Die Doppelgaengerin
einen neuen Monitor aus dem Laden geholt, und jetzt ist sie in ihrem Büro und schließt ihn an.«
Jenni kam ins Wohnzimmer und schloss mich in die Arme. »Kann ein einzelner Mensch so blöd sein wie Jason?«, fragte sie entgeistert.
»Er kann. Hast du irgendwas gehört, als du an Moms Arbeitszimmer vorbeigekommen bist?«
»Keinen Mucks«, sagte Jenni und sah mich besorgt an. Wenn Mom sauer ist, schimpft sie vor sich hin. Wenn sie stinksauer ist, wird sie ganz, ganz still.
Wir hörten Mom durch den Flur kommen, und wir saßen schweigend da, während sie ohne ein Wort oder auch nur einen Blick in unsere Richtung an der Wohnzimmertür vorbeimarschierte. Unter dem Arm trug sie eine große Rolle Plastikfolie, die sie in die Garage schleppte. Sie kehrte mit leeren Händen zurück und marschierte erneut ohne ein Wort an uns vorbei.
»Was will sie mit dem Plastik?«, fragte Wyatt, und wir reagierten wie auf Kommando mit der klassischen »Keine-Ahnung« -Geste.
Als Nächstes hörten wir einen dumpfen Schlag und dann ein eigenartiges Scharren. Wieder kam Mom mit grimmiger, versteinerter Miene vorbei. In ihrer Hand hielt sie ein dickes Kabel, an dessen anderem Ende der eigensinnige Monitor hing. Schweigend sahen wir zu, wie sie ihn in die Garage schleifte, wo er zwei Stufen abwärts polterte und dann auf der Plastikfolie zu liegen kam, die sie auf dem Garagenboden ausgebreitet hatte.
Sie ging an Dads Werkzeuge, die an einer großen Lochtafel an der Garagenwand hingen. Dort wählte sie einen Hammer aus, den sie kurz in der Hand wog und dann wieder zurückhängte. Stattdessen griff sie nach einem kleinen Vorschlaghammer oder Holzhammer oder so. Genauer kann ich es nicht beschreiben, weil meine Werkzeugkenntnisse eher beschränkt sind. Sie nahm ihn von der Wand, sah ihn nachdenklich an und kam offenbar zu dem Schluss, dass er für ihre Zwecke geeignet war. Dann kehrte sie zu dem Monitor zurück, der auf dem Plastik lag, und schlug ihn kurz und klein. Sie hieb darauf ein, bis nur noch ein Scherbenhaufen übrig war. Glas spritzte hoch; Plastik zerplatzte. Sie zerlegte ihn in seine Bestandteile. Dann hängte sie seelenruhig den Vorschlaghammer zurück, klopfte sich die Hände ab und kam mit einem glücklichen Lächeln ins Haus zurück.
Wyatt sah sie höchst befremdet an, so als könne er sich nicht entscheiden, ob er lachen oder schreiend die Flucht ergreifen sollte. Dad legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du bist ein kluger Kerl«, sagte er aufmunternd. »Schau einfach ab und zu auf deine Fehlerliste, ob es irgendwo größere Probleme gibt, die gelöst werden sollten, dann kann dir gar nichts passieren.«
»Garantiert?«, fragte Wyatt nur.
Dad lachte. »O nein. Ich habe auch so alle Hände voll zu tun; wenn du in Schwierigkeiten kommst, bist du ganz auf dich allein gestellt.«
Wyatt drehte sich um und zwinkerte mir zu. Nein, er war nicht auf sich allein gestellt, denn jetzt hatte er mich an seiner Seite.
Widmung
Meiner lieben stressigen Freundin, die auf genau diese Weise einen Monitor zur Strecke brachte und die mir so viele Anregungen für diesen Roman gab. Diesmal werde ich – ausnahmsweise – keine Namen nennen.
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