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Die denkenden Wäler

Die denkenden Wäler

Titel: Die denkenden Wäler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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eigentlichen Sta-tion hielten acht von Salomon Cargos Mannschaft die Laserkanonen besetzt. Da die automatischen Alarmanlagen stumm blieben, fanden diese isolierten Vertreter der Sicherheitsabteilung weniger tödliche Ablenkung, um sich die Zeit zu vertreiben.
    In einem Turm war die Mannschaft mit Cribbage beschäftigt. Sie benutzten dazu ein Brett, das Thranxkünstler auf Hivehom aus Berylholz geschnitzt hatten. Im nächsten Turm beschäftigte man sich mit einem Urlaubsprospekt, der die Freuden einer be-stimmten, viele Parsec entfernten Ozeanwelt schilderte. In der dritten Kuppel waren zwei Kanoniere unterschiedlichen Geschlechts mit aktiver Pflichtverletzung beschäftigt. Die Station hatte zwar eine quasimilitärische Funktion, es handelte sich bei ihr aber nicht um eine militärische Anlage, wenn auch der Leiter der Sicherheitsabteilung Cargo sie als solche betrachtete. Aber niemand rechnete mit einem Geschwader von
    Friedenswächtern der Kirche noch erwartete man die Armada eines schlauen Konkurrenten. Und nichts konnte die künstliche Lichtung, die die Station vom Wald trennte, betreten, ohne ein halbes Hundert Alarme auszulösen. So hielten sich die acht Kanoniere dienstbereit und genossen die schläfrige Ruhe des Nachtdienstes, sicher in dem Wissen, daß über sie Schutzengel mit Eingeweiden aus Silber und Kupfer wachten.
    Aber im Innern der Station hatten sich Atheisten der Mechanistik verschworen, den Göttern dieser Kanoniere zu freveln.
    Inzwischen war auch der letzte Insasse der Station in Orpheus Arme gesunken. Keine Schritte hallten in den Korridoren. Nur das gelegentliche Klicken eines sich schließenden Relais, das Summen unermüdlicher Maschinen, das leichte Brummen der Klimaanlage brachen die Stille. So gab es niemanden, dem es auffiel, daß sich inmitten eines Korridors plötzlich ein kleines Loch auftat. Selbst wenn jemand daran vorbeigekommen wäre, hätte er das Geräusch als den Widerhall des Donners aufgefaßt, der irgendwie die schalldichten Wände der Station durchdrungen hatte. Die Öffnung wurde größer, als die Bodenplatten aus Metall wie Stanniol abgeschält wur-den. Hätte jemand genau hingesehen, so wäre ihm aufgefallen, daß das Loch unter dem Boden sich einen Meter tief durch Stahlbeton fortsetzte. Zwei massige Tatzen schoben sich aus der Öffnung und weiteten sie aus, bis sie groß genug war, daß ein Mensch sie passieren konnte. Ein dicker Schädel schob sich vor, mächtige Hauer schimmerten in der schwachen
    Nachtbeleuchtung. Drei Augen funkelten wie Blinklichter, als sie aufmerksam den verlassenen Korridor musterten. Dann verschwand der Kopf wieder, und aus der Höhlung drangen Geräusche, die wie ein halb ersticktes Gespräch anmuteten. Ein Grunzen ertönte. Zwei massige pelzbedeckte Gestalten zwängten sich wie Paste aus dem Loch ins Innere der Station.
    Geeliwan musterte die fremdartige Umgebung und schauderte von der ungewöhnlichen Kühle, während Ruumahum andere Dinge als die Temperatur überprüfte. »Höre keine Riesen, sehe keine Riesen«, murmelte Geeliwan in der kehligen Sprache der Pelziger. »Viele sind hinter diesen Wänden«, erwiderte Ruumahum, zur Vorsicht mahnend. Dann schnüffelte er noch einmal gründlich, um einen sehr schwachen, aber unverkennbaren Geruch zu lokalisieren, und sagte: »Diese Richtung.«
    Dicht an die Metallwände gepreßt, wo der Schatten sie schützte, trotteten die Pelziger lautlos durch den Korridor, bogen um eine Ecke in einen anderen. Eine letzte Ecke, und sie sahen sich einem einzelnen Riesen gegenüber, der vor der letzten Tür saß. Der Riese bewegte sich nicht.
    »Er schläft«, murmelte Geeliwan.
    »Hinter ihm ist der Geruch gleichmäßig«, pflichtete Ruumahum ihm bei.
    Sie verließen die Ecke und trotteten auf die Tür zu. Ruumahum entdeckte die Ritze unten an der Tür. Seine drei Nasenlöcher registrierten den Geruch Borns und Lostings. Hinter der Tür hatte Born sich nicht von der Stelle gerührt. Er saß immer noch mit überkreuzten Beinen auf dem Boden. Als er von draußen das leise Schnauben hörte, öffneten sich seine Augen wieder ganz. Losting lag am anderen Ende der Kammer auf dem Boden und schlief, erwachte aber, als Born sich bewegte. »Was ist. . .?«
    »Still.« Born kroch auf Händen und Knien zur Tür. Er preßte das Gesicht gegen den Boden, schnüffelte einmal und flüsterte dann vorsichtig: »Ruumahum?« Von draußen war ein zustimmendes Knurren zu hören. »Öffne die Tür. Wenn möglich, leise.« Der Pelziger

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