, ein Treffen, eine Verbindung, ein ineinander verwobenes Netz.«
    »Ich verstehe«, flüsterte Muf, der überhaupt nichts verstand. »Und was wird geschehen, wenn das erreicht ist?« »Ich weiß nicht«, erwiderte Ruumahum und sah wieder zum Feuer hinunter. »Keiner der Brüder weiß es, aber wir suchen es jedenfalls. Außerdem findet der Mensch uns interessant und nützlich und hält sich für den Meister. Die Brüder finden den Menschen nützlich und interessant, und es ist ihnen gleichgültig, wer Meister ist. Der Mensch glaubt, diese Beziehung zu verstehen. Wir wissen, daß wir sie nicht verstehen. Und um diese befriedigte Ignoranz beneiden wir ihn.« Er machte eine Kopfbewegung zu den versammelten Menschen in der Tiefe. »Vielleicht werden wir es nie begreifen. Aber die Offenbarung wird nie versprochen, nur erhofft.«
    »Ich verstehe«, murmelte das Junge und verstand noch weniger. Mühsam rappelte es sich auf und wandte sich zum Gehen, blieb dann aber noch einmal stehen. »Alter, eine Frage noch.«
    »Ja, was denn?« brummte Ruumahum, ohne den Blick von der Gebetsversammlung abzuwenden.
    »Es geht das Gerücht bei uns Jungen, daß wir weder geredet noch gedacht haben, bis die Menschen kamen.«
    »Das ist kein Gerücht, das ist die Wahrheit. Wir haben nur geschlafen.« Er gähnte und ließ dabei seine
    rasiermesserscharfen Zähne und Hauer sehen. »Aber der
    Mensch auch. Wir erwachen gemeinsam, glaubt man.« »Ich weiß«, räumte Muf ein, aber er wußte gar nichts. Dann wandte er sich ab und machte sich daran, selbst eine Schlafstelle für die Nacht zu

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