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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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solcher wahrgenommen werden möchte, in bestimmten Aspekten immer schwereren Verlaufsformen ähneln können. Allerdings sind diese Zustände, für welche ein ursächlicher und zeitlicher Zusammenhang mit einem derartigen Verlust besteht, nicht nur milde, sondern auch zeitlich begrenzt. Als Kriterium, nach dem diese allgemein verständliche Trauer, der ein Anlass zugrunde liegt, von einer krankhaften traurigen Verstimmung im Rahmen einer affektiven Erkrankung abgrenzbar ist, gilt, dass diese als „anlasslos“ erscheint. Diese „Anlasslosigkeit“ muss aber hinterfragt werden, allzu oft ist ihre Diagnosedas Ergebnis einer oberflächlicher Betrachtung und hält einer tiefer schürfenden Befragung nicht stand.
    Außerdem müssen innerhalb krankhafter Ausprägungen der Stimmungs- und Gemütslage körperlich bedingte und als psychische Reaktion verstehbare Zustände voneinander abgegrenzt werden. Besonders wichtig ist der Ausschluss einer organischen (körperlichen) Erkrankung, da bekannt ist, dass Depressionen häufig gemeinsam mit einer solchen (z.B. als Begleiterscheinung einer – noch unerkannten? – körperlichen Störung, etw. Tumor oder Schilddrüsenerkrankung etc.) auftreten können. Im Alter ist die wichtigste Differentialdiagnose der Depression die Demenz. Wenn also der Verdacht auf eine Depression besteht, ist eine gründliche körperliche, internistischneurologische Untersuchung inklusive Laborscreening und eventuell inklusive bildgebender Verfahren notwendig. Depressive Störungen können als einzelne Phasen („depressive Episode“) oder (meist) wiederkehrend auftreten („rezidivierende depressive Störung“). Im statistischen Mittel durchlebt jeder Erkrankte im Laufe seines Lebens vier depressive Phasen. Der Verlauf kann „rein depressiv“ sein, dann spricht man von einer sogenannten „uni-“ oder „monopolaren Störung“. Das ist die häufigste Variante. Daneben gibt es aber auch Verläufe, bei denen nach einer depressiven Phase eine sogenannte „manische“ Phase folgt, oder eine Manie der Depression vorausgeht. Man spricht dann von einer „bipolaren Störung“ (früher: „manischdepressive Erkrankung“). Obwohl auch die Ursachen der bipolaren Störung nicht genau bekannt sind, gibt es Hinweise, dass es sich um eine eigenständige Erkrankung handelt. Mit ihr beschäftigen wir uns deshalb nur am Rande.
    Wir meinen, dass es notwendig – und auch möglich – ist, innerhalb der durch die Diagnosemanuale geschaffenen neuen Situation auch weiterhin die Verschiedenartigkeit von depressiven Gemütszuständen zu erfassen und die verschiedenen Ausprägungen auseinanderzuhalten. Es gibt eben Verstimmungszustände, die einer Reaktion auf eine aktuelle Belastung entsprechen, die „Befindlichkeitsstörungen“ sind, den Alltag zwar belasten, aber nicht als krankhaft bewertet werden sollten. Ein Beispiel für eine derartige Reaktion ist die Trauer, die beanspruchen kann, als natürliche Reaktion auf einen Verlustoder auf ein belastendes Ereignis angesehen zu werden. Jeder Mensch war schon einmal länger niedergeschlagen, fühlte sich nach einem schmerzlichen Misserfolg wertlos, hat über jemanden oder etwas leidvoll getrauert, auch schlecht bis gar nicht geschlafen und wurde nicht depressiv.
    Es ist vernünftig, eine Einteilung der depressiven Verläufe innerhalb eines Kontinuums vorzunehmen. Das Depressionskontinuum umfasst folgende Zustände:
    â€¢ „Schlechter Tag“ (Bad Day), also ein vorübergehender Verstimmungszustand
    â€¢ Launenhaftigkeit (Blues, moodiness) im Sinne einer länger anhaltenden Verstimmung
    â€¢ Länger dauernde Niedergeschlagenheit, Negativismus, niedriges Selbstwertgefühl – Dysthymie
    â€¢ Traurigkeit, Neigung zum Weinen als Antwort auf einen benennbaren Verlust, als zeitlich begrenzte Anpassungsreaktion oder Trauerreaktion
    â€¢ Schwere depressive Episode mit häufigen bzw. täglichen Symptomen, Neigung zum Weinen, gedrückter Stimmung, Freud- und Lustlosigkeit, Interessenverlust, Teilnahmslosigkeit, etc.
    Jeder dieser fünf Leidenszustände des Kontinuums kann isoliert auftreten; ein vorübergehender Verstimmungszustand muss keineswegs zu einer schweren Depression führen. Bedacht werden muss auch der körperliche Gesundheitszustand. Es ist bekannt,

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