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Die Dichterin von Aquitanien

Titel: Die Dichterin von Aquitanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Essen von der Wirtin aufs Zimmer bringen, was wieder einige Pennys mehr kosten würde. Das gemeinsame Mahl mit der Königin war auf den nächsten Tag verschoben worden. Sie verteilte die heiße Brühe aus einer großen Schüssel in mehrere kleinere, wünschte sich, die Wirtin hätte auch einen Salzteller gebracht, denn das Essen schmeckte fad. Ihr Magen hörte jedoch endlich auf, laut zu rumoren. Die Kinder löffelten schweigsam. Zwar brannte Amélie stets darauf, aufregende Neuigkeiten zu erfahren, doch auf dem großen Bett in dem Raum lag eine Gestalt, die einen unsichtbaren Schatten auf alle Gemüter warf.
    Während Maries Abwesenheit war Jamila angeblich sehr ruhig gewesen und hatte mit den Kindern geplaudert, doch sobald sie diese Verantwortung wieder abgeben konnte, schien das ganze Ausmaß der Ereignisse ihr wirklich bewusst zu werden. Ein kurzer, heftiger Weinkrampf hatte so plötzlich aufgehört, wie er gekommen war. Nun lag sie nur noch still unter der Decke, die Marie über sie ausgebreitet hatte.
    »Vielleicht möchte die Dame auch etwas Suppe«, sagte Robert und erhob sich. Er trug eine Schüssel zu Jamila, die sich tatsächlich aufrichtete und ein dankbares Lächeln auf ihr Gesicht zwang. Nachdem sie an der Brühe genippte hatte, blieb die Schüssel aber unbeachtet neben dem Bett stehen.
    Marie stand auf, um Adèle zu waschen und auf einer schmalen Pritsche schlafen zu legen. In dem großen Bett hatte sie mit Robert und Amélie liegen sollen, doch nun schien es ihr angebracht, Jamila in Frieden schlafen zu lassen. Sie holte eines ihrer Pergamentblätter hervor, um Amélie und Robert ihre neue Geschichte vorzulesen. Sie schrieb
immer noch, aber nur für ihre nächsten Vertrauten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie durch Henris Tod von dem Versprechen befreit war, nicht mehr öffentlich als Dichterin aufzutreten. Seltsamerweise kam keine echte Freude in ihr auf. Sie wollte nur noch in Frieden mit ihrer Familie leben. Ohne Kriege und ohne weiteres Morden.
    Die Kerzen waren schon zur Hälfte abgebrannt, als die Tür aufflog und Jean eintrat. Er sah bleich und müde aus, wie jedes Mal, wenn er von einem Kampf zurückkehrte. In Richards Diensten hatte er viele Kämpfe ausgefochten, und Maries Aufgabe hatte stets darin bestanden, seine Wunden zu versorgen und ihm neuen Mut zuzusprechen.
    Aber nun hatten sie endlich ihr eigenes Lehen. All dies würde ein Ende haben.
    Sie löste den Schwertgürtel und half ihm, das Kettenhemd abzulegen. Dann wies sie Amélie an, die Wirtin um weitere Decken zu bitten, denn Jean sollte sich ausruhen können, ohne Jamila zu stören. So klar und knapp wie möglich schilderte sie ihre Erlebnisse des Tages. Jean sank auf einen Schemel.
    »Ich habe es mitbekommen. Es dauerte eine Weile, bis ich Meir erkannte. Dann lag er auch schon erschlagen auf dem Boden, so wie viele andere der ungeladenen Gäste. Richard schrie, man solle die Leichen hinaustragen und sie der jüdischen Gemeinde in London übergeben. Er jagte jene Ritter, die an dem Unglück schuld waren, aus dem Festsaal. Dann setzte er die Feier fort, als wäre nichts geschehen.«
    »Aber das Morden ging in London weiter«, beendete Marie die Geschichte. Jean nickte mit einem tiefen Seufzer.
    »Ich weiß. Ranulf de Glanville kam plötzlich herein, um es seinem neuen König mitzuteilen. Richard wirkte ungehalten. Ich wurde mit einigen anderen Rittern in die Stadt geschickt, um für Ordnung zu sorgen.«

    Er schüttelte sich, wie um hässliche Erinnerungen loszuwerden.
    »Die ganze Judengasse stand in Flammen. Es hat auch einige christliche Häuser aus der Nachbarschaft erwischt. Leichen lagen herum wie nach einer Plünderung. Wir haben den Mob verjagt und einige Aufwiegler verhaftet. Dann wurde es dunkel und die Stadt schien endlich wieder ruhig.«
    Er streckte den Arm aus, um Marie an sich zu ziehen.
    »Richard will morgen die Verantwortlichen bestrafen. Juden, die gewaltsam gezwungen wurden zu konvertieren, dürfen weiterhin als Juden leben. Er glaubt, dann ist der Aufruhr vorbei, und er kann sich in aller Ruhe um seinen Kreuzzug kümmern.«
    Jean bückte sich und zog die Stiefel von seinen Füßen. Er wirkte völlig ruhig, doch kannte Marie ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass jedes neue Gemetzel Narben an seiner Seele hinterließ, selbst wenn er unversehrt zurückkam. Sie stand auf, um ihm einen letzten Rest der inzwischen erkalteten Brühe zu bringen.
    Er schluckte klaglos ein paar Löffel. Dann schlang er seine

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