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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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hineinschauen und griff danach, doch er riss es ihr wieder weg. »Lass los! Ich hab’s zuerst gehabt.«
    Sie war zu deprimiert, um zu streiten. Zum Streiten würden sie später ohnehin noch genug Zeit haben – den ganzen Sommer, genau gesagt. Sie legte die Füße auf ihren Koffer und nahm sich das braune Packpapier, das er beiseite geworfen hatte. Die saubere Handschrift war anders als das enge Gekrakel in dem Brief von neulich, den sowohl sie als auch Tyler mehrmals gelesen hatten, um sich ein Urteil darüber zu bilden, ob dieser Farmbesuch wirklich so schlimm werden würde, wie sie dachten, oder noch schlimmer. Das Päckchen war adressiert an »Herrn Tyler Jenkins und Fräulein Lucinda Jenkins«, was so beknackt war, dass sie fast gelacht hätte. Am unteren Rand stand in Großbuchstaben: »ERST ÖFFNEN, WENN IHR IM ZUG NACH STANDARD VALLEY SITZT!« Auf die Rückseite war das gleiche »OF« gestempelt wie auf den Brief.
    Andere Handschrift. Was hatte das zu bedeuten? Dass ihr überraschend aufgetauchter Großonkel nicht der einzige Verrückte war, mit dem sie es zu tun haben würden?
    »He, hör mal«, sagte Tyler. »Das ist der Wahnsinn. ›Selbst bei der ganz alltäglichen Versorgung und Fütterung darf mannie vergessen, dass diese Tiere groß und gefährlich sind. Schon ein Rülpsen von einer satten Kuh kann eine Stichflamme von zwei Metern werfen. Viele Kuhhalter haben daran erst gedacht, nachdem sie sich schwere Verbrennungen zugezogen hatten. Feuerschutzanzüge und andere Spezialausrüstung sind für alle Arbeiten geraten …‹« Er wandte sich seiner Schwester zu. »Das heißt, die können Feuer rülpsen!«
    »Was redest du da? Steht das wirklich da drin – dass es flammenspeiende Kühe sind?« Jetzt wurde sie langsam richtig nervös. »Dieser Kerl ist echt verrückt. Wir müssen aus diesem Zug raus.«
    »Asbest? He, man muss Handschuhe aus Asbest anziehen, wenn man die Kühe füttert.«
    Lucinda schüttelte den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Lass mich mal gucken.«
    »Jetzt hab ich es.«
    »Gib her oder du kriegst nichts von dem Geld ab, das Mama mir für Essen gegeben hat.«
    »Das ist nicht dein Geld!«
    »Das ist auch nicht nur dein Buch. Es ist an uns beide adressiert.« Er starrte sie finster an. »Komm schon, Tyler, lass mich mal gucken. Das macht mir Angst.«
    Er behielt die finstere Miene noch einen Moment bei, dann gab er es ihr. Es war biegsam und schwer, und es sah wirklich so aus, als ob jemand in einen Copyshop gegangen wäre und es selbst hergestellt hätte. Auf dem Einband, der aus noch billigerem Papier war als der Rest, stand:
    Haltung und Fütterung von Kühen
    von
    Gideon Goldring.
    Sie schlug es auf. Auf der ersten Seite las sie:
    Manche werden sich fragen, warum ich dieses Buch schreibe, da doch so wenige Leute jemals eine Kuh auch nur zu Gesicht bekommen werden, von halten gar nicht zu reden. Aber das hierin enthaltene Wissen ist hart erworben und sollte nicht verlorengehen. Ich bin kein junger Mann mehr, und es könnte sein, dass ich nicht mehr dazu kommen werde, meine sämtlichen Kenntnisse an einen Nachfolger weiterzugeben. Deshalb schreibe ich dies in der Hoffnung nieder, dass es künftigen Haltern beschieden sein möge, ihre Kühe nicht nur überleben, sondern auch gedeihen und fliegen zu sehen.
    »Fliegen?« Lucinda sah Tyler an. »Der ist verrückt! Der ist echt verrückt!«
    »Wem sagst du das? Warte nur, bis du an die Stelle kommst, wo’s darum geht, sie zu fangen – in den Baumwipfeln Netze zu spannen und so Zeug.«
    Lucinda sah sich die Seite genauer an. »Moment mal. Da stand vorher gar nicht ›Kuh‹, glaube ich.« Sie rieb mit dem Finger über das Papier. »Vor dem Kopieren ist jemand das durchgegangen und hat über irgendein anderes Wort immer ›Kuh‹ geschrieben. Guck, es ist kürzer als das ursprüngliche Wort. Links und rechts ist ein größerer Abstand.«
    »Ja, du hast recht – hier und hier auch. Und hier.« Tyler blätterte zwei Seiten weiter. »Überall, wo ›Kuh‹ steht, stand vorher was anderes.« Er blickte seine Schwester an. »Was soll das?«
    »Keine Ahnung. Ich überlege gerade, ob wir genug Geld haben, um nach Hause zu kommen, wenn wir am nächsten Halt aussteigen.« Sie nahm das Geld aus ihrem Portemonnaie und zählte nach. »Zwanzig Dollar. Meinst du, das reicht? Es reicht nicht.«
    »Es reicht für was zu essen und zwei Cokes.«
    Wieder zischte draußen etwas am Fenster vorbei, ein kleiner Schattenstreif, doch als Lucinda

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