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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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stirbt?«, murmelte sie verwirrt. Nach den Jahren, die sie an seinem Hof verbracht hatte, schien es ihr durchaus möglich. Richard war ein noch härterer Mann geworden als sein Vater. Angst und Schrecken zu verbreiten, hatte ihm dabei geholfen, seine aufsässigen Untertanen in ergebene Vasallen zu verwandeln. Aber hatte er wirklich den Tod eines Mannes befohlen, der ihm einst nähergestanden hatte als jeder andere?
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jamila leise und stand auf, um sich einen Becher Wasser zu holen, den sie in einem Zug leerte. Ihre Hände zitterten dabei so heftig, dass zahllose Tropfen auf den Fußboden fielen und ihren Kittel benetzten. »Vielleicht wollte er einfach nur, dass wir gehen, und seine Ritter haben ihn missverstanden. Aber jetzt brennt die Stadt. Es ist so wie damals, als zum Kreuzzug gerufen und die Familie meiner Mutter erschlagen wurde.«

    Sie sank wieder auf den Schemel und schlang die Arme um ihren Körper, als friere sie. Marie suchte nach Worten, die Trost spenden konnten, doch in ihrem Kopf war nur Leere.
    »Jemand muss die königliche Familie in Kenntnis setzen«, murmelte Marie schließlich mehr zu sich selbst als an Jamila gewandt. Aliénor … Ich glaube nicht, dass sie so etwas will. Jemand muss mit ihr reden.«
    Dann setzte sie sich wie von selbst in Bewegung.
    »Kümmert Euch um meine Kinder, Jamila. Ich werde der Wirtin sagen, dass sie etwas zu essen brauchen. Anschließend laufe ich zum Palast von Westminster, um mit der Königin zu sprechen.«
    »Seid vorsichtig!«, rief Jamila ihr hinterher. Marie eilte die Stufen hinab und lief an der verblüfften Wirtin vorbei. Dann tat das Toben der Stadt sich wieder vor ihr auf, doch sie nahm die Schreie und den Feuergeruch nicht mehr wahr. Menschen wichen ihr von selbst aus, als fürchteten sie, andernfalls überrannt zu werden. Sie lief, als werde sie von den Dämonen der Hölle verfolgt, bis die Umrisse des königlichen Palastes von Westminster vor ihr auftauchten.
    Das Tor zum Palastgelände war zum Glück noch offen, doch vor dem Eingang zum Hauptgebäude stand die übliche Wache. Marie stieß keuchend hervor, dass sie eine Dame der Königin war und sie nun unbedingt sprechen musste. Ihr schlichtes Gewand ließ die Männer spöttische Gesichter ziehen, doch als sie erklärte, jene Dichterin zu sein, die Lais und Fabeln geschrieben hatte, forderte einer von ihnen sie nach kurzem Grübeln auf einzutreten. Sie konnte sich nur dunkel erinnern, wo die königlichen Gemächer waren. Einige Mägde halfen ihr weiter. Kurz darauf stieß Marie die schwere Tür auf, hinter der Aliénor sich verbarg.
    Die Königin saß über Schriftstücke gebeugt, hatte Schleier
und Gebände abgelegt. Das einst goldbraune Haar fiel nun in schmutzig grauen Strähnen über ihre Schultern. Ihr ebenmäßiges Gesicht war zahllosen Falten und schlaffer Haut zum Opfer gefallen, doch in den graublauen Augen, die sie fassungslos anblickten, erkannte Marie ihre Königin wieder. Aus der schönen Dame war eine alte Frau geworden, die erstaunlich würdevoll und klug aussah. Nun fuhr sie empört auf.
    »Was zum Teufel …« Sie verstummte und starrte Marie eine Weile an. Dann verzogen ihre Lippen sich zu einem Lächeln.
    »Meine kleine Dichterin! Ich habe schon nach dir suchen lassen. Du bist aus dem Kloster entlaufen und hast tatsächlich deinen Ritter geheiratet, hat man mir zugetragen. Sehr erstaunlich, deine Hartnäckigkeit. Hoffentlich hat sie sich auch gelohnt.«
    Mit ausgestreckten Armen kam Aliénor auf Marie zu.
    »Hoheit, es sind schreckliche Dinge geschehen«, setzte Marie sogleich an und trug überstürzt ihre Geschichte vor.
    »Das ist ungünstig«, sagte Aliénor, als Marie geendet hatte. »Es macht einen schlechten Eindruck, wenn die Herrschaft meines Sohnes mit einem Gemetzel beginnt. Trotzdem, die Juden waren bereits unter Henri sehr unbeliebt. Er schützte sie, doch das Volk liebte ihn deshalb noch weniger.«
    »Aber jetzt bringt man sie um!«, schrie Marie fassungslos.
    »Ja, ja, ich weiß«, fuhr Aliénor unbeeindruckt fort. »Und das ist ungünstig. Wirklich ungünstig.«
    Dann blieb sie wie angewurzelt stehen, griff nach einer Glocke, die auf ihrem Tisch lag, und klingelte entschlossen nach einer Magd.
    »Hole mir Ranulf de Glanville, der mich in letzter Zeit bewachte«, rief sie dem verwirrten Mädchen zu, als es eingetreten
war. »Er soll nun zeigen, dass er mehr kann, als einer alten Frau das Leben schwer zu machen.«
     
    Marie ließ sich das

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