Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
Ellen.“
Er genoss es zu sehen, wie sie den Mund aufklappte, die Augen zusammenkniff und angestrengt nachdachte, ob Rose während des Gesprächs vielleicht ihren vollen Namen benutzt hatte. Aber sie erinnerte sich nicht, war sich nicht sicher. Verwirrt zog sie mit einem Ruck ihren Arm zurück.
„Verschwenden Sie nicht meine Zeit, Donovan. Und nennen Sie mich gefälligst nicht so.“ Sie warf den Kopf in den Nacken und stolzierte zu ihrem Wagen.
Vielleicht konnte sie keine Gedanken lesen, aber sie wusste, dass er hinter ihrem Rücken grinste.
2. KAPITEL
S ebastian stand noch lange auf der Veranda und sah dem kleinen Wagen nach. Er war amüsiert und gleichzeitig irritiert über die wütenden Funken, die Mel in der Luft zurückgelassen hatte.
Viel Willenskraft, dachte er. Und überschäumende Energie. Ein friedfertiger Mann würde sich bei einer solchen Frau völlig verausgaben.
Sebastian betrachtete sich als friedfertigen Mann. Nicht, dass es ihn nicht reizte, sie ein wenig zu provozieren. So wie ein kleiner Junge in glühenden Kohlen herumstocherte, um zu sehen, ob er nicht eine Flamme zum Lodern bringen könnte.
Manchmal lohnte sich eben das Risiko, sich die Finger zu verbrennen.
Aber im Moment war er einfach nur müde. Zu müde, um so etwas genießen zu können. Schon jetzt war er wütend auf sich, weil er sich hatte einwickeln lassen. Das war nur geschehen, weil die beiden Frauen zusammen aufgetreten waren. Die eine so voller Angst und verzweifelter Hoffnung, die andere vor Wut schäumend und mit verächtlichem Unglauben. Er hätte sowohl mit der einen wie auch mit der anderen fertig werden können, aber vor dieser Kombination hatte er kapitulieren müssen.
Also würde er sehen. Obwohl er sich selbst eine lange Pause versprochen hatte, bevor er den nächsten Fall übernahm. Und er würde beten, dass er mit dem, was er sehen würde, leben konnte.
Aber erst einmal würde er sich Zeit nehmen, einen langen, faulen Morgen, um seinem erschöpften Geist und seiner zerrissenen Seele die Chance zu heilen zu gönnen.
Hinter dem Haus lag eine Weide, mit einem niedrigen, weiß gestrichenen Stall. Als er jetzt näher kam, hörte er schon das Wiehern und musste unwillkürlich lächeln.
Da waren sie, der kraftvolle schwarze Hengst und die stolze weiße Stute. Beide standen so still, dass sie wie Statuen wirkten, eine aus Ebenholz und eine aus schimmerndem Alabaster. Dann schlug die Stute mit dem langen Schwanz und kam zum Zaun gelaufen.
Beide hätten ohne Schwierigkeiten über den Zaun springen können. Sie hatten es mehr als einmal getan – mit ihm im Sattel. Aber zwischen ihnen herrschte Vertrauen. Das Einverständnis, dass dieser Zaun nicht Käfig, sondern Zuhause bedeutete.
„Hallo, Schönheit.“ Sebastian streichelte den langen, schlanken Hals.
„Hast du aufgepasst, dass dein Mann nicht über die Stränge schlägt, Psyche?“
Sie schnaubte sanft in seine Handfläche. In ihren dunklen Augen sah er die Freude – und etwas, das er als Humor interpretierte. Sie wieherte leise, als er sich über den Zaun schwang. Dann stand sie ruhig da, während er über ihre Flanken und ihren gewölbten Bauch streichelte.
„Nur noch wenige Wochen“, murmelte er. Fast konnte er das neue Leben fühlen, das in ihr heranwuchs. Er musste an Morgana denken, obwohl seiner Cousine der Vergleich mit einer tragenden Stute wohl kaum gefallen hätte. Selbst nicht mit einer solch prächtigen Araberstute, wie Psyche es war.
„Hat Ana dich gut versorgt?“ Er legte seine Wange an den Hals des Pferdes und spürte die Ruhe, die von ihm ausging. „Aber natürlich hat sie das.“
Er sprach mit dem Tier, ließ ihm die Aufmerksamkeit zuteil werden, die sie beide während seiner Abwesenheit so vermisst hatten. Dann drehte er sich zu dem Hengst um, der aufmerksam und abwartend, mit hoch erhobenem Kopf, ein wenig entfernt stand.
„Und du, Eros, hast du dich anständig um deine Liebste gekümmert?“
Sobald er seinen Namen hörte, stieg der Hengst mit den Vorderläufen in die Luft und stieß einen stolzen Laut aus. Lachend ging Sebastian zu dem Pferd.
„Du hast mich vermisst, gib’s zu, du wunderbare Kreatur.“ Immer noch lachend, schlug Sebastian dem Tier auf die Flanke und schickte Eros damit einmal in wildem Galopp um die eingezäunte Koppel. Als der Hengst zur zweiten Runde ansetzte, griff Sebastian mit der Hand in die wehende Mähne und schwang sich auf den Rücken des Hengstes, um ihm zu geben, wonach sie beide sich
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