Wings of Love (German Edition)
Arel
Er spürte den brennenden Schmerz und hätte er schreien können, so wäre dies ein unendlicher Laut geworden. Der Mund war ihm jedoch verschlossen worden und die Menschen hatten ihn in Eisen gelegt, sodass er sich nicht wehren konnte.
So hilf mir doch, Gott! So hilf mir doch, flehte Arel und versuchte mit letzter Kraft das Feuer zu rufen, das in ihm wohnte. Als das riesige Schwert sich weiter bewegte und seinen Flügel vom Leib trennen wollte, verlor der Engel das Bewusstsein.
"Ich weiß nicht, wie es passieren konnte", vernahm er das Flüstern einer Stimme und sacht wurde ihm über die Stirn gestrichen. Arel schlug die Augen auf und erst, als er in das Antlitz Gottes blickte, schien sein Herzschlag sich zu beruhigen.
Kein Schmerz, schoss es ihm durch die Gedanken und er wusste, dass der Herr rechtzeitig gekommen war, ihn gerettet hatte. Dankbar schloss er kurz die Augen.
"Was ist passiert, Arel? Auf Deinen Ruf bin ich sofort gekommen. Nun bist du in Sicherheit, mit beiden Flügeln und wohlbehalten, wie ich hoffe?"
"Sie haben mich gerufen, Herr. Ich bin ihrem Wunsch gefolgt, wie es als Engel meine Pflicht ist."
Mit Bitterkeit in der Stimme fuhr Arel fort: "Den Menschen zu helfen, um dann mit einer ungeahnten Schnelligkeit in eiserne Ketten gelegt zu werden, aus denen ich mich nicht befreien konnte. Sie haben auf mich gewartet. So schnell! Sie waren so schnell! Das Eisen war besprochen, hat mich gelähmt, wie ich es noch nie erlebt habe. Den Mund haben sie mir verschlossen, sodass ich nicht mehr sprechen konnte. Es ist meine Pflicht ihnen beizustehen und diese Menschen wollten mir, Deinem Engel des Feuers, die Flügel abschneiden!"
Gott strich dem jungen Mann besänftigend über die Wange.
"Sie haben ihre Strafe erhalten, Arel", erklärte er und entfernte, mit besorgtem Ausdruck im Gesicht, eine blonde Strähne des Engels aus dessen Stirn.
Arel erhob sich langsam, setzte sich auf und beruhigt stellte er das leichte Vibrieren seiner Flügel fest.
Ernst schaute er Gott in die Augen.
"Noch nie kam über meine Lippen eine Bitte. In all der Zeit, die ich existiere nicht, aber nun habe ich eine Einzige, Herr. Es gibt genug von uns, die sich um die Menschen kümmern. Streiche mich aus ihrem Gedächtnis, tilge mich aus ihrem Wissen, möge mich niemand mehr anrufen können. Wer Engel töten will, dem vermag ich nicht mehr beizustehen!"
Liam schnaufte, nahm sich einen weiteren Datenträger mit Kopien von alten Buchseiten. Unter leisem Seufzen klickte er sich Stück für Stück durch die Seiten, die er dabei überflog.
Nur am Rande bemerkte er, wie sich das Archiv leerte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass die Bibliothek bald schließen würde.
Der Student schloss die Augen, nachdem er auf das Drucksymbol geklickt hatte. Das Rattern des Gerätes verkündete, dass er noch reichlich Lesestoff mit nach Hause nehmen würde.
Seine Hände strichen über das Gesicht und das leichte Kratzen an den Handinnenflächen zeigte ihm deutlich, wie eilig er es am Morgen gehabt hatte.
"Was hat mich nur dazu gebracht, Theologie zu studieren und dann noch ein solches Referat auszusuchen? Engel der unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Ich bin so ein Idiot", flüsterte er, strich sich dabei die braunen Haare aus der Stirn. Kaum hatte der Drucker seine Arbeit beendet, griff Liam nach dem dicken Stapel Papier. Anschließend stopfte er diesen mehr in seinen Rucksack, als ordentlich zu verstauen und verließ die kircheninterne Bibliothek.
Als die Dunkelheit ihm das Lesen erschweren wollte, knipste Liam das kleine Licht der Nachttischlampe an. Er stellte jedoch fest, dass es die Müdigkeit war, die für tanzende Buchstaben vor seinen Augen sorgte.
Die alte Schrift des Dokumentes, dass er in Kopie vor sich hatte, war mehr denn je schwer zu entziffern und dem jungen Mann fielen kurz die Augen zu.
"Genug für heute", murmelte Liam, als er aus dem Sekundenschlaf erwachte. Mit einem Seufzen quittierte er den hellgelben Fleck, den er Marker auf seiner Bettdecke hinterlassen hatte. Er verschloss den Stift, legte ihn beiseite und gerade, als er das Papier dazu legen wollte, fiel sein Blick auf einen Namen.
"Der Feuerengel Arel?", fragte er verwundert. Die Müdigkeit überwog jedoch, sodass er das Blatt beiseitelegte und sich zusammenrollte.
"Morgen, Arel", flüsterte Liam und schlief ein.
Der Engel zitterte am ganzen Körper und der harte Herzschlag schien seine Brust sprengen zu wollen.
Das erste Mal seit Ewigkeiten hatte ein Mensch seinen Namen
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