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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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hatte lockige rote Haare, die wegen ihrer enormen Masse geflochten, zusammengebunden und zu einer kompliziert wirkenden Frisur hochgesteckt waren. Sie bewegte sich flink und mit gezügelter Kraft. Ihr Körper war klein und gedrungen, doch sie wirkte größer, weil sie Selbstsicherheit ausstrahlte und eine feste Stimme hatte.
    „Madox, mein alter Freund, es ist höchste Zeit, dass du endlich mal die Stufen reparierst. Oder willst du, dass ich mir eines Tages sämtliche Knochen breche?“ Darorah spielte gekonnt die Strenge. Aber ihre leuchtenden Augen verrieten, dass sie freudig erregt war. Die Frau und ihre rotblonde Tochter zogen sich die warmen Pelzmäntel, Mützen und Handschuhe aus und hingen sie neben dem Feuer zum Trocknen auf.
    „Wo ist er, Madox, ich sehe ihn nirgends?“
    Der Eremit deutete mit seinem arthritischen Finger auf seine Lagerstatt, wo die Pelzdecken sich häuften, doch der Junge war nicht zu sehen! Madox ging hin und zupfte suchend an den Decken, bis verschüchterte grüne Augen zwischen den Pelzen hervor lugten.
    „Darf ich dir unseren namenlosen Freund vorstellen, Darorah?“
    „Ih had Öhne ahd!“
    Irritiert fragte Madox: „Was hast du gesagt, Junge? Komm unter den Fellen hervor, wir verstehen dich nicht!“ Er zupfte wieder an den Decken, aber der Junge hielt sie energisch fest.
    „Niiin, Öhne ahd!!!!“
    „Ich verliere gleich die Geduld mit dir! Sprich laut und deutlich!“
    Mit einem Ruck gewann der Alte das Fellziehen und legte ihn zur Hälfte frei. Wutentbrannt schnappte sich sein Gast das nächstbeste Fell, bedeckte mit hochrotem Kopf seinen Oberkörper bis zum Hals und brüllte: „Ihr habt SÖHNE gesagt!“ Jetzt war es an Madox, einen hochroten Kopf zu bekommen. „Oh, Junge, entschuldige bitte, ich vergaß, dass ein Mädchen im Raum ist, tut mir wirklich leid.“
    Issyrle, die bisher zurückhaltend die Szene beobachtet hatte, kicherte nun ungeniert und sagte keck: „Du wirst auch nicht anders als meine elf Brüder aussehen.“ Darorah drehte sich zu ihr um und sagte energisch: „Issyrle, geh sofort zum Kessel und rühre den Brei , solange bis ich dir erlaube, dich wieder umzudrehen, weil er dann angezogen ist!“ Sie verkniff sich mit einiger Mühe ein breites Grinsen.
    „Hier. Da hast du.“ Die Frau warf ein Bündel Kleidung aufs Bett und setzte sich dann an den Tisch, mit dem Rücken zur Lagerstatt. Madox gesellte sich zu ihr. Er strich mit fahrigen Händen über die Tischplatte, schnippte nicht vorhandene Krümel vom Tisch und konnte seine Erregung kaum noch zügeln.
    „Er ist es, Darorah“ flüsterte er. „Ich bin mir so sicher, dass er es ist, aber ich brauche deine Bestätigung. Er trägt das Mal der Lilie auf seiner linken Schulter!“
    Alsbald kam der Junge warmgekleidet an den Tisch. Darorah griff nach seinen Händen und zog ihn mit prüfendem Blick zu sich heran. „Lass dir in die Augen schauen. Wir sind hier um dir zu helfen, deine Wahrheit zu finden. Vertraue uns bitte.“ Sie zog ihn auf den nächsten Stuhl herunter und hielt den Augenkontakt. Ihre feinen Heilerinnensinne erbebten , als sie klar erkannte, dass d er Junge nicht von dieser Welt war. Gleichwohl war er spürbar auch ein Teil dieser Welt. Sie fühlte eine große Ruhe über sich kommen, eine Gewissheit. Darorah ließ leise aufatmend seine Hände los, als ihre Tochter Issyrle Teller verteilte und den Kupferkessel mit dem dampfenden Getreidebrei auf den Tisch stellte.
    „Jetzt lasst uns essen, und dann reden wir.“
    Madox griff zum Schöpflöffel und häufte jedem eine wohlbemessene Portion gekochtes Getreide mit süßen Lilienknospen auf den Teller. Alle hatten Hunger und so aßen sie zügig, bis der Kessel geleert war.
    „Kochen kannst du, Madox, das muss man dir lassen.“ Darorah zollte ihm gerne Anerkennung, denn sie selbst war bemerkenswert unfähig als Köchin und gab das unumwunden zu.
    Der Junge schob gesättigt seinen leeren Teller von sich weg und wusste nicht, wo er hinschauen sollte. Diese Menschen waren gut zu ihm gewesen, aber er war dennoch völlig verunsichert. Was sollte er hier bloß? Warum war diese Leere in seinem Kopf?
    Darorah schaute zu Madox rüber. „Er kann es wirklich sein, ich fühle seine Andersartigkeit. Ich muss nur noch das Zeichen auf seiner Haut sehen.
    „Darf ich?“ Sie blickte den Jungen bittend an.
    „Was denn?“
    „Das Zeichen auf deiner Schulter sehen.“
    Issyrle fing an, den Tisch abzuräumen und hielt sich mit einer Hand grinsend die Augen

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