Die Donovans 2: Die Spur des Kidnappers
verzierten Couchtisches.
Sebastian ließ seinen Blick noch einen Moment auf ihr ruhen, dann wandte er sich an Rose. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten, Mrs. Merrick? Oder vielleicht etwas Kühles?“
„Nein. Nein, danke, bitte machen Sie sich keine Umstände. Ich weiß, wir behelligen Sie. Aber ich habe von Ihnen gelesen. Und meine Nachbarin, Mrs. Ott, hat erzählt, wie Sie im letzten Jahr der Polizei geholfen haben, den Jungen zu finden. Den, der ausgerissen war.“
„Joe Cougar.“ Sebastian setzte sich neben Rose. „Ja, er wollte nach San Francisco, um seinen Eltern eins auszuwischen. Wahrscheinlich muss das so sein, wenn man jung ist.“
„Aber er war fünfzehn.“ Roses Stimme brach. Sie presste die Lippen zusammen und rang um Fassung. „Ich … ich will nicht sagen, dass seine Eltern keine Angst um ihn gehabt haben, aber er war fünfzehn. Mein David ist nur ein Baby. Er schlief in seinem Laufstall.“ Sie sah Sebastian flehend an. „Ich bin nur kurz hineingegangen, weil das Telefon läutete, er stand doch direkt neben der Tür. Es war nicht so, als hätte ich ihn auf der Straße allein gelassen. Er war neben der Tür. Ich war nur eine Minute weg …“
„Rose.“ Obwohl sie es vorgezogen hätte, auf Abstand zu Sebastian zu bleiben, ging Mel sofort zu ihrer Freundin. „Es ist nicht deine Schuld. Jeder weiß das.“
„Ich habe ihn allein gelassen“, widersprach Rose leise. „Ich habe nicht auf mein Baby aufgepasst, und nun ist er verschwunden.“
„Mrs. Merrick, Rose … Sind Sie eine schlechte Mutter?“ Sebastian stellte diese Frage beiläufig und sah das schockierte Entsetzen in Roses Augen.
Und die Wut in Mels.
„Nein! Nein, ich liebe David! Ich würde alles für ihn tun, er ist mein Ein und Alles. Ich …“
„Wenn das so ist, dann hören Sie auch damit auf, sich Vorwürfe zu machen.“ Er nahm ihre Hand und hielt sie so sanft und mitfühlend, dass die drohenden Tränen verschwanden. „Es ist nicht Ihre Schuld. Dass Sie sich das einreden wollen, hilft nicht dabei, David zu finden.“
Er hatte genau die richtigen Worte gewählt. Mels Wut verpuffte mit einem Schlag.
„Also werden Sie mir helfen?“, murmelte Rose. „Die Polizei sucht schon lange. Und Mel tut alles, was in ihrer Macht steht. Aber David ist immer noch nicht wieder zu Hause.“
Mel also. Ein interessanter Name für eine große schlanke Blondine mit mürrischem Gesicht.
„Wir werden David finden.“ Aufgeregt sprang Mel auf. „Wir haben Spuren, schwache zwar nur, aber …“
„Wir?“, unterbrach Sebastian sie. Ein Bild drängte sich ihm auf, ganz kurz nur – wie sie eine Pistole mit beiden Händen hielt und zielte, die Augen kalt wie grünes Eis. „Sind Sie bei der Polizei, Miss …?“
„Sutherland. Ich bin Privatdetektivin.“ Sie spie ihm die Worte förmlich entgegen. „Sollten Sie so etwas nicht wissen?“
„Mel …“, mischte sich Rose warnend ein.
„Ist schon in Ordnung.“ Sebastian tätschelte beruhigend Roses Hand.
„Ich kann sehen, oder ich kann fragen. Bei Fremden ist es eigentlich höflicher zu fragen, meinen Sie nicht auch?“
„Sicher.“ Mit einem abfälligen Schnauben ließ Mel sich wieder auf den Sessel fallen.
„Ihre Freundin ist eine Zynikerin“, bemerkte Sebastian. „Ein wenig Zynismus kann manchmal ganz amüsant sein, aber manchmal auch sehr plump.“ Er bereitete sich innerlich darauf vor, Rose eine Absage zu geben.
Er konnte sich einfach nicht noch einmal einem solchen Trauma aussetzen.
Mel war es, die alles änderte. Wahrscheinlich genau die Rolle, die ihr zugedacht war, wie er annahm.
„Ich würde einen Menschen nicht als Zyniker bezeichnen, weil er einen Scharlatan erkennt, der als barmherziger Samariter daherkommt.“ Ihre Augen sprühten Funken, als sie sich vorlehnte. „Diese ganze Geschichte mit dem Sehen ist genauso falsch wie ein Magier in einem billigen Variété, der auf der Bühne Kaninchen aus seinem Zylinder zieht.“
Sebastian zog eine Augenbraue in die Höhe, das einzige Anzeichen von Ärger. „Ist dem so, ja?“
„Täuschung bleibt Täuschung, Mr. Donovan. Hier geht es um das Leben eines Babys, und ich werde nicht zulassen, dass Sie das benutzen, um sich mit Ihrem Hokuspokus in Szene zu setzen und in die Schlagzeilen zu kommen.“ Mel stand auf, zitternd vor unterdrückter Wut. „Entschuldige, Rose, aber mir liegt zu viel an dir und an David. Ich werde nicht dastehen und zusehen, wie dieser Typ dich über den Tisch
Weitere Kostenlose Bücher