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Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben

Titel: Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Peetz
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Esstisch als
bildschirmfreie Zone zu halten, und entschied sich, stattdessen die Bluse für
den Arbeitstag aufzubügeln. Auch wenn die Zeit nur noch für die Vorderseite
reichte.
    Krüger fächerte einen
Stapel selbst gebrannter DVD s vor ihr auf. Die kopierten
Cover zeigten ineinandergeknotete asiatische Frauen mit blanken Busen und
gespreizten Beinen. Dazu ein beeindruckendes Arsenal an Samuraischwertern und
viel Blut. Eva vermutete, dass die japanischen Schriftzeichen im Titel etwas
wie »Kettensägenmassaker« oder »Massenmord im Bordell« heißen mussten. Sie
hätte Frido jr. fragen können. Der lernte seit zwei Jahren Japanisch an der
Schule.
    »Gemeinhin nennt man
diese Filme Asienschocker«, erläuterte der Rektor. »Ihr Sohn macht sich darum
verdient, seinen Mitschülern fernöstliche Kultur zu vermitteln.«
    Das Ziel des
Japanischunterrichts am Erzbischöflichen Gymnasium war, nach drei Jahren
sprachlich den Alltag im Land der aufgehenden Sonne zu bewältigen. Frido jr.
hatte diese banale Herausforderung längst hinter sich gelassen.
    »Erst hat Ihr Sohn die
Filme verliehen«, erklärte Krüger. »Leider war die Nachfrage so groß, dass er
sich einen neuen Vertriebsweg ausdenken musste.«
    Es dauerte einen
Moment, bis sich die Geschichte bei Eva zusammensetzte. Frido jr. war nach
Aussage von Krüger nicht nur perfekt in Japanisch, sondern zudem ein überaus
talentierter Computerspezialist, dem eine große Karriere bevorstand.
Bedauerlicherweise lebte er sein technisches Können am Schulserver aus, den er
zur Abspielstation für Filme zweifelhafter Herkunft und noch zweifelhafterer
künstlerischer Qualität umfunktioniert hatte. Frido jr. besaß den ökonomischen
Verstand seines Vaters und hatte bereits 34 Abonnenten für seinen illegalen
Kanal gewonnen. Kein Wunder, dass sein Bruder David sich keine Sorgen wegen
seiner Mathearbeit machte. Wofür hatte man einen Hacker in der Familie?
    »Ihr Sohn ist sehr
begabt«, gab der Rektor zu. »Aber das ist noch keine Garantie für ein
gelungenes Leben.«
    Ein heftiger Schlag aus
dem Obergeschoss untermalte donnernd seine warnenden Worte. Leise rieselte Putz
von der Decke und legte einen weißen Schleier über die direktoralen Locken. Das
bisschen Baustaub hielt Krüger nicht davon ab, sich in aller Breite über die
Erziehungsziele des Erzbischöflichen Gymnasiums auszulassen, über Moral und
gesellschaftliche Verantwortung zu dozieren, wobei er den ein oder anderen
Philosophen und ein paar aktuelle pädagogische Ansätze zitierte. Eva rutschte
nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Ihre Muskeln verkrampften sich, ihr Herz
pumpte das Blut immer schneller durch den Körper. Im Gesicht und am Hals spürte
sie hektische rote Flecken aufblühen. Aus dem oberen Stock klangen die Schläge
der Handwerker, im Kopf dröhnte der immer gleiche Satz durch ihre Gehirnwindungen.
Ihre Existenz reduzierte sich auf ein einziges Problem, das ihr Denksystem in
Beschlag nahm. Plötzlich und unerwartet war sie aufgetaucht, diese alles
entscheidende Frage, die über Sein und Nichtsein entschied: Habe ich heute
Morgen eigentlich das Bügeleisen ausgemacht?
    »Es freut mich, dass
Sie den Ernst der Lage erkennen«, lobte Krüger, der das Entsetzen, das Eva ins
Gesicht geschrieben stand, fehlinterpretierte.
    Eva dachte nur noch
eins: Sie musste nach Hause. Jetzt sofort. Es gab Wichtigeres im Leben als die
Verfehlungen eines Vierzehnjährigen, der seinen Schulalltag mit wahnwitzigen
Geschäftsideen belebte. Eva konnte Krüger keine Sekunde länger zuhören. Die
Vorahnung der nahenden Katastrophe wurde zur inneren Gewissheit. Die Kinder
waren längst zu Hause. Würden die vier einen Schwelbrand im Schlafzimmer
bemerken? Kohlenmonoxid war ein hinterhältiger Mörder.
    »Wir bestehen darauf,
dass Frido Mitwisser und Kunden preisgibt«, wetterte Krüger. »Wir verlangen die
lückenlose Klärung aller Vorgänge.«
    Was interessierte sie
der Strafkatalog, den Krüger herunterbetete? Was bedeutete ein drohender
Schulverweis? Ihr mütterlicher Instinkt verkündete, dass es um Leben und Tod
ging. Sie spürte es körperlich. Eva war egal, was Krüger sagte und dachte.
Nichts hielt sie mehr auf diesem Stuhl, in diesem Raum.
    »Ich muss los«,
grätschte Eva in Krügers Rede, die sich gerade den juristischen Implikationen
und den damit verbundenen Kosten näherte. Sie griff wahllos ein paar der Filme,
um ihre Bereitschaft zu signalisieren, sich mit den Verfehlungen ihres Sohnes
auseinanderzusetzen, sprang

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