Die Donovans 3: Das geheime Amulett
Robert …“
„Ach, Robert … Soll ihn der Blitz treffen!“
„Gut, vergiss Robert“, winkte Ana ab. „Aber wie oft sind wir über die Jahrhunderte verfolgt, gejagt, gefürchtet, ausgegrenzt worden, nur weil wir sind, was wir sind? Ich schäme mich meines Blutes nicht, ich bedaure nicht, diese Gabe geerbt zu haben. Aber ich könnte es nicht ertragen, dass, würde ich ihm die Wahrheit über mich sagen, er mich ansieht wie …“, sie lachte bitter auf, „… wie einen Kessel voller Kröten und Molche.“
„Wenn er dich liebt …“
„Wenn“, betonte Ana vieldeutig. „Wir werden sehen. Aber jetzt, denke ich, solltest du dich für eine Stunde hinlegen.“
„Du lenkst schon wieder ab“, setzte Morgana an, als Nash hereingestürmt kam. Er hatte Spinnweben im Haar – künstliche –, und ein diabolisches Funkeln stand in seinen Augen.
„Das müsst ihr euch ansehen. Es ist absolut fantastisch! Ich bin ja soooo gut! Ich hätte mich fast selbst erschreckt.“ Er schnappte sich eine Selleriestange und biss herzhaft hinein. „Kommt schon, steht da nicht einfach so rum!“
„Amateure“, seufzte Morgana und rappelte sich auf.
Die beiden Frauen bewunderten Nashs holographische Gespenster in der Eingangshalle gebührend, als man draußen einen Wagen vorfahren hörte.
„Sie sind da!“ Voller Vorfreude sprang Ana auf die Haustür zu, dann erstarrte sie plötzlich. Noch während sie sich umdrehte, sank Morgana gegen Nash.
Der wiederum weiß wie seine Gespenster wurde. „Baby? Geht es los? Jetzt? Oh Gott!“
„Schon in Ordnung.“ Morgana atmete tief durch, und Ana stützte ihren anderen Arm. „Nur ein Ziehen, wirklich.“ Sie lächelte Ana zu. „Schon sehr passend, die Zwillinge ausgerechnet an Halloween zu bekommen.“
„Kein Grund zur Aufregung“, versicherte Douglas Donovan Nash immer wieder. Wie sein Sohn war auch er ein großer Mann, allerdings war das dunkle Haar, das er Sebastian vererbt hatte, tiefen Geheimratsecken gewichen. Für den Anlass hatte er einen schwarzen Frack gewählt, zu dem die knallorangefarbenen Turnschuhe in scharfem Kontrast standen – zumal sie auch noch im Dunkeln fluoreszierten. „Eine Geburt ist das Natürlichste von der Welt. Ist ja auch die perfekte Nacht dafür. Du wirst sehen, deine Zwillinge kommen ganz von alleine.“
„Richtig.“ Nash schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter. Sein Haus war voll – Hexen und Zauberer, wenn man es genau nehmen wollte –, und seine Frau saß auf dem Sofa und sah aus, als würde es ihr nicht das Geringste ausmachen, dass sie seit drei Stunden Wehen hatte. „Vielleicht war es ja falscher Alarm.“
Camilla rauschte in einem Abendkleid voll aufgenähter Münzen vorbei und klopfte Nash mit ihrem Federfächer auf die Schulter. „Überlass das nur Ana, mein Junge. Sie wird sich bestens um alles kümmern. Ich weiß noch, als ich Sebastian bekam, habe ich dreizehn Stunden in den Wehen gelegen. Wir haben Witze darüber gemacht, erinnerst du dich, Douglas?“
„Ja, nachdem du endlich aufgehört hast, mich mit Flüchen zu belegen, mein Herz.“
„Natürlich.“ Sie schwebte in Richtung Küche davon, um noch einmal den Stew zu überprüfen. Ana nahm nie genug Salbei.
„Sie hätte mich in einen Igel verwandelt, wäre sie nicht anderweitig beschäftigt gewesen“, gestand Douglas Nash im Vertrauen.
„Na, da fühl ich mich doch gleich besser“, murmelte Nash und sah Douglas skeptisch an.
Douglas entging die Ironie völlig. Herzlich klopfte er Nash auf die Schultern. „Ich bin immer froh, wenn ich helfen kann. Dafür sind wir ja hier, Dash.“
„Nash.“
Douglas lächelte milde. „Ja, natürlich.“
„Mama.“ Morgana drückte die Hand ihrer Mutter. „Bitte, rette den armen Nash vor Onkel Douglas. Er sieht so blass um die Nase aus.“
Bryna legte den Zeichenblock zur Seite. „Soll dein Vater einen kleinen Spaziergang mit ihm machen? Ich werde ihn gleich darum bitten.“
„Das wäre wundervoll.“ Sie seufzte dankbar, als Ana ihre Schultern rieb.
„Im Moment kann er hier im Haus sowieso nichts tun.“
Padrick, Anas Vater, ließ sich auf dem Stuhl nieder, sobald Bryna aufgestanden war. „Wie geht’s unserem Mädchen?“
„So weit ganz gut, es ist noch ziemlich schwach. Aber wahrscheinlich wird es bald richtig losgehen.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn auf eine Pausbacke. „Ich bin froh, dass ihr alle hier seid.“
„Ich möchte nirgendwo anders sein.“ Er legte die mollige Hand auf ihren
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