Childhood‘s End (Beachrats: Teil 11) (Beachrats^) (German Edition)
Kapitel 1: Rick
Wie bringt man einem Haus voll Leuten bei, dass einer ihrer Brüder ermordet wurde? Irgendwie schien Alex geahnt zu haben, dass unsere ungewöhnliche Familienkonferenz mit Sean zu tun hatte. Und ich Holzkopf hatte einfach so herausposaunt, dass er tot war.
Einen Moment lang herrschte Totenstille. Niemand rührte sich und alle starrten mich an.
»Wie ist es passiert?«, fragte Brian schließlich leise.
Kevin erzählte den Jungs alles, was wir wussten.
»Ich wusste es«, platzte es aus Justin heraus, nachdem Kevin fertig war. »Das hätte genauso gut ich sein können. Das ist euch bewusst, oder?«
Ja, wir wussten es. Zumindest diejenigen von uns, die seine Vorgeschichte kannten, wussten, was er meinte.
»Seine Mutter hat mir gesagt, dass er Rick und mich wirklich geliebt hat«, sagte Kevin. »Genauso hat er auch Alex und dich geliebt, Jus.«
»Er war scharf auf uns«, stellte Justin klar. »Das hat mit echter Liebe nichts zu tun.«
»Justin...«, begann Alex, aber Justins Blick ließ ihn verstummen.
Einen Augenblick lang starrten sich die beiden an, doch dann seufzte Justin.
»Ich mochte ihn nicht besonders, aber es tut mir trotzdem leid, dass er tot ist.«
Als er das sagte, lief ihm eine Träne über die Wange. Es war, als hätte er damit eine Kettenreaktion ausgelöst, denn nachdem er angefangen hatte, begannen auch die anderen Jungs zu weinen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich alle wieder beruhigt hatten.
»Sean war rücksichtslos und respektlos«, fuhr Justin fort, nachdem er sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt hatte. »Er hatte keine Achtung vor dem, wofür diese Familie steht. Er hat es einfach nicht gerafft. Ich mochte ihn nicht und ich fand, dass er ein Arschloch war. Die Tatsache, dass er tot ist, ändert daran nichts.«
Wieder herrschte eine bedrückende Stille. Ich schätze, wir alle dachten über das nach, was geschehen war. Aber ich war mir sicher, dass ich nicht der Einzige war, der auch über Justins Worte nachdachte.
»Er hatte Probleme mit seinen Eltern, Jus«, bemerkte Brian leise.
»Ach ja? Abgesehen von Alex und David, wer von uns Jungs in diesem Haus hat keine Probleme mit seinen Eltern? Bis auf sie und Todd weiß keiner von uns, wer sein Vater ist. Todd hat Eltern, aber er kann nicht bei ihnen leben, weil sein Vater einfach nicht akzeptieren will, dass er einen schwulen Sohn hat. Murray hat seine Grandma, aber sie kann sich leider nicht mehr um ihn kümmern, weil sie zu alt ist. Ich bezweifle nicht, dass Seans Eltern Arschlöcher sind, aber er war nicht so viel anders als der Rest von uns.«
»Jus, er war ernsthaft psychisch gestört«, argumentierte Kevin.
»Ich weiß, dass er das war. Aber meinst du, dass der Rest von uns hier nicht auch Probleme hat? Viele von uns waren wesentlich schlechter dran als er, bevor wir hierhergekommen sind. Und er hat diese Familie nicht zu schätzen gewusst, sondern uns alle verarscht und die Werte dieser Familie mit Füßen getreten. Ich halte jetzt aber besser mein Maul, denn ich möchte mich nicht streiten.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich sah Kevin einen Augenblick lang an und er zuckte kaum merklich mit den Schultern. Er hatte offenbar auch keine Idee.
Justin hatte recht. Sean war nicht so viel anders als der Rest von ihnen. Wir alle starrten uns schweigend an. Es war ungewöhnlich, dass Alex kein Wort gesagt hatte, aber ich wusste auch, dass sich das ändern würde.
»Also, was passiert als Nächstes?«, fragte er nach einer Weile. »Wird es eine Beerdigung oder so etwas geben?«
»Dazu kennen wir noch keine Einzelheiten, aber wir gehen davon aus«, sagte Kevin. »Seine Eltern fliegen heute Nachmittag nach New Mexico, um seine Leiche abzuholen.«
»Wann werden wir mehr erfahren?«
»Morgen oder übermorgen, würde ich sagen«, sagte ich.
»Werden wir hinfahren? Zu seiner Beerdigung, meine ich.«
»Kevin und ich werden hinfahren. Oder, Baby?«
»Ja, ich denke, wir sollten es tun. Aufgrund dessen, was Seans Mutter heute am Telefon gesagt hat, glaube ich, dass sie sich auch freuen würde, wenn Alex, David, Brian und Justin mitkommen würden.«
»Kevin, ich wäre ein Heuchler, wenn ich zu dieser Beerdigung gehen würde«, sagte Justin. »Ich habe ihn für das gehasst, was er getan hat.«
»Justin, dafür habe ich Verständnis, aber Beerdigungen sind für die Lebenden, nicht für die Toten«, sagte Kevin. »Seine Mutter hat dich heute namentlich erwähnt, als sie von den Menschen gesprochen hat,
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