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Die Drachen von Montesecco

Die Drachen von Montesecco

Titel: Die Drachen von Montesecco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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Lichteinfall etwas changierte, im ganzen aber den Farbton der Haare perfekt aufnahm.
    »Filmstars«, flüsterte Ivan Garzone. Er saß auf der Steinbrüstung am Rande der Piazzetta. Links lag seine Bar, ein einstöckiger Kasten, dessen Fassade er nur zu zwei Dritteln renoviert hatte, bevor ihm das Geld ausgegangen war. Die geplante Leuchtschrift über dem Eingang konnte er für die nächsten Jahre vergessen, und so blieb die Werbetafel für Sammontana-Eis das einzig sichtbare Zeichen für die Funktion des Gebäudes. An die Bar lehnte sich die Sebastianskapelle mit ihrem abblätternden roten Putz. Gegenüber standen das seit Jahrzehnten verlassene Pfarrhaus und daneben eine kleine Dorfkirche, die höchstens jeden zweiten Sonntag geöffnet wurde. Rechts wurde die Piazzetta von einem halb niedergetretenen Maschendrahtzaun abgeschlossen, hinter dem der ehemalige, inzwischen völlig von Unkraut überwucherte Gemüsegarten des Pfarrhauses lag. Mitten auf der Piazzetta wuchsen zwei Eschen empor, die den beiden Steinbänken im Sommer Schatten spendeten. Das war alles. Es war der Ort, an dem sich die fünfundzwanzig Einwohner Monteseccos auf einen Plausch und ein Glas Wein trafen. Hier war nicht die Spanische Treppe oder die Piazza Navona, hier gab es kein Pantheon und keine Designerboutiquen wie in der Via Condotti. Es war nicht die Schuld Monteseccos, daß es als Kulisse für Filmstars so armselig wirkte. Dennoch schämte sich Ivan ein wenig für sein Dorf.
    »Fotomodelle!« nuschelte der alte Marcantoni. Er schüttelte den Kopf. Filmstars traten allein auf. Oder vielleicht noch als Paar, die schöne Hauptdarstellerin mit ihrem Filmliebespartner nämlich. Aber drei schlanke, perfekt gebaute Mädchen, von denen eines noch dazu schwarz war, das konnten nur Models sein. Franco hätte jetzt gern seinen Nadelstreifenanzug getragen. Oder zumindest die guten schwarzen Schuhe statt der ausgelatschten Schlappen.
    »So ein Quatsch«, sagte Marta Garzone.
    »Das sieht doch ein Blinder, was das für welche sind«, sagte Milena Angiolini.
    »Fotomodelle aus Rom«, sagte Franco Marcantoni.
    »Filmstars aus Cinecittà«, sagte Ivan Garzone.
    »Halt dich zurück, Ivan! Und du geh rein, Gigino! Los, geh schon!« Marta Garzone gab ihrem Sohn einen Klaps. Gigino verzog sich murrend in die Bar.
    »Das sind eindeutig Nutten«, sagte Milena Angiolini.
    Franco Marcantoni fragte sie, ob sie nicht leiser reden könne, er sei zwar alt, aber noch lange nicht schwerhörig. Im übrigen verstehe er überhaupt nicht, wie sie auf so einen Quatsch komme, er habe im Gegensatz zu ihr nämlich schon Nutten gesehen, Ende der fünfziger Jahre im Hafenviertel von Neapel und dann später noch mal in Bari, und er könne den Anwesenden versichern, daß die ganz anders ausgesehen hätten, grell geschminkt und aufgeschwemmt und irgendwie, na ja, vulgär, während diese jungen Damen hier elegant und geschmackvoll und wie das blühende Leben selbst …
    »Edelnutten sind auch Nutten«, sagte Marta Garzone.
    »Die verlangen bloß mehr«, sagte Milena Angiolini.
    Lidia Marcantoni bekreuzigte sich und lief zum Kirchentor. Sie schloß auf, so schnell es ihre zitternden Hände zuließen. Vor dem Marienbild kniete sie ächzend auf das ungepolsterte Holz der Kirchenbank nieder. Sie faltete die Hände und flehte die Muttergottes an, vor Gott zu bezeugen, daß sie nur das Beste gewollt habe.
    Draußen auf der Piazzetta stakste die Rothaarige auf die Gruppe an der Steinbrüstung zu. Sie hatte einen ganz leichten Silberblick und lächelte Franco Marcantoni an, als habe er zu entscheiden, wer auf der Oktobertitelseite von Playboy Italia abgebildet würde. »Wissen Sie vielleicht, wo wir Signor Sgreccia finden können? Benito Sgreccia?«
    Franco Marcantoni lächelte. Er brachte kein einziges Wort heraus, doch gelang es ihm irgendwie, den Arm zuheben. Stumm wies er auf die Tür des Pfarrhauses. Die Rothaarige dankte und wandte sich um. Franco sah ihr nach, wie sie über die Piazzetta stöckelte. Er lächelte noch immer.
    »Warum hast du nichts gesagt?« tuschelte Ivan Garzone.
    Franco Marcantoni lächelte selig.
    »He, Franco!« Ivan stieß ihn in die Seite.
    »Hm?«
    »Du hättest sie in ein Gespräch verwickeln sollen.«
    »Was hätte ich denn sagen sollen?« fragte Franco.
    »Was weiß ich? Ob sie zum erstenmal in Montesecco ist?«
    »Genial!« höhnte Franco. »Hast du sie vielleicht schon mal hier gesehen?«
    »Dann halt etwas anderes. Wie es ihr hier gefällt?«
    »Du hast

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