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Im Schatten des Vaters

Im Schatten des Vaters

Titel: Im Schatten des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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I ch hatte einen Morris Mini mit deiner Mom. Es war ein winziges Auto, wie ein Autoscooter auf dem Jahrmarkt, und ein Scheibenwischer war kaputt, also hatte ich immer einen Arm aus dem Fenster, um die Scheibenwischer zu bedienen. Deine Mom war damals ganz verrückt nach Senffeldern, an sonnigen Tagen wollte sie immer dran vorbeifahren, rund um Davis. Damals gab es mehr Felder, weniger Menschen. Überall auf der Welt. Und hier fangen wir mit dem Privatunterricht an. Die Welt war ursprünglich ein großes Feld und die Erde flach. Und die Tiere streunten sämtlich übers Feld und hatten keine Namen, und die größeren Kreaturen fraßen die kleineren Kreaturen, und keiner fand was dabei. Dann kam der Mensch, und er kauerte sich an die Ränder der Welt, haarig, dumm und schwach, und er vermehrte sich und wurde so zahlreich und irre und blutrünstig vor lauter Warten, dass die Ränder der Welt sich zu krümmen begannen. Die Ränder bogen sich langsam nach unten, Mann und Frau und Kind kraxelten übereinander, um auf der Welt zu bleiben, und kratzten einander bei der Kletterei das Fell vom Rücken, bis alle Menschen nackt und kalt und blutrünstig waren und sich am Rande der Welt festklammerten.
    Sein Vater hielt inne, und Roy fragte, Und dann?
    Im Laufe der Zeit trafen die Ränder aufeinander. Sie krümmten sich nach unten und kamen alle zusammen und bildeten den Globus, und vom ganzen Gewicht drehte sich die Welt, und Mensch und Tier fielen nicht mehr hinunter.Dann sah der Mensch den Menschen an, und weil wir alle so hässlich waren ohne Fell und unsere Babys wie Kartoffelkäfer aussahen, zerstreuten sich die Menschen und schlachteten die Tiere und bedeckten sich mit ihrem Fell.
    Ha, sagte Roy. Aber was dann?
    Alles danach ist zu kompliziert, um es zu erzählen. Schuld spielte irgendwo mit rein und Scheidung und Geld und die Steuerbehörde, und alles ging zum Teufel.
    Du meinst, alles ging zum Teufel, als du Mom geheiratet hast?
    Wie sein Vater ihn ansah, machte deutlich, dass Roy zu weit gegangen war. Nein, es ist schon vorher zum Teufel gegangen, glaube ich. Aber schwer zu sagen, wann.
     
    Sie kannten diesen Ort nicht, diese Lebensweise, einander. Roy war dreizehn, es war der Sommer nach der siebten Klasse. Er hatte bei seiner Mutter in Santa Rosa in Kalifornien gelebt, mit Posaunenunterricht und Fußball und Kino und der Schule direkt in der Stadt. Sein Vater war Zahnarzt gewesen in Fairbanks. Jetzt zogen sie in eine kleine spitzdachige Finnhütte aus Zedernholz. Sie stand an einem Fjord, einer kleinen Bucht in Südostalaska, die von der Tlevak Strait abging, nordwestlich der South Prince of Wales Wilderness und etwa fünfzig Meilen von Ketchikan entfernt. Erreichen konnte man sie nur übers Wasser, mit einem Boot oder Wasserflugzeug. Nachbarn gab es keine. Unmittelbar hinter ihnen erhob sich ein massiver sechshundert Meter hoher Berg, durch niedrige Sättel verbunden mit weiteren Bergen an der Mündung der Bucht und weiter draußen. Die Insel, auf der sie waren, Sukkwan Island, erstreckte sich hinter ihnen noch über mehrere Meilen, Meilen aber, die mit dichtem Regenwald bewachsen waren, ohne Straße und ohne Pfad, ein üppigerWuchs aus Farn, Hemlocktannen, Fichten, Zedern, Pilzen und Wildblumen, aus Moos und moderndem Gehölz, Heimat von Bären, Elchen, Hirschen, Dallschafen, Bergziegen und Vielfraßen. Ein Ort wie Ketchikan, wo Roy gelebt hatte, bis er fünf war, nur wilder und beängstigend jetzt, da er nicht mehr daran gewöhnt war.
    Beim Anflug beobachtete Roy, wie das Spiegelbild des gelben Flugzeugs über größere Spiegelungen grünschwarzer Berge und blauen Himmels schoss. Er sah die Bäume zu beiden Seiten näher kommen, dann setzten sie auf, und die Gischt spritzte hoch. Roys Vater steckte den Kopf aus dem Seitenfenster und lächelte aufgeregt. Roy hatte kurz das Gefühl, als käme er in ein verwunschenes Land, an einen Ort, der eigentlich gar nicht existieren konnte.
    Und dann begann die Arbeit. Sie hatten so viel Zeug dabei, wie in das Flugzeug hineinpasste. Auf einem der Schwimmer blies sein Vater mit der Fußpumpe das Zodiac auf, und Roy half dem Piloten, den 6-PS-Johnson-Außenborder zum Heckspiegel herunterzulassen, wo er baumelte, bis das Boot vollständig aufgepumpt war. Dann machten sie ihn fest, setzten die Gasflasche ab und den Reservekanister, und das war die erste Ladung. Sein Vater fuhr allein, Roy wartete nervös im Flugzeug, während der Pilot unablässig redete.
    Oben bei Haines, da hab

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