Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
F'nor.
Er brachte F'lar zurück in die Gegenwart.
Sie waren über eine steile Rampe nach unten gestiegen. Einfache Hütten säumten den Weg. F'lar bemerkte das Moos auf den Dächern und die Kletterpflanzen, die sich um das Mauerwerk rankten. Die Erkenntnis, dass selbst die primitivsten Vorsichtsmaßnahmen außer acht gelassen wurden, berührte ihn schmerzhaft.
»Unsere Ankunft hat sich schnell herumgesprochen.«
F'nor lachte vor sich hin und nickte einem Bäcker zu, der mit einem leisen Gruß an ihnen vorübereilte.
»Nirgends sind Frauen zu sehen.«
Seine Beobachtung stimmte.
Zu dieser Tageszeit hätte man normalerweise überall Frauen antreffen müssen in den Läden, am Waschplatz oder in den Gärten.
»Früher war es eine Ehre, von Drachenreitern auserwählt zu werden«, stellte F'nor sarkastisch fest.
»Wir suchen zuerst die Tuchweber auf. Wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich lässt…
»Es lässt dich nie im Stich«, warf F'nor trocken ein.
Er nützte ihre Blutsverwandtschaft nicht aus, aber er hatte ein herzlicheres Verhältnis zu dem Bronzereiter als die anderen Männer im Weyr.
F'lar war ein zurückhaltender Mensch, selbst in der kleinen Gemeinschaft, in der enge Bindungen herrschten. Er achtete bei seinem Geschwader auf strenge Disziplin, aber die Drachenreiter dienten gern unter ihm. Seine Gruppe siegte immer bei den Kampfspielen. Nie verschwand jemand im Dazwischen, und nie erkrankte ein Drache seines Geschwaders, so dass der zugehörige Reiter aus dem Weyr verstoßen werden musste.
»L'tol ließ sich hier in der Nahe nieder«, fuhr F'lar fort.
»L'tol?«
»Ja. Ein grüner Reiter aus S'lels Geschwader. Du erinnerst dich sicherlich an ihn.«
Ein falsch berechneter Bogen während der Frühlingsspiele hatte L'tol und sein Tier genau in den Phosphorstrahl von S'lels Bronzedrachen Tuenth gebracht. Der Reiter war von einem anderen Tier aufgefangen worden, aber sein Drache hatte die Vergiftung nicht überlebt.
»L'tol könnte uns bei der Suche nützlich sein«, meinte F'nor zustimmend, als sie auf die Bronzetore des Tuchweberhauses zugingen.
Sie blieben an der Schwelle stehen und warteten, bis sich ihre Augen an den schwachen Glanz gewöhnt hatten, der aus Nischen und Seitenschiffen drang. Plötzlich stand jemand neben ihnen und bat sie mitzukommen. Sie wurden in ein kleines Büro geführt, das durch einen Vorhang vom Hauptsaal getrennt war.
Ihr Führer drehte sich um. Im Schein der Wandleuchten sahen sie, dass er ein Drachenreiter war. Aber tiefe Falten zerfurchten sein Gesicht, und in seinen Augen brannte Sehnsucht. Er blinzelte unaufhörlich.
»Ich bin jetzt Lytol«, sagte er mit harter Stimme.
F'lar nickte.
»Sie müssen F'lar sein«, fuhr Lytol fort, »und Sie F'nor. Sie haben beide Ähnlichkeit mit Ihrem Vater.«
Wieder nickte F'lar.
Lytol schluckte und sein Gesicht verzerrte sich. Die Gegenwart der Drachenreiter hatte ihn daran erinnert, dass er im Exil lebte. Er versuchte zu lächeln.
»Drachen am Himmel! Die Nachricht hat sich mit der Schnelligkeit von Silberfäden verbreitet.«
»Nemorth hat ein Königinnenei gelegt.«
»Und Jora ist tot?« fragte Lytol besorgt. Einen Moment lang war sein Gesicht ruhig.
»Ihr Partner war Hath?«
F'lar nickte.
Lytol schnitt eine bittere Grimasse. »Also wieder R'gul, was?« Er starrte ins Leere, und seine Wangenmuskeln zuckten.
»Ihr übernehmt das Hochland?
Alle Burgen?«
Lytol legte eine sonderbare Betonung in das Wort »alle«.
F'lar nickte zustimmend.
»Ihr habt die Frauen gesehen.«
Lytols Verachtung war unverkennbar.
»Nun, es gibt nirgends im Hochland andere.«
Er ließ sich an einem ausladenden Tisch nieder, der in der Ecke des Raumes stand. Seine Hände umkrampften den Gürtel.
»Man möchte beinahe das Gegenteil annehmen, nicht wahr?« fuhr Lytol fort.
Er redete zuviel und zu schnell. Bei einem anderen Mann wäre es beleidigend, unhöflich gewesen. Aber sie wussten, wie sehr er unter der Einsamkeit des Exils litt. Lytol stellte oberflächliche Fragen, die er selbst beantwortete. Er hatte Angst davor, dass die Drachenreiter Themen anschneiden könnten, die zu schmerzhaft für ihn waren. Dennoch lieferte er den Männern genau die Informationen, die sie brauchten.
»Aber Fax mag es, wenn seine Frauen fett und gehorsam sind«, sagte er.
»Selbst Lady Gemma musste das erfahren.
Er hätte sie längst umgebracht, wenn er nicht auf die Unterstützung ihrer Familie angewiesen wäre. Ah, er hätte sie umgebracht. So zeugt
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